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Meggendorfers humoristische Blätter: Zeitschr. für Humor u. Kunst — 20.1895 (Nr. 210-222)

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https://doi.org/10.11588/diglit.16558#0075
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L. Bteggendorsers t)u7noristische Blätter.

67

Vernmtrmg.

Trine: „Mutter, is denn
hüte Sonntag?"
Mutter: „warum deun?"
Trine: „Am Beek steht'n
Rirl un dä wäscht sick
mit Sexe."

Verfchnappt.

Mutter: „Ich glaube gar,
Du hast Dich kiissen lassen,
ichhabesowasgehört?"

Tochter: „Ich küsse nicht
so gewöhnlich, daßman
es hörtl"

Immer derfelbe.

Rommerzienrat: „Als
ich meine Frau kennen lernte,
machte ich sosort solchen
Lindruck auf sie, daß ich
wie Läsar sagen konnte:
V6ni . . . vies vörsu!"

lUißverständnts.

Arzt: „Ihre rote Nase läßt
mit Bestimmtheit daraus
schließen, daß Sie zu
viel wein trinkenl"
sdatient: „Aber bserr Dok-
tor, mei Nas'n is ja
ganz g'sund, in die Füß
sehltsl"

Falfch aufgefasti.

kserr: „Wollen wir einen Rundgang machen, oder bleiben Fräulein lieber sitzen?"
Backfisch: „Nein, nein, ich inöcht' schon lieber heiratenl"

(Lin uugepuhter Knopf.

ie Manöverzeit stand nahe bevor. Das Regimentsexerzieren
war in vollem Gange. Auch heute hatre es einen
anstrengenden Tag gegeben. Vberst v. Radamarr
war wie ein Müller bestäubt nach Lsause gekommen und hatte
die Nniform abgeworsen, um sie mit einem bequemen ksaus-
und Tivilrock zu vertauschen. ' Er war ein wenig ungeduldig
dabei gewesen und hatte beiin Geffnen des waffenrocks einen
Rnoxf abgesprengt.

Frau Gberst v. Radamarr war kurz vor ihrem Gatten
ebenfalls nach schwerem Tagewerk ins Vuartier zurückgekehrt.
Sie hatte den Nachmittag im Aränzchen verbracht, das sie mit
einigen gleichgesinnten Damen der Stadt abzuhalten xflegte.
Und da die mutigen Evastöchter durch „Raffeeriecher", die den
Genuß des im vorigen Iahrhundert noch verbotenen edlen
Saftes so sehr erschwerten, nicht gesiört wurden, so hatte es
eben eine heiße Schlacht gegeben und die Troxfen des mehr
als blutwarmen damxfenden Tranks, die da sloffen, waren
nicht gezählt worden, große Berge Schlagsahne unterminiert
und gleich Festungen aufragende Ruchenteller eingenommen
worden — während also die Männer da draußen nur Rrieg
spielten, waren hier wirkliche Lrfolge zu verzeichnen gewesen.
— Mochte nun der Rnops an dem schwarzen Paletot der
Frau Gberst da iiber der Magengegend schon längst gelockert
sein und der heutige Tag noch ein übriges gethan haben, oder
hatte sich dem Rühnen sonst ein Sprungbrett dargeboten, kurzum
er wagte — noch ehe der Mantel von den Schultern der Frau
von Radamarr gefallen war — den Saltomortale und schlug
mit hartem Fall auf den Boden des Auskleideraumes auf.

Des Vbersten Bursche Franz war eine treue bsaut — ein
Diener, wie ihn sein Lserr kaum zuverlässiger hätte sinden
können. Aber Miiller 7, wie er in seiner Tompagnie genannt
wurde, hatte sich seit dem ersten vorigen Monats — gleich
als sie „angezogen" war — in die appetitliche Röchin von
nebenan verguckt und seitdem war er saselig geworden. Das
Abendessen war vorüber und Müller 7 fielen vor Müdigkeit
beinahe die Guckaugen zu (er hatte noch andere, welche der
Stiesel verdeckte). Aber er mußte trotzdem vor Schlafengehen
noch denjRnops seines bserrn annähen, das war Dienstes pfficht.
Lben holte er Nadel und Zwirn hervor, da kam die gnädige
Frau herein, welche den geschickten Franz auch siir ihre Zwecke
heranzuziehen wußte, aber es mußte dies hinter dem Rücken
des Lhegemahls geschehen, welcher dies durchaus mißbilligte.
Auch sie brachte einen Rnopf und ihren Mantel zu Müller,
der sich mit einein „Zu Besehl, Frau Vberst" an die Arbeit
machte. während derselben bekain Franz Gähnkrämpfe und
entwickelte eine geradezu erstaunliche Mimik, ja es konnte
einem dabei angst und bange werden, wenn inan daran dachte,
welche Massen von Sxeise und Trank wohl täglich von diesem
Riesen-M—und verschlungen werden mochten. „Nach gethaner
Arbeit ist gut ruh'n," dieses alte Sprüchwort bethätigte sich in
der nun solgenden Nacht wieder einmal bei Miiller 7, dessen
„Atemzüge" nicht nur in seinem Schlafgemach, sondern auch
ein wenig dariiber hinaus zu hören waren.

Ain anderen Morgen sand Lxerzieren des Regiments auf
dem Lxerzierxlatze statt, wohin der kserr Dberst sich um sO Uhr
zu pferde begab. Ljerr von Radamarr war ein strenger bserr,

(Fortsctzung Seite 69).
 
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