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Meggendorfers humoristische Blätter: Zeitschr. für Humor u. Kunst — 20.1895 (Nr. 210-222)

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https://doi.org/10.11588/diglit.16558#0130
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s22

L. Meggeridorsers L)urnoristische Blätter.

Wescheiden.

Fräulein Lulalia: „Ach, weun doch auch eiuinal eiuer
eiu Liebes-Gedicht auf mich uiacheu wollte — und weun 's
noch so schlecht wärel"

Konkurrem-Streiche.

aini Löw und Itzig chersch siud wütende Uonkurreuten
der Leinwaudbranche, deren Läden sich gerade gegen-
über befinden.

Lsatte 5aini Löw ein neues Arrangeinent in seiner Auslage
getrossen und das sdublikuin dadurch voin Laden seines IVider-
sachers weg an den eigenen gelockt, so brachte chm der nächste
Tag jedesinal die sür ihn unangenehine Ueberraschung, daß
Itzig chersch eine noch viel kichnere Auslage-Ausstattung zur
Schau stellte und dadurch das publikuin wieder vor seine
chchausenster hinüberzog.

Saini Löw, der überhaupt derjenige mit den kleineren
Hilssinitteln Ausgestattete war, sah ein, daß er den Uainpf
gegen Itzig Lsersch durch einen Geniestreich beenden müsse,
wenn er uicht durch die Reklamenausgaben stuanziell zu Grunde
gehen wollte. Er sann und saun, aber es wollte ihin nichts
„sdassendes" einsallen. Itzig lljersch, der von seinein Laden
aus die Niedergeschlagenheit seines Gegners beobachtete, rieb
sich vergnügt die ksände — nun sollte der sdlan, den er schon
längst sertig in sich trug, ausgeführt werden, uin den Feiud
gänzlich aus seiuer sdosttion zu vertreibenl In der folgenden
pechschwarzen Nacht strich er die Lisenstangen, aus die sich die
Beschauer der Auslage seines Gegenüber gewöhnlich init den
chänden zu stützen pflegten, mit schwarzer Gelsarbe an, und
der solgende Tag war sür Saini Löw ein schrecklicher, denn
das „angeschniierte" sAä'äkum hätte ihn sast gel'fncht; bei dein
salschen Itzig chersch aber ging das Geschäft uin so stotter.

Saiui wußte wohl, wer ihm den bösen Streich gespielt
hatte, aber es fehlte ihin an Beweisen, nin gegen kiersch vor-

zugeheu. Dagegen ließ ihu die Aainpfesweise dessclben aus
jede 5chonung verzichten, ihin wäre nun jedes Nittel recht
gewesen, den 5ieg zu erringen — wenn ihin nur eiues einge-
sallen wäre.

In düsterster 5tiinuiung durchschritt er die leeren Laden-
räuine nnd es that ihm wohl, daß er seinen Ingriinin an
jemand auslassen konute, uin nicht zu ersticken. Dieser steinand'
aber war Aobi, der Ausgeher, welcher sich in eiuein Minkel
zuin Frühstück niedcrgclassen hatte und einen insain duftcnden
Streichkäse init dein deukbar größten Apxetit verzehrte.

Saini Löw überschüttete den arinen Aobi init Ausdrücken,
die besser unerwähnt bleiben, und deren Schlußpunkt die worte
bildeten: „Glauben Se ich laß' iner vertreiben durch diesen
niederträchtigen Geruch den letzten Rest von Runden, der mir
ist geblieben . . .?" Doch aus eiumal ging eine eigentümliche
Veränderung in seiueu Iügen vor, es war, wie wenn nach
eiuem letzten Donnerschlage bei einem Gewitter die 5onne
sich schon wieder beinerkbar inacht; ein leichtes Lächeln
zeigte sich iin Gesichte Sainis, das schließlich zuin Lachen
und Iohlen wurde. Das sdersonal dachte nicht anders, als
daß der geplagte Thef durch die Ronkurrenzchikane plötzlich
verriickt geworden wäre und inan wollte ihn sesthalten, als er
aus dein Laden über die Straße stürzen wollte. 5aini jedoch
beruhigte seine Leute und verschwand in dein chause, in dein
sein Todfeind seinen Laden hatte und stieg zuin ksausherrn
einpor, init dein er eine lange Unterredung hatte, dessen Eud-
resultat das Untcrschreiben eines gegenseitigen Rontraktes war.

Nicht lange daraus konstatierten die Besichtiger der Aus-
lage von Itzig chersch einen an dieser herrscheuden Streichkäse-
geruch, der das Verweilen daselbst gauz uninöglich inachte.
Das sdublikuin inied das Trottoir und belebte die 5eite, auf
der Sami Löw die wuiiderbarstcn Novitäten ausstellte, um das-
selbe festzukalten.

Itzig ksersch war in verzweistung, seine lange Nase
schnupperte so lange, bis er den Grt entdeckt hatte, von dein
der schauderhaste Geruch ausströinte, schließlich hatte er es
heraus: er kam aus den Rellerfenstern direkt unter seinen Aus-
lagesensternll Natürlich rannte er sofort zuin kjausherrn und
es uinfing ihu dort sast eine Ghninacht, als ihm dieser erklärte,
daß Saiui Löw den Reller auf 5 Iahre geinietet
hatte, uin dort Streichkäse reis werden zu lassenIII

Logifche Kchlußfolgerung.

enn einer Schwiegermutterwitze inacht
Und über derlei saule 5pässe lacht,

5o weiß ich sicher, daß der gute Mann
5elbst keine 5chwiegerinntter haben kann;

Denn mär' init eincr solchen er verseh'n,

Da würden ihin die Spässe schon vergeh'n!

O. E. W.

Unerhörl.

Kanzleichef: „U)as, Sie verlangcn eine Gehaltsaus-

besserung und inacheu noch ain 28. chettflecken in die Akten?I"

Unverfroren.

A. : „5ie wollen in Venedig gewesen sein und können uns von

den dortigen Schönheiten nichts erzsthleii?"

B. : „Ich bin sehr schnell durch die Stadt geritten, habe sast

nichts gesehen."

A. : „Durchgerittenl Das ist nicht inöglich, die 5tadt liegt ja

iin Meere."

B. : „Nun ja, es war im NDinter, das Wasser war gefroren,

da bin ich über 's Tis geritten l"
 
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