L. Meggendorfers L)umoristische Blätter
Sonderöar.
yumoreske von V. Tetzlaff. (Schluß).
u bist undankbarl Ich würde mich freuen, wenu ich
mal einen so guten Mann bekäme.''
„Nag sein l — Denke dir: andere Nänner findeir 'mal, daß
das Lssen schlecht, da kann man böse sein I Meiu Mann findet
alles gut und schmackhaft l Anderc Männer rauchen zu Lsause,
darüber kann man reden, weil es den Gardinen schadet I Mein !
Mann raucht nie zil thausel Andere Männer brennen 'mal
mit der Ligarre ein Loch in eine theure Tischdecke, da kann ^
man Arach machen I Mein Mann würde sich aushängen, wenn
ihm so etwas passierte l Siehst Du, so geht's mir I"
„Sagtest Du uicht, Dein Mann wollte um sieben Uhr kom- s
men? Ls ist ja schon bald halb achtl"
„Gott, jal Sollte er sich gebessert haben?I"
„Vielleicht ist ihm etwas passiert?"
„N)as soll ihm denn passiert sein? Also die Lrlösung nahtl ^
Menn er jetzt kommt, mache ich ihm eine Gardin?npredigt I"
„Aber wie kannst Du wegen —"
„Ruhig l Bitte thue mir einen Gefallen l Gehe jetzt, damit
ich allein bin, wenn bjans kommtl Ich muß heute auspackenl"
„Du bist geradezu grausaml"
„bjier — Dein Mantell — bhier, Dein Schirml"
Die junge Frau drängte die zögernde Freundin zur Tbür.
„Schnell, schnell! verdirb mir dcn 5paß nicht l U)enn er
jetzt kommt, zanke ich so lange, bis er grob wird, dann weine j
ich — schnell doch, knöpse doch den Mantel draußen zu I — und
dann bin ich drei Tage lang bösel"
Als die junae Frau ihre Frcundin aus der U)obnung batte, trat
sie schnell vor den 5piegel und studierte sich ein bitterböses Geiicht ein.
Ls kam etwas anderes, als Frau l)r. U)inter gcdacht hatte. Der
brave Gatte kam, wie wir wissen,
noch — lange nicht nach bjause.
Bis acht Uhr ungesähr wurde
die junge Frau immer ver-
gnügter, wuchs doch von Minute
zu Minute ihre Berechtigung, bei
der Nachhausekunst des Gatten
„aufthauen" zu können. Uach
acht fing sie langsam an, ängstlich
zu werden. vielleicht war ihm doch
etwas zugestoßen! Um neun Uhr lag
sie schon schluchzend auf dem 5opba.
Als er um zehn noch nicht kam,
legte sie sich schlasen; sie wollte ihm
zeigen, wie gleichgiltig er ihr war.
Um els Uhr stand sie wieder auf und
lief händeringend von einem Zimmer
zum andern. Um zwöls Uhr war sie aus einem 5tuhl — eingeschlasen.
Als Dr. NAnter um drei Uhr in seligster 5timmung nach
chanse kam, gab es wirklichen, nicht künstlichen „Arach". Denn
als die jnnge Frau, durch cinen umfallenden Stuhl aus dem
Schlafe geschreckt, ihren Gatten, um den sie sich so geängstigt
hatte, nnn angetrnnken vor sich sah, bemächtigte sich ihrer eine solche
Lrbitterung gegen denselben, daß sie ihn wie einen kleinen Iungen
auszankte. Or. U)inter ließ sich das nicht gesallen, er polterte
tüchtig dazwischen und es kam zu einer derben Auseinandersetzung.
Acht Tage lang sahen sich die jungen Eheleute nicht an,
dann gab es eine rührende Uersöhnungsscene. —
Und jetzt? — Nuu, Ur. N)inter hat sich seit dem Tage
gcändert. Lr gebt sehr oft allein aus; er spielt Skat wie srüher,
hat alle Tage einen kleinen Auftritt mit seiner jungen Frau,
welche ibn manchmal mit ihren Thränen geradezu unterhält,
hat schon zweimal mit der Ligarre ein Loch in den teuren
Sophabezug gebraunt und findet bei Tisch immer etwas zu mäckeln!
