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Meggendorfers humoristische Blätter: Zeitschr. für Humor u. Kunst — 20.1895 (Nr. 210-222)

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https://doi.org/10.11588/diglit.16558#0098
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L. Meggendorfers ^umoristische Blätter.

Der Lluch der bösen That.

5ie, an die er soeben noch niit Schaudern gedacht, sie, die ihm sogar seine
höchste Idee, die Bretter, welche die lvelt bedeuten, wohin sie die Garderobe ihrer
bserrin zn bringen hatte, verleidete, sie, deren verrückter Liebe, Eifersucht und
gräßlichen Litationen aus den Rollen ihrer bserrin er sich längst entronnen wähnte
— sie war hier und wohnte ihin gegenüberll

Bleich nnd gebrochen lehnte er am Fensterflügel — das, was ihn nicht ganz
umsinken ließ, war der Gedanke, daß, wo die Gretel war, auch ihre verrückte
bserrschaft, die Schauspielerin sein würde und dann mußte auch sein Lieutenant
an Flucht denken, an schleunige Flucht und — ihn mitretten.

Von Aadder würde, wenn er eine Ahnung von dem gehabt hätte, was durch
flädels Ropf ging, sicher auf scinem Fauteuil geblieben sein, so aber war er
schon an das andere Fenster gctreten und direkt in sein Berderben gerannt. Dcnn
weit auf thaten sich auch drüben die ziveiten Fensterflügel und umrahmten eine
überschlanke, große, phantastisch in ein rotes, fadenscheiniges Schleiergewebe gehüllte
person, welche, als Antwort auf Gretels „lfeulende Molken, Segler verblüsfte . . ."
mit rückgewandtem Aopfe in das Zimmer hineindeklamierte:

„welch' frevlen Unsinn spricht Dein Mund?

Willst Du denn ewig die lseroen
Des Geistes also vergewalt'gen? I"

'ind dann wandte sie majestätisch ihr lfaupt der Straße zu.

„lf a!" machten die 5chauspielerin und der Lieutenant zu gleicher Zeit.

„Der Schändlichel" rief sie; er aber mit bleichen wangen: „G verflucht
die Rittel-Rnittelfingerl" Schtuß sotgt.

Der Urproh.

Besuch: „Da liegt ja ein Zwanzigmarkstück auf dem Teppich . . . ?"

Frau von Dividendeles: „Da muß mein Mann gestanden haben — wo er
steht und geht, fällt ihm das Geld aus der Taschel"

Musikant: „Unser j)osaunist Bläsi ist doch ein abgcfcimter Rerl! Nun, da cr
bemerkt hat, daß sich die dicke Metzgersfrau über sein dummes Gesicht, das er beim
Blasen macht, wie närrisch freut, nimmt er, wenn er sich für einen Sechser wurst
kauft, ein Stück von einer alten jDosaune mit, bläst aus Leibeskräften in das ton-
lose Rohr, wobei er den Wind auf die Gewichtsseite der waage fallen läßt, die
dann natürlich nur einem großen wurstquantum gegenüber in die bföhe
steigtl"

Der Uapagei und die Kchsange.

(Lt' kennl ihn.

A. : „kjier eine gute Zigarrel Ich hab'

sie eigens für Sie herausgesuchtl"

B. : „Na geben Sie mir lieber eine, die Sie
für sich herausgesucht habenl"

Kindtiche Äinfatl.

nennt solche Leute also Tierfreunde. wer
kann mir einensolchenTierfreundnennen?"
Schüler: „Meine Mamal"

Lehrer: „wieso?"

I Schüler: „weil zu der alle Iahre der
Storch wiederkommtl"

Nedaktion: Max S>chreiber. Druck uud Verlag vou Z. L. Schreib^r, beide in Lßlingen bei Stuttgart.

Grschäflsstelle in München: Corneliusstratze 19.
 
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