Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Meggendorfers humoristische Blätter: Zeitschr. für Humor u. Kunst — 20.1895 (Nr. 210-222)

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.16558#0078
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
70

L. Aleggendorfers t^unioristische Biätter.

Dieners bemerkt, sie wollte um Lsilfe rufen — der Schreck
hatte ihre Rehle gelähmt, sie konnte es nicht. Aber die Gefahr
gab ihr neue Rräfte, sie raffte sich von dem Stuhle auf und
suchte zu entfliehen, Franz folgte isir, den gierigen Blick auf
isiren Magen gerichtet und immer flehentlich bittend, ihn doch
anzuhören und nur ja dem Lferrn Gberst nichts zu fagen.
Frau von Radamarr verstand die verworrenen Reden Müllers
nicht, nur eines war ihr klar: er war von wahnsinn bcfallen
und ihr mit gezücktem Messer dicht auf den chersen. Schon
glaubte sie sich verloren, als sie noch glücklich die Tapetenthür
erreichte, die in ihr Boudoir sührte. Dort schloß sie sich ein.
Franz schien jetzt selbst an seine verrücktheit zu glauben und
scheu schlich er in das Dienerzimmer hinunter. Aber vorher
nahm er noch die Unisorm seines Lserrn in Augenschein — und
richtig, es war so — die Schamröte stieg ihm ins Gesicht —
an dem waffenrock des Herrn Mberst fristete der paletotknoxf
der gnädigen chrau sein dunkles Uasein. Lr hatte nämlich in
der Dunkelheit todmüde und faselig, wie er war, beim Annähen
die Anöpse verwechselt. wieder zuckte das Mcsser in des
Dieners Lsand — ratsch, ratsch I —
und der Tivilknopf war entfernt, um
dem hierher gehörigen goldenen von
dem j)aletot der Frau Mberst platz zu
machen.

Nüller ? erwartete ergeben seine ,
exemplarische Bestrafung, aber Frau
von Radamarr schwieg die Sache tot,
weil sie den Grimm ihres Gatten
fürchtete, und so hatte Franz des an-
deren Tages nur eine kurze Arrest-
ftrafe anzutreten — wegen eines I
ungexutzten Anopfes an der Unisorm
des Herrn Oberften.

Indlvlduell'e Allslcht.

Lehrer: „Aarl, welches ist die wich-
tigste Lrfindung, die seit der Lnt-
deckung der Dampskraft gemacht
wurde?"

Uarl: „Die Dampfnudeln, kjerr

Lehrerl"

kure 82NA.

Seit alten Zeiten schätzt man schon
Die Mischung ächten Llutes,

Drum hält inan auch noch heutigen Tags
Die Blutwurst für was Gutes.

B.

Zeitgemäß.

j)farrer: „wie heißt der Berg, anf
welchem die Arche Noahs stehen
blieb?"

Fritz (schweigt).

L>farrer: „Nun, ich will dir zu ksilfe
kommen: Auf dem Berge Ara . . .
Ara . . ."

Fritz (freudig): „Tarara bum diähl"

Mahetiegend.

Mietsherr: „Du, ich glaub' heilig,
unser Zimmerherr ist uns durch-
gebrannt I"

Mietsfrau: „Iessesl"

Mietsherr: „Ia, ich seh' die Lsut-
schachtel nimmer, wo er seine
Garderob' d'rinn g'habt hat I"

Unangenehm.

Aeltliche „junge Dame" (die ein Aompliment hören will): „^jch
glaube, ich muß nächstens bei meinem Alter aufhören zn
tanzenI"

„Aber, gnädiges Fräulein sind ja noch ganz rüstig I"

Meue Mölkerschaft.

Lehrer: „wer von Luch kann mir sagen, welche Leute in der
Nähe der j?ole wohnen?"

Lehrer: „Na, Fritz!?"

Fritz: „Die pol—izisten."

Mtfchuldig.

A. : „warum betrachtest Du diese Bank so ingrimmig? pat

sie Dir etwas angethan?"

B. : „Ia; aus der hab' ich mich mit meiner gegenwärtigen Frau

v e r l o b t I"

Aus der (Lefellfchaft.

„Gestern bei Trotschky's gewesen? Sehr vornehm dort, nicht?^

„Aber ich bitte Siel Leute, bei denen man sich amüsiert, sind doch nicht vornehml"

Redaktion: Max Schreiber. Druck und verlag von I. F. Schreiber, beide in Lßlingen bei Stuttgart.

Geschästsstelle in München: Corneliusstratze 19.
 
Annotationen