Und Frau Dr. winter? — Sonderbar; sie hat sich noch
nie so wohl gefühlt wie jetzt; sie gedeiht mit ihrem Mann um
die Mette I —
Sonderöar.
yumoreske von V. Tetzlaff. (Schluß).
u bist undankbarl Ich würde mich freuen, wenu ich
mal einen so guten Mann bekäme.''
„Nag sein l — Denke dir: andere Nänner findeir 'mal, daß
das Lssen schlecht, da kann man böse sein I Meiu Mann findet
alles gut und schmackhaft l Anderc Männer rauchen zu Lsause,
darüber kann man reden, weil es den Gardinen schadet I Mein !
Mann raucht nie zil thausel Andere Männer brennen 'mal
mit der Ligarre ein Loch in eine theure Tischdecke, da kann ^
man Arach machen I Mein Mann würde sich aushängen, wenn
ihm so etwas passierte l Siehst Du, so geht's mir I"
„Sagtest Du uicht, Dein Mann wollte um sieben Uhr kom- s
men? Ls ist ja schon bald halb achtl"
„Gott, jal Sollte er sich gebessert haben?I"
„Vielleicht ist ihm etwas passiert?"
„N)as soll ihm denn passiert sein? Also die Lrlösung nahtl ^
Menn er jetzt kommt, mache ich ihm eine Gardin?npredigt I"
„Aber wie kannst Du wegen —"
„Ruhig l Bitte thue mir einen Gefallen l Gehe jetzt, damit
ich allein bin, wenn bjans kommtl Ich muß heute auspackenl"
„Du bist geradezu grausaml"
„bjier — Dein Mantell — bhier, Dein Schirml"
Die junge Frau drängte die zögernde Freundin zur Tbür.
„Schnell, schnell! verdirb mir dcn 5paß nicht l U)enn er
jetzt kommt, zanke ich so lange, bis er grob wird, dann weine j
ich — schnell doch, knöpse doch den Mantel draußen zu I — und
dann bin ich drei Tage lang bösel"
Als die junae Frau ihre Frcundin aus der U)obnung batte, trat
sie schnell vor den 5piegel und studierte sich ein bitterböses Geiicht ein.
Ls kam etwas anderes, als Frau l)r. U)inter gcdacht hatte. Der
brave Gatte kam, wie wir wissen,
noch — lange nicht nach bjause.
Bis acht Uhr ungesähr wurde
die junge Frau immer ver-
gnügter, wuchs doch von Minute
zu Minute ihre Berechtigung, bei
der Nachhausekunst des Gatten
„aufthauen" zu können. Uach
acht fing sie langsam an, ängstlich
zu werden. vielleicht war ihm doch
etwas zugestoßen! Um neun Uhr lag
sie schon schluchzend auf dem 5opba.
Als er um zehn noch nicht kam,
legte sie sich schlasen; sie wollte ihm
zeigen, wie gleichgiltig er ihr war.
Um els Uhr stand sie wieder auf und
lief händeringend von einem Zimmer
zum andern. Um zwöls Uhr war sie aus einem 5tuhl — eingeschlasen.
Als Dr. NAnter um drei Uhr in seligster 5timmung nach
chanse kam, gab es wirklichen, nicht künstlichen „Arach". Denn
als die jnnge Frau, durch cinen umfallenden Stuhl aus dem
Schlafe geschreckt, ihren Gatten, um den sie sich so geängstigt
hatte, nnn angetrnnken vor sich sah, bemächtigte sich ihrer eine solche
Lrbitterung gegen denselben, daß sie ihn wie einen kleinen Iungen
auszankte. Or. U)inter ließ sich das nicht gesallen, er polterte
tüchtig dazwischen und es kam zu einer derben Auseinandersetzung.
Acht Tage lang sahen sich die jungen Eheleute nicht an,
dann gab es eine rührende Uersöhnungsscene. —
Und jetzt? — Nuu, Ur. N)inter hat sich seit dem Tage
gcändert. Lr gebt sehr oft allein aus; er spielt Skat wie srüher,
hat alle Tage einen kleinen Auftritt mit seiner jungen Frau,
welche ibn manchmal mit ihren Thränen geradezu unterhält,
hat schon zweimal mit der Ligarre ein Loch in den teuren
Sophabezug gebraunt und findet bei Tisch immer etwas zu mäckeln!
Und Frau Dr. winter? — Sonderbar; sie hat sich noch
nie so wohl gefühlt wie jetzt; sie gedeiht mit ihrem Mann um
die Mette I —