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Meggendorfers humoristische Blätter: Zeitschr. für Humor u. Kunst — 20.1895 (Nr. 210-222)

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https://doi.org/10.11588/diglit.16558#0137
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k. Meggendorfers ^umoristische Blätter.

^29

Vernmlung.

tVirt (zum GeschästLreisellden): „kferr, Sie reisen wohl in Lokomotiven?"

)Kein Rezepienbuch.

1^)ie ich ineine Frau kurier'? —
Nun, ich will's erzählen:
Line Gxernloge genügt,
wenn „die Nerven" quälen.

Leichte Fälle von Migrän'
Aann ein Armband heilen,
Gegen Blutandrang zum Kopf
Lsilft ein Lfut bisweilen.

„Schwindel" fordern Seidenstoff
Ganze Folianten,

Für den tiefsten Ghninachtsfall
Brauch' ich Brillanten.

weinkrampf stillt ein Perlenband,
Das kann ich beeiden,

Line Equipage heilt
Selbft das fchwerste Leiden.

wie? Du meinst, solch eine Aur
lväre schrecklich teuer?

Ia, wenn du nicht Gelder hast,
werde ja kein Freier.

Gder werde Lfottentott
In dem Land der Affen;

Brauchft dann einen Blätterschurz
Nur dem weib zu schaffen.

Höchstens einen Schmuck aus Glas
Ie nach dem Betragen.

Andre Schmerzen darfst du ihr
Mit dem Stock verjagen.

Aus Katau.

^err (im Lustspiel): „Sehen Sie mal den ^errn da drüben, der
wiehert ja ordentlichl"

„Ist jedenfalls Ravallerie-Gffizierl"

Die Monde und die ^Lraune.


Äoutanl.

„kferr Meyer, nehmen Sie den ,dummen Iungen' zurück?!"
„lvie haißt? Ljat die Firma Meyer u. Lomp. was Nich-Lon-
venierendes je nich zurückgenommen?"

Spruch.

Bist vu gesunken, prahle niemals

Mit Früh'rem, wenn's Dich noch so schmerzt,

Die Sterne glänzen in der Höhe —

Fällt einer, ist sein Glanz verscherzt. E.

Slark!

fär sich): „So a Unverschämtheit, zieht mir der Rerl drei Mark-
stückeln aus der Nas'n und jetzt verlangt er no extra a Trink-
geldl"

Ächt engtisch.

Ein Engländer, der auf Verdeck eines Dampfers speist,
schwebt in der Gefahr, ins Meer zu stürzen. Schon ist er in
der größten Not, als er ruft: „Steward, stellen Sie einst-
weilen meine Supxe in die Rüche, damit sie nicht kalt wird."

Der Llavalterist.

Uienstmädchen (dem Briefträger einen Stoß Sriefe abnehmend): „va

ist auch etwas für mich dabeil"

Madame: „lvoran erkennen Sie das?"

Dienstmädchen: „Jch rieche den Stall durchl"

ie Schwiegermutter, die mich ohnedies niemals leiden
mochte, der Schwiegervater, der mir mein unthätiges
Leben täglich vorwarf und keine Gelegenheit versäumte, mir
das altehrwürdige „Müßiggang ist aller Laster Anfang"
unter die Nase zu reiben. Und Tante Lmilie, die boshafte
tratschtüchtige alte Iungfer, und — Inst not Isast — Gnkel
kjerrmann, der gallige Iunggeselle, der mit vorliebe von kleinen
Seitensprüngen ungetreuer Lhemänner zu erzählen wußte. Nein

— es war zum Totschießen l Und selbst dieses radikale Rettungs-
mittel — in diesem Angenblick war es mir versagtl Ich fand
lvorte, rührende demütige lvorte; bitte, stehe die beiden Mädchen
an, mich allein zu lassen, mir zu verzeihen, mein Unglück nicht
so unbarmherzig auszunützen — es sei ja jetzt genug des grau-
samen Spiels. Ich sei doch hinlänglich bestraft. Nichts. Rein
Ljeil, keiue Rettung. Lin brutales Lachen, ein ironisches Achsel-
zucken ist ihre ganze Antwort. Sie rühren sich nicht von der
Stelle .... man könnte verrückt werden ....

Da — ein Rauschen — ein Rnistern des Rieses — ein
leises lvispeln — undeutliches Geflüster — Gestalten erscheinen,
vorerst in nebelhaften Umrissen, dann immer näher und näher

— mir schwindet fast das Bewußtsein — wenn ich nur den
armen Säugling nicht fallen lasse — ich fasse ihn krampfhaft
an — wie ein Rreisel dreht sich alles — da — da erblicke ich
sie alle — im Gänsemarsch mit ernsten düsteren Mienen kommen
sie anmarschiert, fast geisterhaft, ich klavxere mit den Zähnen.
Ietzt wird, jetzt muß es zum Ausbruch kommen, das Schreckliche

— ein fürchterlicher Skandal, alle Abendblätter werden darüber
berichten und ich werde in wenigen Stunden die Fabel der
ganzen Stadt sein .... aber, was ist das? .... noch immer
kein lvort, kein Laut . . . so beängstigend wirkt diese Stille
 
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