L. M e g g en d or f e r s k) u m o ri st i sch e Blätter
Anrtsgehemnns.
Bauer: „N)as hast denn g'rad ausg'schellt, peter?"
Geineindediener (wichtig): „Das ist Aintsgeheimnisl"
GerechLe SLrafe.
IN zehn Uhr vormittags waren sie zusaininengekoinmen ZUIN
chrühschoppen und jetzt — uin siins Uhr abends saßen sie
noch sest, als gäbe es sonst keinen Berus und zu Ljause keine
zürnende Gattin.
Der Ueberiniitigste war der Vberförster, der überall dabei
war, wo es auf Regiinents-Unkosten ging; denn der Stations-
vorstand zahlte heute, anläßlich seiner Dekorierung mit dem
goldenen Verdienstkreuze, alles.
Lben war er im besten Zuge, der gut gelaunten Gesellschaft
wieder einen kolossalen Bären aufzubinden, da öffnete sich ein
weuig die Thüre, eine Ljand mit einer Flasche langte herein,
und eine tiese Baßstimme ließ sich vernehmen:
„Lserr U)irt, heben Sie mir gesälligst die Flasche da auf,
um acht komm' ich wiederl"
„Der Doktor, der Doktorl" schallte es von allen Seiten.
„Rommen Sie doch hereinl"
„ksab' keine UUnute Zeit jetzt — bis achtl" rief es zurück
und die Thüre schloß sich wieder.
Der U)irt eilte indes zur Uredenz, um die Flasche auszu-
bewahreu. Da rief der Mbersörster:
„Lassen Sie doch 'mal begucken, Lserr lvirtl N)as mag
darin sein? Hm — klare Flüssigkeit — Nedizin ist das nichtl
Riechen kann man jal"
Und schon hatte er den Psropfen gelockert. Lr roch —
roch wieder — seine Augen fingen an zu glänzen, und jetzt
kostete er vorsichtig. Dann nahm er einen tüchtigen Schluck
und rieb sich den Magen.
„Meine lserren, alter Lognac, von einer Güte, wie ich
— und das will viel sagen — noch keinen getrunken habel
Rosten Sie dochl"
Richtig ging die chlasche herum und bei der großen Gesell-
schaft war sie binnen kurzem zur lfälfte geleert. Ieder sxendete
dem edlen Trank begeistertes Lob.
„U)er a sagt, muß auch b sagen l" ergriff der Vberförster
wieder das N)ort. „N)ir trinken jetzt die Flasche aus, füllen
sie mit wasser und korken sie wieder gut zu. Der Doktor ist
ein guter Rerl und wird einen Sxaß verstehenl"
Die Gesellschaft ließ sich das bei der obwaltenden, guten
Laune nicht zweimal sagen. Der N)irt aber, welcher Lin-
wendungen machen wollte, wurde beschwichtigt, indem der Gber-
förster versprach, alle Verantwortung auf sich zu nehmen.
Püuktlich um acht Uhr kam der Doktor und wurde jubelnd
empfangen.
Nachdem er sein bescheidenes Nachtessen verzehrt hatte,
gab er dem U)irte einen N)ink, die Flasche zu bringen, und
klopfte sodann an sein Glas. Lautlose Stille trat ein. In
schwungvollen N)orten hielt der Doktor nun eine Ansprache an
den Dekorierten und sagte zum Schluße:
„Meine Lferrenl Die Flasche, welche ich hier in der Ljand
! halte, ist seit zwanzig Iahren in meinem Besitze und enthält
! echten Tognac. Sie ist das Geschenk eines Lrzherzogs für eine
glückliche Aur. Ich halte den heutigen Tag sür den geeignetsten,
j sie zu entkorken zu Ehren unseres ausgezeichneten Freundes.
