t. INeggendorfers ^urnoristische Blätter.
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Kocht noch beffer.
t. Ullteroffizier: „Nun, Du hast ja für Deine Liua fchneU
Lrsatz gefundenl"
2. Unteroffizier: „Ia, diese Marie ist aber auch eine herr-
liche person, habe mich in sie gleich nach dein ersten warmen
Abendbrot verliebtl"
Der Schwiegersohu.
as war das?" fragte bferr Rirsch ängstlich.
„Das Donnerwetter soll in so eine wirtschaft schlagen"
rief der kfauxtmann. Lferr Tobias öffnete seine jdostille und
schien ein Gebet lesen zu wollen, worauf fämmtliche Köpfe
wieder verschwanden; auch der Stadtmissionar kehrte in sein
Zimmer zurück.
Lben legte Herr Kirsch die letzte Lsand an seine Toilette
Lferr Tobias stärkte sich durch einen längern Norgenpsalm, Frau
Iosephine Rüchlein stippte mit einem schwärmerischen Blicke
nach der Seite, wo der Lfauptmann wohnte, einen Zwieback
in ihren Thee und der Lfauptmann selbst zündete sich noch immer
brummend eine lttorgencigarre an — da ein zweites lttal dieser
furchtbare Ton, jetzt aber ganz deutlich erkennbar als von einem
lNusikinstrument stammend. Ls dröhnte und schmetterte, daß die
Thüren zitterten und der ganz blaß gewordenen lvitwe ein
Stück Aalk von der Decke in die Theetasfe fiel.
Diesmal gab es aber helle Revolution. Lferr Rirsch eine
aufgeregte Natur, stürtzte auf den Gang: „was ist los? ttm
Gotteswillen, wo kommt das her?"
Der Stadtmissionar nnd der kjauptmann crschienen, jener
gefaßt, dieser tobend und raisonnierend, und zuletzt schwebte auch
Frau Iosexhine Rüchlein aus ihrem Zimmer, in verführerischem
lttorgenkostüm, zitternd und trostbedürftig. Da hörte auch der
Lärm schon wieder auf.
„Himmel," schrie der Lfauxtmann, „ich werde dem nieder-
trächtigen Rerl den Lfals brechen."
„von hier kam es," rief Lferr Rirsch eifrig und wies auf
Gröhlers Zimmer.
„Ls klang wie die Posaune des jüngfien Gerichtes!" sagte
der Stadtmissionar, die Augen zum Himmel erhebend.
Frau Iosephine Rüchlein schwieg, aber sie näherte sich nach
lttöglichkeit dem Hauxtmann, von dem berechtigten GedaNken
erfüllt, daß einer so unheimlichen Lrscheinung gegenüber ein
schwaches lveib nach männlichem Schutze sich umsehen muß.
Die vier blickten sich an und horchten. Ietzt brachen von
Neuem die schmetternden Töne in korlissimo los. lvie rasend
warf sich der lfauxtmann auf die Thüre und bearbeitete sie mit
beiden FLusten — es half Nichts. Da gab es wieder eine j)ause
und jetzt verdoxxelte der kfauptmann sein pochen. plötzlich
ward die Thüre aufgerissen und lferr Gröhler, mit einer mäch-
tigen posaune bewaffnet, sonst aber außerordentlich sparsam
bekleidet, wurde sichtbar. Fran Rüchlein, durch diesen Anblick
in den Grundvesten ihrer lvitwenschamhaftigkeit bedroht, sank
mit einem melodischen Aufschrei auf die Seite und zwar genau
in der Richtung, wo der ergrimmte lfauptmann stand, der sie
mit einem nicht eben zärtlicheu Ruck auffing. Der alte Soldat
entledigte sich rasch der süßen Bürde, indem er sie Lferrn Tobias
hinschob, der sie indeß, um nicht seinen geistlichen Ruf und den
Frieden seiner Seele zu gefährden, vorsichtch an den zapxelnden
lferrn Rirsch weitergab. lttit geballten Fäusten war indesfen
der Hauxtmann vor lferrn Gröhler hingetreten:
„Ljerr, sind Sie des Teufels? lvas uuterstehen Sie sich,
hier früh lttorgens einen solchen Bollenlärm zu vollführen?
„lvas? lvas wünschen Sie?" fragte lferr Gröhler mit
einem unsäglich dummen Gesichte.
