130
L. Meggendorfers Hurnoristische Blätter.
auf mich, daß ich wie ein Labsal, wie
eine Lrlösung das endliche Losbrechen
des Sturmes ersehne . . . und noch
immer nichts . . . nichts . . . schweigend,
mit drohenden, Unheil verkündenden
Mienen umkreisen sie mich . . . fast un-
hörbar, als ob sie alle auf Filzpantoffeln
einherschritten . . . mit einemmale fiilsie
ich inich vorwärts geschoben . . . ich
schreite weiter, den Säugling noch immer
im Arm, rechts von meiner Frau, links
von meiner Schwiegermutter flankiert und
alle übrigen tsinter mir her wie Lützow's
wilde verwegene Iagd. Ich höre nichts
als Tante Lmiliens kreischenden Diskant
und Gnkel kserrmanns tiefen Baß, welche
sich vereinigen, über die falschen Ehe-
männer höhnische Verwünschungen ans-
zurufen . . . so wandern wir straßaus,
straßab . . . wir bewegen uns in der Rich-
tung, welche nach Lsause sührt und ge-
langen doch nimmer hin, stundenlang,
ächzend, stöhnend und noch immer kein
Erreichen des Ziels .... ein wahrer
Dornenweg . . . mir ist, als ob wir
stets wieder auf dieselbe Stelle zurück-
kämen, als ob die ganze Stadt sich in ein
entsetzliches Labyrinth verwandelt hätte
. . . . und noch immer dieses grauenvolle
öde Schweigen . . . jetzt glaube ich erschöpft
niederzusinken und dennoch muß ich vor-
wärts von unsichtbarer Gewalt getrieben
. . . da . . da . . . endlich . . ."
„Nun — endlich?" Die Sxannung
war aufs höchfte gestiegen.
„Lndlich . . . höre ich die Stimme
meiner Frau l"
„Und was sagte sie?"
bserr walter lächelte.
„Siesagtemitihrerlieblichften Stimme:
„ksast Du aber heute aufgeregt geschlafen!
Fehlt Dir vielleicht etwas, liebes Ulänn
chen? . . ." Und in diesem Augenbliä
— erwachte ich, meine theuren Freunde I"
„Tin Traum — nur ein Traum?"
frug man allseits entäuscht.
„Die Begebenheit war geträumt, die
Bekehrung war echt. Seit jener Schreckens-
nacht war ich von meiner Abenteuerlust
gründlichft geheilt l Das ist die Geschichtc
meiner lVandlung, die Geschichte von der
Blonden und der Braunenl"
(Kedankenspliller.
Große kserren sind ein Feuer,
Dran sich einer wärmen kann;
Aber wer zu nah sich hinmacht,
Der verbrennt die Finger dranl
G. S.
Ärkannl.
Gnkel (seinen angezechten Neffen treffend): „Woher kommft Du döNN?"
Nesfe: „von der Universitätl"
Gnkel: „Da scheinst Du aber über'n Durst studiert zu habenl"
Veim Rende^vous.
kjerr (kurzsichtig, erkennt die Dame nicht, mit der er sich Rendezvous gegeben): „Entschuldigen Sie
mein Fräulein, sind Sie es, die ich mit leidenschaftlicher Glut und unaussxrech-
licher Sehnsucht erwarte?"
Zoshafle Nrage.
„Denk' Dir nur, gestern sagt mir der Direktor, daß mein Stück brillant wäre, wenn's
nur einen Akt weniger hätte."
„Ah, ist es ein — Einakter?"
Zwangslage.
Fanny: „Du hast dich mit dem Referendar Schmidt verlobt, trotzdem er dir zu-
wider war?"
Rosalie: „Ia, ich konnte aber nichts dasür; er machte mir seinen Antrag unter
einem Regenschirm und schwor mir im seierlichsten Lide, er werde, wenn ich ih»
abweise, es auf meinen neuen Lsut regnen lassen."
D)ean du Ungeheuer.
Nedaktion: Ntax Schreiber. Druck und verlag von I. L. S-chreiber, beide in Lßlingen bei Stuttgart.
Geschästsstelle in Münch en: Corneliusstraste 19.