Trinken Sie mit Andacht — derlei zu verkosten wird sich Ihnen
selten mehr Gelegenheit bieten. Ich selbst muß leider auf den
! Genuß verzichten. Sie wissen, seit dem kleinen Schlaganfall,
der mich betroffen, muß ich vorsichtig sein. N)ohl bekomm'sl"
Damit ließ er die Flasche vom N)irte entkorken und über-
trug seinem Nachbar das Amt des Mundschenks.
Die kleinen Gläser waren bald gefüllt, und nachdem der
Stationsvorstand in iiberschwänglichen N)orten seinen Dank aus-
gesprochen hatte, ging das Kosten los.
Nur ein Lingeweihter konnte die teils verlegenen, teils
mit aller Araftanstrengung das Lachen unterdrückenden Grimassen
verstehen, die da geschnitten wurden.
Der Schlingel, der Förster, welcher nie einen Tropfen Wasser
über seine Lippen brachte, nippte erst niehrmals, nahm dann
einen tüchtigen Schluck, zerdrückte dann, wie ein Renner, das
wasser aus der Zunge und sah starr im Areise herum. „kfim-
meldonnerwetter, das ist 'mal wasl Trinkt chreundel Lin
Göttertropfen I"
Alles stimmte begeistert in das Lob mit ein. Und alles
Lob, welches vorher dem wirklichen Tognac gesxendet wurde,
mußte jetzt uochmals dem lvasser gezollt werden.
Ts entstand eiu edler wetteifer im gegenseitigen Linschenken.
„Aber bitte, kjerr Refereudar, Sie haben noch kaum genipxtl"
„V ich danke, ich fürchte nicht mehr nach kfause zu sindenl"
„V — die Sorte schadet Ihnen gewiß nichtl"
„Lferr Pfarrer, Sie trinken ja gar nichtl"
„Trau' mich nicht, Uerehrtester — bin etwas vollblütigl"
Als aber schließlich der Gberförster ein ihm neuerdings
eingeschenktes Glas mit der Bemerkung zurückwies, diese Sorte
sei ihm zu stark, da war kein Ifalten mehr. Mit elementarer
Anrtsgehemnns.
Bauer: „N)as hast denn g'rad ausg'schellt, peter?"
Geineindediener (wichtig): „Das ist Aintsgeheimnisl"
GerechLe SLrafe.
IN zehn Uhr vormittags waren sie zusaininengekoinmen ZUIN
chrühschoppen und jetzt — uin siins Uhr abends saßen sie
noch sest, als gäbe es sonst keinen Berus und zu Ljause keine
zürnende Gattin.
Der Ueberiniitigste war der Vberförster, der überall dabei
war, wo es auf Regiinents-Unkosten ging; denn der Stations-
vorstand zahlte heute, anläßlich seiner Dekorierung mit dem
goldenen Verdienstkreuze, alles.
Lben war er im besten Zuge, der gut gelaunten Gesellschaft
wieder einen kolossalen Bären aufzubinden, da öffnete sich ein
weuig die Thüre, eine Ljand mit einer Flasche langte herein,
und eine tiese Baßstimme ließ sich vernehmen:
„Lserr U)irt, heben Sie mir gesälligst die Flasche da auf,
um acht komm' ich wiederl"
„Der Doktor, der Doktorl" schallte es von allen Seiten.
„Rommen Sie doch hereinl"
„ksab' keine UUnute Zeit jetzt — bis achtl" rief es zurück
und die Thüre schloß sich wieder.
Der U)irt eilte indes zur Uredenz, um die Flasche auszu-
bewahreu. Da rief der Mbersörster:
„Lassen Sie doch 'mal begucken, Lserr lvirtl N)as mag
darin sein? Hm — klare Flüssigkeit — Nedizin ist das nichtl
Riechen kann man jal"
Und schon hatte er den Psropfen gelockert. Lr roch —
roch wieder — seine Augen fingen an zu glänzen, und jetzt
kostete er vorsichtig. Dann nahm er einen tüchtigen Schluck
und rieb sich den Magen.