„Ihre versiuchte posaune sollen Sie wegthun l" schrie der
kfauxtmann, der krebsrot vor lvut geworden war.
„Ich verstehe Sie nicht l ltteine posaune wollen Sie haben?"
„Den kseuker will ich I Ruhe sollen Sie geben l" ttnd der
kfauptmann griff nach dem musikalischen Folterinstrument, als
wolle er es an sich reißen. Aber im nächsten Augenblicke fühlte
er sich von der Schwelle geschoben und kserr Gröhler hatte die
Thüre zugeschlagen nnd abgeschlosfen.
Drunten bei Bolls gab es einige Stunden sxäter einen
furchtbaren Auftritt. Sämtliche lttieter bestürmten den kfaus-
herrn, er solle diesem ttnfug ein Lnde machen, widrigenfalls
sie die jdolizei zu kfilfe rufen oder einfach ausziehen würden.
kferr Boll erschrack und versxrach cndlich, daß er seinen neuen
lttieter an die Luft setzen werde, wenn dieser ferner die lttitbe-
wohner in gleicher lveise belästige.
Lferr Boll hatte indeß die Rechnung ohne sein Töchterlein
gemacht. Raum erfuhr Lugenie die Absicht ihres vaters, als
sie in ein krampfhaftes Schluchzen ausbrach und alle die ihrem
Lrzeuger wohlbekannten Anstalten traf, in eine gediegene Vhn-
macht zu fallen. Lr suchte sie zn trösten, allein vergeblich.
lvas er denn nach dem dummen jdacke zu fragen brauche? Sie
sollten sich sammt und sonders zum Ruckuck scheeren, die hoch-
mütige lvitwe und der grobe Hauxtmann, der scheinheilige
jdfaffe und der verrückte Ladendiener l Mb er denn nicht bemerkt
habe, daß Lferr Gröhler ein Auge auf sie geworfen? Gb
er herzlos genug sei, das Glück feines einzigen Rindes mit
Füßen zu treten? Sie werde ganz gewiß und zwar binnen
kürzester Frist sterben, wenn er ihre Liebe vernichte u. s. w. u. s. w.
Diese Ausführungen begleitete Fräulein Lugenie mit fortwäh-
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Kocht noch beffer.
t. Ullteroffizier: „Nun, Du hast ja für Deine Liua fchneU
Lrsatz gefundenl"
2. Unteroffizier: „Ia, diese Marie ist aber auch eine herr-
liche person, habe mich in sie gleich nach dein ersten warmen
Abendbrot verliebtl"
Der Schwiegersohu.
as war das?" fragte bferr Rirsch ängstlich.
„Das Donnerwetter soll in so eine wirtschaft schlagen"
rief der kfauxtmann. Lferr Tobias öffnete seine jdostille und
schien ein Gebet lesen zu wollen, worauf fämmtliche Köpfe
wieder verschwanden; auch der Stadtmissionar kehrte in sein
Zimmer zurück.
Lben legte Herr Kirsch die letzte Lsand an seine Toilette
Lferr Tobias stärkte sich durch einen längern Norgenpsalm, Frau
Iosephine Rüchlein stippte mit einem schwärmerischen Blicke
nach der Seite, wo der Lfauptmann wohnte, einen Zwieback
in ihren Thee und der Lfauptmann selbst zündete sich noch immer
brummend eine lttorgencigarre an — da ein zweites lttal dieser
furchtbare Ton, jetzt aber ganz deutlich erkennbar als von einem
lNusikinstrument stammend. Ls dröhnte und schmetterte, daß die
Thüren zitterten und der ganz blaß gewordenen lvitwe ein
Stück Aalk von der Decke in die Theetasfe fiel.
Diesmal gab es aber helle Revolution. Lferr Rirsch eine
aufgeregte Natur, stürtzte auf den Gang: „was ist los? ttm
Gotteswillen, wo kommt das her?"
Der Stadtmissionar nnd der kjauptmann crschienen, jener
gefaßt, dieser tobend und raisonnierend, und zuletzt schwebte auch
Frau Iosexhine Rüchlein aus ihrem Zimmer, in verführerischem
lttorgenkostüm, zitternd und trostbedürftig. Da hörte auch der
Lärm schon wieder auf.
„Himmel," schrie der Lfauxtmann, „ich werde dem nieder-
trächtigen Rerl den Lfals brechen."
