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Meggendorfers humoristische Blätter: Zeitschr. für Humor u. Kunst — 20.1895 (Nr. 210-222)

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https://doi.org/10.11588/diglit.16558#0020
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c g g e n d o r f e r s k) u in o r i st i s ch e Blätter.

Äuf dem Wall'.

Aeöergefäll'ig.

chausierer (zu dem, der ihn zur
Thüre hinausgeworfen): „A 5eif' hätt
ich, ä billige, wenn se sich vielleicht
haben gemacht schmutzig de chänd an
inai Rockl" _

Zegreiflich.

professor: „Sie maren mein
Schüler? Ah ja, jetzt erinnere
ich mich. Sie sind der Mayer?"
Na'ser: „Allerdings I bjerr pro-
fessor haben wirklich ein ansge-
zeichnetes Gedächtnis I"
professor: „Na, na, 's ist nicht
fo argl Bei derlei Gelegeicheiten
frage ichden Betresfendenimmer,
ob er nicht Mayer heißt. Das
trifft meistens znl"

bferr: „Nnn, bfcrr Lientenant, so einsam hier in der Ecke?"
Lientenant: „Beobachte meine Ivirknng auf Damenl"

Das Manuorbild.

^ 7nfern von Neapel gab es an dem Strand dcr blanen Sec
^ Lines alten Anaben Billa, welcher fdrätor war a. D.

Linst mit jDarthern und Germanen schlug er weidlich sich hernm,
Schließlich, als er fiinfzig zälstte, schien ihm dieses doch zu dumm.

Und am schönen Ljeimatstrande opfert er fortan in Ruh

Statt dem Ariegsgott nnr dem Barchns nnd der Benns auch dazn.

Dankbar pries er des Falerners siißen Dnft nnd starken Geist;

Non den andern Gottesgaben liebt' er Ltzdia znmeist.

Und erwägend, daß die Schönheit selten hält den ^ahren Stand,
Ließ er einen Bildner rnfen ans dem lieben Griechenland;

Und der Bildner kam und meiselt' sprechend ähnlich nach Lontraet
Ihm in Marmor Ltzdchens Reize, lebensgroß nnd völlig — Akt.

In des Gartens schönster Lanbe ward das Bildnis anfgestellt. —
Leider ward zn Lharons Gästen bald der alte Ljerr gesellt.

N)as aus Ltzdia geworden, davon schweigt die 5age mild;
kfoffen wir, daß es ihr besser ging, als ihrem Ukarmorbildl

Denn auf schnellen Schiffen kamen die Bandalen frech nnd froh,
Dhne jedes Ruiistempfinden und von Sitten ziemlich roh.

Diese fanden, daß das Bildnis allzn nnbekleidet sei,

Und moralisch drob entriistet schlngen sie es chracks' entzwei.

Linmal angefangen, wurde Alles kurz nnd klein gehan'n; —

Als sie endlich abgesegelt, gab es Nieles nen zn ban'n.

Und zum Ban'n bedarf es Ukörtel, den man ans dem Ualk gcwiniit;
Dies erklärt nns, wo die Stiicke Ltzdias geblieben sind.

Erst nach sechzehnhundert Iahren ward ein Stiickchen noch entdeckt,
Das im Boden einer vigna wohlverwahrt so lang gesteckt.

Ach, es war das rechte Fiißchen von der Ukarmor-Lydia I —

Sehr defekt; die große Zehe war nnr eigentlich noch da.

Doch znm Gliicke des Fragmentes, und sich selbst zum größten Gliick
Fand ein junger, hochgele'hrter, dentscher Doktor dieses Stiick;

Nahm es mit und schrieb dariiber eine Differtation,

Nlelche jeder schleunigst lese, der sie nicht gelesen schon I

Denn sie lehrt, daß es das Brnchstiick einer Aphrodite sei,

Bon jdraxiteles vermutlich, oder mind'stens nah dabei;

Daß es in der Runstgeschichte eine große Liicke fnllt
Und vielleicht sogar ein Rätsel der Mtzthologie enthiillt.

Im Antikenkabinette jetzt das schöne Fundstück glänzt;

Lin Berliner Aünstler hat es schon vermutungsweis' ergänzt.

Zwar es war nicht Aphrodite's, Lydchens Zehe war es nnr;

Doch dem jungen Doktor half sie immer noch znr jdrofessur. E. L.

^Konolog.


„Mir is alles N)nrst, nnr diese würst
san mir net U)urft."
 
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