(20
k. Meggendorfers ^umoristische Blätter.
Die Blonde und die Braune.
„So geben 5ie ihm doch zu Iriiiken, Sie Raben-
paxal"
Ich schwieg. Ich bin liefsinnig geworden und
habe mein ganzes Gefühl für Menschenwürde ver-
loren. Innerlich aber leiste ich inir einen hei-
ligen Schwur: Nie wieder — nie wieder! Der
Teufel siole alle Weiber — der 5atan alle Aben-
teuer — ich habe genugl Da rast etwas im Sturm-
fchritt die Allee herauf, es nähert sich unserer Bank,
endlich erkenne ich die Gestalt, es ist Rudi, der sich
jauchzend auf mich wirft, um mich zu umarmen.
„paxa, ssaxa," schreit der Iunge, „bist Du's wirk-
lich? Denke Dir nur — ich bin der Mina davon-
gelaufen — nun sucht sie mich überall. 5ie kann
lange suchen, ich rühre mich nicht weg von Dirl"
Dabei lacht der Bengel mit der seinem Alter eigenen
boshaften Schadenfrende.
„Du, wer sind dcnn die zwei Damen, die mit
Dir sind, sind das anch Tanten?" fragte er.
Ich mnrinelte etwas in den Bart. Er aber
wartet glücklicherweise meine Antwort gar nicht ab.
„wir kommen nämlich alle her," setzte er
vergnügt seine Mitteilungen fort. „Die Mama. ."
„Die Mamal" Ich fühle die Versuchung, das
unschuldige wesen vor mir zu schlagen.
„Die Großmama," rezitiert der unerbittliche
Rnabe.
„Der Großpapa —" fügt er heiter hinzu, als
ob er mir eine unbändige Freude machen wollte.
„Und Tante Raroline, mit Gnkel bfermann — die
ganze Familiel" krönt er fein werk. „Wir wollen
Dich überraschen . . ."
Das ist der Todesstoß I Ich verspüre die ersten
Anzeichen eines bevorstehenden Schlaganfalls.
Die Blonde und die Braune winden sich vor
Lachkrämpfen. Das sind Lfyänen — das sind keine
Frauen. Ich werfe ihnen einen siehenden Blick zu,
das läßt sie ungerührt, sie weichen nicht um eine
kfaaresbreite. Ganz und voll wollen sie ihre
grausame Rache genießen. Fluchtl Das ist mein
einziger Gedanke. Flucht um jeden preis, um end-
lich aus dieser fluchwürdigen lächerlichen Situation
herauszukommen. Aber wie? Den Säugling auf
die Bank legen und mich ruhig entfernen, dagegen
sträubt sich denn doch mein Vatergefühl. Das Rind
mitnehmenl Bei dem Gedanken überläuft mich
eine Gänsehautl Ts erscheint mir wahnwitzig, im
Lylinder, gelbem Ueberzieher und roten 6Iae6-
handschuhen, einen 5äugling im Arm und eine
Milchflasche in der kfand durch die jDarkanlagen zu
promenieren. Da bin ich also festgebannt, an-
gekettet an diese Gartenbank, verurteilt den Uelch
der Leiden bis zur Neige zu leeren. Und welche
Leidenl Meine Frau hier — das mußte eine
Ratastrophe geben, welche ungeahnte Dimensionen
annehmen würde.
(Schlnst folgt).
(öin Alärlyrer.
kferr ksuber ist doch recht unglücklich daran. Dbschon er furchtbar
geizig ift, läßt er sich doch öfter hinreißen, den Schlemmer zu machen und
gut und viel zu esfen. Regelmäßig wenn es ihm dann am besten schmeckt,
macht ihm sein Geiz vorwürfe und mit thränendem Auge schlingt er die
vorzügltchen Sxeisen hinunter.
Harmonie.
Frau A.: „Sind Sie und Ihr Mann oft anderer Meinung?"
Frau B.: „Nein, wenigstens mcin Mann ist es nie I"
(Kut der (öedanke.
„Gut der Gedanke, der Reim nur pasfabell"
Sprechen die Aritiker, „ei wie blamabell"
Schief der Gedanke, der Reim aber rein.
Leuchtet den bferren zu jeder Zeit ein.
Katl.
Gast: „Da schwimmen zwei Fliegen in der Suxpe!"
wirt: „Nehmen Sie sie doch dem Laubfrosch mit, den Sie zu kjause im
Glase habenl" _
Drnckfehler.
Maa kann den Iubilar ruhig als einen der
glazvollsten Aöpfe bezeichnen . . .
(Kuter Nnfang.
^räulein (zur jungen Frau): „wie, auf dem Standesamt haft Du Deinen
Nann schon ausgezankt; wenn er nun da noch zurückgetreten wäre?"
„wo denkst Du hin. Getraut waren wir selbstverständlicher
weise schonl"
Redaktion: Max Schreiber. Druck und verlag von F. Schreiber, beide in Lßlingen bei Stuttgart.
(»ses chäftsstelle in München: Cornrtiusstratze 19.
k. Meggendorfers ^umoristische Blätter.