„von hier kam es," rief Lferr Rirsch eifrig und wies auf
Gröhlers Zimmer.
„Ls klang wie die Posaune des jüngfien Gerichtes!" sagte
der Stadtmissionar, die Augen zum Himmel erhebend.
Frau Iosephine Rüchlein schwieg, aber sie näherte sich nach
lttöglichkeit dem Hauxtmann, von dem berechtigten GedaNken
erfüllt, daß einer so unheimlichen Lrscheinung gegenüber ein
schwaches lveib nach männlichem Schutze sich umsehen muß.
Die vier blickten sich an und horchten. Ietzt brachen von
Neuem die schmetternden Töne in korlissimo los. lvie rasend
warf sich der lfauxtmann auf die Thüre und bearbeitete sie mit
beiden FLusten — es half Nichts. Da gab es wieder eine j)ause
und jetzt verdoxxelte der kfauptmann sein pochen. plötzlich
ward die Thüre aufgerissen und lferr Gröhler, mit einer mäch-
tigen posaune bewaffnet, sonst aber außerordentlich sparsam
bekleidet, wurde sichtbar. Fran Rüchlein, durch diesen Anblick
in den Grundvesten ihrer lvitwenschamhaftigkeit bedroht, sank
mit einem melodischen Aufschrei auf die Seite und zwar genau
in der Richtung, wo der ergrimmte lfauptmann stand, der sie
mit einem nicht eben zärtlicheu Ruck auffing. Der alte Soldat
entledigte sich rasch der süßen Bürde, indem er sie Lferrn Tobias
hinschob, der sie indeß, um nicht seinen geistlichen Ruf und den
Frieden seiner Seele zu gefährden, vorsichtch an den zapxelnden
lferrn Rirsch weitergab. lttit geballten Fäusten war indesfen
der Hauxtmann vor lferrn Gröhler hingetreten:
„Ljerr, sind Sie des Teufels? lvas uuterstehen Sie sich,
hier früh lttorgens einen solchen Bollenlärm zu vollführen?
„lvas? lvas wünschen Sie?" fragte lferr Gröhler mit
einem unsäglich dummen Gesichte.
„Ihre versiuchte posaune sollen Sie wegthun l" schrie der
kfauxtmann, der krebsrot vor lvut geworden war.
„Ich verstehe Sie nicht l ltteine posaune wollen Sie haben?"
„Den kseuker will ich I Ruhe sollen Sie geben l" ttnd der
kfauptmann griff nach dem musikalischen Folterinstrument, als
wolle er es an sich reißen. Aber im nächsten Augenblicke fühlte
er sich von der Schwelle geschoben und kserr Gröhler hatte die
Thüre zugeschlagen nnd abgeschlosfen.
Drunten bei Bolls gab es einige Stunden sxäter einen
furchtbaren Auftritt. Sämtliche lttieter bestürmten den kfaus-
herrn, er solle diesem ttnfug ein Lnde machen, widrigenfalls
sie die jdolizei zu kfilfe rufen oder einfach ausziehen würden.
kferr Boll erschrack und versxrach cndlich, daß er seinen neuen
lttieter an die Luft setzen werde, wenn dieser ferner die lttitbe-
wohner in gleicher lveise belästige.
Lferr Boll hatte indeß die Rechnung ohne sein Töchterlein
gemacht. Raum erfuhr Lugenie die Absicht ihres vaters, als
sie in ein krampfhaftes Schluchzen ausbrach und alle die ihrem
Lrzeuger wohlbekannten Anstalten traf, in eine gediegene Vhn-
macht zu fallen. Lr suchte sie zn trösten, allein vergeblich.
lvas er denn nach dem dummen jdacke zu fragen brauche? Sie
sollten sich sammt und sonders zum Ruckuck scheeren, die hoch-
mütige lvitwe und der grobe Hauxtmann, der scheinheilige
jdfaffe und der verrückte Ladendiener l Mb er denn nicht bemerkt
habe, daß Lferr Gröhler ein Auge auf sie geworfen? Gb
er herzlos genug sei, das Glück feines einzigen Rindes mit
Füßen zu treten? Sie werde ganz gewiß und zwar binnen
kürzester Frist sterben, wenn er ihre Liebe vernichte u. s. w. u. s. w.
Diese Ausführungen begleitete Fräulein Lugenie mit fortwäh-