L. Meggendorfers Hurnoristische Blätter.
auf mich, daß ich wie ein Labsal, wie
eine Lrlösung das endliche Losbrechen
des Sturmes ersehne . . . und noch
immer nichts . . . nichts . . . schweigend,
mit drohenden, Unheil verkündenden
Mienen umkreisen sie mich . . . fast un-
hörbar, als ob sie alle auf Filzpantoffeln
einherschritten . . . mit einemmale fiilsie
ich inich vorwärts geschoben . . . ich
schreite weiter, den Säugling noch immer
im Arm, rechts von meiner Frau, links
von meiner Schwiegermutter flankiert und
alle übrigen tsinter mir her wie Lützow's
wilde verwegene Iagd. Ich höre nichts
als Tante Lmiliens kreischenden Diskant
und Gnkel kserrmanns tiefen Baß, welche
sich vereinigen, über die falschen Ehe-
männer höhnische Verwünschungen ans-
zurufen . . . so wandern wir straßaus,
straßab . . . wir bewegen uns in der Rich-
tung, welche nach Lsause sührt und ge-
langen doch nimmer hin, stundenlang,
ächzend, stöhnend und noch immer kein
Erreichen des Ziels .... ein wahrer
Dornenweg . . . mir ist, als ob wir
stets wieder auf dieselbe Stelle zurück-
kämen, als ob die ganze Stadt sich in ein
entsetzliches Labyrinth verwandelt hätte
. . . . und noch immer dieses grauenvolle
öde Schweigen . . . jetzt glaube ich erschöpft
niederzusinken und dennoch muß ich vor-
wärts von unsichtbarer Gewalt getrieben
. . . da . . da . . . endlich . . ."
„Nun — endlich?" Die Sxannung
war aufs höchfte gestiegen.
„Lndlich . . . höre ich die Stimme
meiner Frau l"
„Und was sagte sie?"
bserr walter lächelte.
„Siesagtemitihrerlieblichften Stimme:
„ksast Du aber heute aufgeregt geschlafen!
Fehlt Dir vielleicht etwas, liebes Ulänn
chen? . . ." Und in diesem Augenbliä
— erwachte ich, meine theuren Freunde I"
„Tin Traum — nur ein Traum?"
frug man allseits entäuscht.
„Die Begebenheit war geträumt, die
Bekehrung war echt. Seit jener Schreckens-
nacht war ich von meiner Abenteuerlust
gründlichft geheilt l Das ist die Geschichtc
meiner lVandlung, die Geschichte von der
Blonden und der Braunenl"
(Kedankenspliller.
Große kserren sind ein Feuer,
Dran sich einer wärmen kann;
Aber wer zu nah sich hinmacht,
Der verbrennt die Finger dranl
G. S.
Ärkannl.
Gnkel (seinen angezechten Neffen treffend): „Woher kommft Du döNN?"
Nesfe: „von der Universitätl"
Gnkel: „Da scheinst Du aber über'n Durst studiert zu habenl"
Veim Rende^vous.
kjerr (kurzsichtig, erkennt die Dame nicht, mit der er sich Rendezvous gegeben): „Entschuldigen Sie
mein Fräulein, sind Sie es, die ich mit leidenschaftlicher Glut und unaussxrech-
licher Sehnsucht erwarte?"
Zoshafle Nrage.
„Denk' Dir nur, gestern sagt mir der Direktor, daß mein Stück brillant wäre, wenn's
nur einen Akt weniger hätte."
„Ah, ist es ein — Einakter?"
Zwangslage.
Fanny: „Du hast dich mit dem Referendar Schmidt verlobt, trotzdem er dir zu-
wider war?"
Rosalie: „Ia, ich konnte aber nichts dasür; er machte mir seinen Antrag unter
einem Regenschirm und schwor mir im seierlichsten Lide, er werde, wenn ich ih»
abweise, es auf meinen neuen Lsut regnen lassen."
D)ean du Ungeheuer.
Nedaktion: Ntax Schreiber. Druck und verlag von I. L. S-chreiber, beide in Lßlingen bei Stuttgart.
Geschästsstelle in Münch en: Corneliusstraste 19.