Die Blonde und die Braune.
„So geben 5ie ihm doch zu Iriiiken, Sie Raben-
paxal"
Ich schwieg. Ich bin liefsinnig geworden und
habe mein ganzes Gefühl für Menschenwürde ver-
loren. Innerlich aber leiste ich inir einen hei-
ligen Schwur: Nie wieder — nie wieder! Der
Teufel siole alle Weiber — der 5atan alle Aben-
teuer — ich habe genugl Da rast etwas im Sturm-
fchritt die Allee herauf, es nähert sich unserer Bank,
endlich erkenne ich die Gestalt, es ist Rudi, der sich
jauchzend auf mich wirft, um mich zu umarmen.
„paxa, ssaxa," schreit der Iunge, „bist Du's wirk-
lich? Denke Dir nur — ich bin der Mina davon-
gelaufen — nun sucht sie mich überall. 5ie kann
lange suchen, ich rühre mich nicht weg von Dirl"
Dabei lacht der Bengel mit der seinem Alter eigenen
boshaften Schadenfrende.
„Du, wer sind dcnn die zwei Damen, die mit
Dir sind, sind das anch Tanten?" fragte er.
Ich mnrinelte etwas in den Bart. Er aber
wartet glücklicherweise meine Antwort gar nicht ab.
„wir kommen nämlich alle her," setzte er
vergnügt seine Mitteilungen fort. „Die Mama. ."
„Die Mamal" Ich fühle die Versuchung, das
unschuldige wesen vor mir zu schlagen.
„Die Großmama," rezitiert der unerbittliche
Rnabe.
„Der Großpapa —" fügt er heiter hinzu, als
ob er mir eine unbändige Freude machen wollte.
„Und Tante Raroline, mit Gnkel bfermann — die
ganze Familiel" krönt er fein werk. „Wir wollen
Dich überraschen . . ."
Das ist der Todesstoß I Ich verspüre die ersten
Anzeichen eines bevorstehenden Schlaganfalls.
Die Blonde und die Braune winden sich vor
Lachkrämpfen. Das sind Lfyänen — das sind keine
Frauen. Ich werfe ihnen einen siehenden Blick zu,
das läßt sie ungerührt, sie weichen nicht um eine
kfaaresbreite. Ganz und voll wollen sie ihre
grausame Rache genießen. Fluchtl Das ist mein
einziger Gedanke. Flucht um jeden preis, um end-
lich aus dieser fluchwürdigen lächerlichen Situation
herauszukommen. Aber wie? Den Säugling auf
die Bank legen und mich ruhig entfernen, dagegen
sträubt sich denn doch mein Vatergefühl. Das Rind
mitnehmenl Bei dem Gedanken überläuft mich
eine Gänsehautl Ts erscheint mir wahnwitzig, im
Lylinder, gelbem Ueberzieher und roten 6Iae6-
handschuhen, einen 5äugling im Arm und eine
Milchflasche in der kfand durch die jDarkanlagen zu
promenieren. Da bin ich also festgebannt, an-
gekettet an diese Gartenbank, verurteilt den Uelch
der Leiden bis zur Neige zu leeren. Und welche
Leidenl Meine Frau hier — das mußte eine
Ratastrophe geben, welche ungeahnte Dimensionen
annehmen würde.
(Schlnst folgt).
(öin Alärlyrer.
kferr ksuber ist doch recht unglücklich daran. Dbschon er furchtbar
geizig ift, läßt er sich doch öfter hinreißen, den Schlemmer zu machen und
gut und viel zu esfen. Regelmäßig wenn es ihm dann am besten schmeckt,
macht ihm sein Geiz vorwürfe und mit thränendem Auge schlingt er die
vorzügltchen Sxeisen hinunter.
Harmonie.
Frau A.: „Sind Sie und Ihr Mann oft anderer Meinung?"
Frau B.: „Nein, wenigstens mcin Mann ist es nie I"
(Kut der (öedanke.
„Gut der Gedanke, der Reim nur pasfabell"
Sprechen die Aritiker, „ei wie blamabell"
Schief der Gedanke, der Reim aber rein.
Leuchtet den bferren zu jeder Zeit ein.
Katl.
Gast: „Da schwimmen zwei Fliegen in der Suxpe!"
wirt: „Nehmen Sie sie doch dem Laubfrosch mit, den Sie zu kjause im
Glase habenl" _
Drnckfehler.
Maa kann den Iubilar ruhig als einen der
glazvollsten Aöpfe bezeichnen . . .
(Kuter Nnfang.
^räulein (zur jungen Frau): „wie, auf dem Standesamt haft Du Deinen
Nann schon ausgezankt; wenn er nun da noch zurückgetreten wäre?"
„wo denkst Du hin. Getraut waren wir selbstverständlicher
weise schonl"
Redaktion: Max Schreiber. Druck und verlag von F. Schreiber, beide in Lßlingen bei Stuttgart.
(»ses chäftsstelle in München: Cornrtiusstratze 19.