„Meine lserren, alter Lognac, von einer Güte, wie ich
— und das will viel sagen — noch keinen getrunken habel
Rosten Sie dochl"
Richtig ging die chlasche herum und bei der großen Gesell-
schaft war sie binnen kurzem zur lfälfte geleert. Ieder sxendete
dem edlen Trank begeistertes Lob.
„U)er a sagt, muß auch b sagen l" ergriff der Vberförster
wieder das N)ort. „N)ir trinken jetzt die Flasche aus, füllen
sie mit wasser und korken sie wieder gut zu. Der Doktor ist
ein guter Rerl und wird einen Sxaß verstehenl"
Die Gesellschaft ließ sich das bei der obwaltenden, guten
Laune nicht zweimal sagen. Der N)irt aber, welcher Lin-
wendungen machen wollte, wurde beschwichtigt, indem der Gber-
förster versprach, alle Verantwortung auf sich zu nehmen.
Püuktlich um acht Uhr kam der Doktor und wurde jubelnd
empfangen.
Nachdem er sein bescheidenes Nachtessen verzehrt hatte,
gab er dem U)irte einen N)ink, die Flasche zu bringen, und
klopfte sodann an sein Glas. Lautlose Stille trat ein. In
schwungvollen N)orten hielt der Doktor nun eine Ansprache an
den Dekorierten und sagte zum Schluße:
„Meine Lferrenl Die Flasche, welche ich hier in der Ljand
! halte, ist seit zwanzig Iahren in meinem Besitze und enthält
! echten Tognac. Sie ist das Geschenk eines Lrzherzogs für eine
glückliche Aur. Ich halte den heutigen Tag sür den geeignetsten,
j sie zu entkorken zu Ehren unseres ausgezeichneten Freundes.
Trinken Sie mit Andacht — derlei zu verkosten wird sich Ihnen
selten mehr Gelegenheit bieten. Ich selbst muß leider auf den
! Genuß verzichten. Sie wissen, seit dem kleinen Schlaganfall,
der mich betroffen, muß ich vorsichtig sein. N)ohl bekomm'sl"
Damit ließ er die Flasche vom N)irte entkorken und über-
trug seinem Nachbar das Amt des Mundschenks.
Die kleinen Gläser waren bald gefüllt, und nachdem der
Stationsvorstand in iiberschwänglichen N)orten seinen Dank aus-
gesprochen hatte, ging das Kosten los.
Nur ein Lingeweihter konnte die teils verlegenen, teils
mit aller Araftanstrengung das Lachen unterdrückenden Grimassen
verstehen, die da geschnitten wurden.
Der Schlingel, der Förster, welcher nie einen Tropfen Wasser
über seine Lippen brachte, nippte erst niehrmals, nahm dann
einen tüchtigen Schluck, zerdrückte dann, wie ein Renner, das
wasser aus der Zunge und sah starr im Areise herum. „kfim-
meldonnerwetter, das ist 'mal wasl Trinkt chreundel Lin
Göttertropfen I"
Alles stimmte begeistert in das Lob mit ein. Und alles
Lob, welches vorher dem wirklichen Tognac gesxendet wurde,
mußte jetzt uochmals dem lvasser gezollt werden.
Ts entstand eiu edler wetteifer im gegenseitigen Linschenken.
„Aber bitte, kjerr Refereudar, Sie haben noch kaum genipxtl"
„V ich danke, ich fürchte nicht mehr nach kfause zu sindenl"
„V — die Sorte schadet Ihnen gewiß nichtl"
„Lferr Pfarrer, Sie trinken ja gar nichtl"
„Trau' mich nicht, Uerehrtester — bin etwas vollblütigl"
Als aber schließlich der Gberförster ein ihm neuerdings
eingeschenktes Glas mit der Bemerkung zurückwies, diese Sorte
sei ihm zu stark, da war kein Ifalten mehr. Mit elementarer