C. Meggendorfers ^umoristische Blätter.
85
L^och vom Berg schau'n die Ruinen
von an Schloß in's Thal hinein,
Liegt a eig'ner Zauber d'rinnen,
Der net will vergess'n sein —
Längst schon san die Türin zersallen
Unkraut wachst in der Rapell'n
Und die Abendsunnastrahlen
Fallen schräg auf ihre Schwell'n.
Aus der welt hat dort der Ritter
ksin entsührt die stolze Braut,
Lsinter jenem gold'nen Gitter
Hat ma hamli sie getraut,
Dort hat ihn nach tapf'ren Thaten
lveiberfalschheit doch besiegt,
Und der waldbach kunnt verraten,
N)o da arme Ritter liegt.
Menschenwerk zerfallt zu Resten
Fest no steht a Lichenbam,
Und es san in seinen Aesten
Lust'ge Uögerln wohl daham,
Singen aus vergangnen Sagen
von der wilden Ritterszeit,
Von der Iugend Frühlingstagen
Und des Ritters Liebesleid. K. Uager.
Druckfebter.
... Nit strahlenden, glückseligen
Blicken fteckte er ihr eine öuftende Dose
an's Nieder.
So kam ich M meiner Arau.
^lj^ei meinem Freunde Fischer mußte man immer auf eine Schelmerei gefaßt sein.
Trotzdem ich das wußte und in seiner Gesellschaft vorsichtig war, gelang
es ihm doch einmal, mir einen gewaltigen Streich zu spielen, einen Streich von so
bedeutsamen Folgen, daß ich die Stunde nie vergessen werde, die mich damals in seine
Gesellschaft brachte. Ich, der ich stets über die Lhekrüppel spottete, jeden der sich in
das Ioch der Ehe spannte, für unzurechnungsfähig erklärte, der jeden auslachte,
welcher den Stammtisch früher verließ, als mir lieb war, ich war jetzt selbst ver-
heiratet, sah im Gasthause ängstlich nach der Uhr und drückte mich bei Zeiten.
Und das kam so. Lines schönen Tages treffe ich meinen Freund Fischer in der
Stadt. Lr schließt sich mir an und fängt zu plaudern an. Wir sprachen über die
Frauen. Ich bildete mir selbstverständlich, wie alle Iunggesellen, ein, die Frauen
gründlich zu kennen und schwatzte und schwatzte, ohne auf den weg zu achten. Bei
der Schmäle des Trottoirs und der Ulenge der Spaziergänger wurden wir bald
rechts bald links gestoßen. Ich war so in Feuereifer geraten, daß ich weder auf
den U)eg, noch auf den Freund zur Seite achtete. Ich trachtete nur, an seiner Seite
zu bleiben. wohl fiel mir, soweit ich mich erinnere, auf, daß er bald langsamer,
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L^och vom Berg schau'n die Ruinen
von an Schloß in's Thal hinein,
Liegt a eig'ner Zauber d'rinnen,
Der net will vergess'n sein —
Längst schon san die Türin zersallen
Unkraut wachst in der Rapell'n
Und die Abendsunnastrahlen
Fallen schräg auf ihre Schwell'n.
Aus der welt hat dort der Ritter
ksin entsührt die stolze Braut,
Lsinter jenem gold'nen Gitter
Hat ma hamli sie getraut,
Dort hat ihn nach tapf'ren Thaten
lveiberfalschheit doch besiegt,
Und der waldbach kunnt verraten,
N)o da arme Ritter liegt.
Menschenwerk zerfallt zu Resten
Fest no steht a Lichenbam,
Und es san in seinen Aesten
Lust'ge Uögerln wohl daham,
Singen aus vergangnen Sagen
von der wilden Ritterszeit,
Von der Iugend Frühlingstagen
Und des Ritters Liebesleid. K. Uager.
Druckfebter.
... Nit strahlenden, glückseligen
Blicken fteckte er ihr eine öuftende Dose
an's Nieder.
So kam ich M meiner Arau.
^lj^ei meinem Freunde Fischer mußte man immer auf eine Schelmerei gefaßt sein.
Trotzdem ich das wußte und in seiner Gesellschaft vorsichtig war, gelang
es ihm doch einmal, mir einen gewaltigen Streich zu spielen, einen Streich von so
bedeutsamen Folgen, daß ich die Stunde nie vergessen werde, die mich damals in seine
Gesellschaft brachte. Ich, der ich stets über die Lhekrüppel spottete, jeden der sich in
das Ioch der Ehe spannte, für unzurechnungsfähig erklärte, der jeden auslachte,
welcher den Stammtisch früher verließ, als mir lieb war, ich war jetzt selbst ver-
heiratet, sah im Gasthause ängstlich nach der Uhr und drückte mich bei Zeiten.
Und das kam so. Lines schönen Tages treffe ich meinen Freund Fischer in der
Stadt. Lr schließt sich mir an und fängt zu plaudern an. Wir sprachen über die
Frauen. Ich bildete mir selbstverständlich, wie alle Iunggesellen, ein, die Frauen
gründlich zu kennen und schwatzte und schwatzte, ohne auf den weg zu achten. Bei
der Schmäle des Trottoirs und der Ulenge der Spaziergänger wurden wir bald
rechts bald links gestoßen. Ich war so in Feuereifer geraten, daß ich weder auf
den U)eg, noch auf den Freund zur Seite achtete. Ich trachtete nur, an seiner Seite
zu bleiben. wohl fiel mir, soweit ich mich erinnere, auf, daß er bald langsamer,