Aleggendorfers L) n m o ri st i sch e Blätter.
^7
Aalter und Äsel.
^um Esel sxrach einmal der Falter:
„5ag an, mein Freund, du grauer Alter,
Warum als Liebchen du gewählet
Die Distel, der doch Schönheit sehlet,
Die dasteht unansehulich ganz
Ghu' wohlgeruch und Farbenglanz,
Die dir das Maul zersticht beim Ausse,
Dich blutig kratzt zum Ueberdrusse?
Indeß ich mit der schönen Rose
Als meiuem süßen Bräutchen kose,
An ihrer Pracht ergötz' mein Auge,
von ihren Lixpen Ljonig sauge,
Sie täudelnd, schäkernd bald uingaukle,
Bald mich auf ihrem Stengel schaukle."
D'rob zürut der Lsel sehr dem Falter:
„Du liederlicher Gaukler," schalt er,
„was willst du srech dich überhebeu
Und grauen Leuteu Lehren geben ?
Deu Tag umher beim Liebchen lungern
Das ist dein Loos — doch dabei hungeru
Und Abends Dich verkriechen matt,
weil bchnig Niemandeu macht satt.
Die Distel süllt mir baß den Magen,
Daß ich ihn voll zum Stall kann tragen,
Mich niederstrecken aus die Streu
Gar wohlgemut und ohne Reu.
Getrost laß ich die Welt eNtscheiden,
wer klug, wer unklug von uns beiden."
vr. Granarius.
- ' ^ ^
'Die Hauptsache.
Itzig Sohn (im Aonzert): „Baterleben, die
Sängerin ist nicht brillant."
Itzig Dater: „Aber se hot Brillante!"
Herausgebolfen.
Sie: „Du sagtest mir, Du wolltest mich stets auf lhänden tragen und nuu
willst Du mir nicht mal eiu seidenes Uleid kaufeu!"
Lr: „Aber mein Rind, ich kann Dich doch auch in einem wollnen Rleide
aus khändeu tragen!"
Zie stuwme Nrau.
in Mann hattc eine Frau, tzje war stumm und das war
sür den Mann sehr unangenehm, weil er viel Lange-
weile hatte. Lr ging also zu einem Arzt und bat
ihn, daß er seiner Frau zum Sprechen verhelfen möchte. Zu-
gleich stellte aber der Mann dem Arzte eine gute Belohnung
in Aussicht und dieser war daher nicht saul, machte sich sogleich
an's werk uud löste der Fr'au die Zunge.
Diese Znnge aber wollte nun das Versäumte hereinholen
und ging wie ein Mühlrad in einem sort, Tag und Nacht und
dein armen Manne wurde zuletzt ganz bang ob dem ewigen
Alixxklaxp I und Rlippklaxx I und er ging wieder hiu zu dem-
selbigen Arzte und bat ihn, daß er doch bei seiner Frau deu
alten Zustand wieder herstellen möchte; denn so halte er es
nicht mehr länger aus und er sei gewiß gern bereit, ihn zu
belohnen, ja noch besser zu belohnen als das erstemal, wenn er
ihm nur diesen Gesallen erweisen wolle.
Allein der Arzt erwiderte, es thue ihm leid, daß er ihm
nicht zu willen sein könne; denn er könne wohl Stummen die
Sxrache verschasfen, aber Sprechende stumm zu machen, das
gehe über sein vermögen und er solle sich also in Gottes
Namen zufrieden geben.
wie aber der gute Mann immer uud immer wieder in
ihn drang und ihn bat, er solle sich seiner erbarmeu, da ging
auf einmal ein geheimes Schubfach iu des Doktors Gehiru-
kästlein auf und er rief aus: „wenn Du mir sünszig Dukaten
bezahlen willst, aber im voraus, so werde ich Dir helfen, daß
Du unter der Schwatzhastigkeit Deiner ^srau nicht mehr sollst
zu leiden habenl"
Der Mann war gerne dazu bereit, zählte dem Doktor so-
gleich sünzig Dukaten hin und sprach: „lhier hast Du Deinen
Lohn l So jetzt hils mir I"
Der Doktor nahm das Geld alsbald in Lmxfang und
machte den Mann taubl Und siehe da: dem Mann war ge-
holsen, und dem Doktor war geholsen und der Frau auch.
wenn aber der Mann hätte sprechen wollen, so würde er ohne
Zweisel gesagt haben: „G hätt' ich's beim alten gelassen, dann
wäre es noch besser gewesenl Denn damals, o, da war es sehr
gut I" _
(Kut dresslerl.
Student A.: „Dein Ljuiid hat mich im vorzimmer wie wüteud
angefallen — der Rerl sollte mich schon kennen, ich war
ja schon oft genug hierl"
Student B.: „Das wundert mich selbst, er ist sonst ein gutes
Tier; vielleicht hast Du eine verdächtige Bewegung gemacht?"
Studeut A.: „So vicl ich mich erinnere, habe ich bloß das
Taschentuch hervorgezogen, um mir den Schweiß vou der
Stirne zu trocknen uud da hat er mich gepackt!"
Student B.: „Siehst Du, das war's eben, er wird das weiße
Taschentuch sür eine Rechnung gehalten habenl"
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Aalter und Äsel.
^um Esel sxrach einmal der Falter:
„5ag an, mein Freund, du grauer Alter,
Warum als Liebchen du gewählet
Die Distel, der doch Schönheit sehlet,
Die dasteht unansehulich ganz
Ghu' wohlgeruch und Farbenglanz,
Die dir das Maul zersticht beim Ausse,
Dich blutig kratzt zum Ueberdrusse?
Indeß ich mit der schönen Rose
Als meiuem süßen Bräutchen kose,
An ihrer Pracht ergötz' mein Auge,
von ihren Lixpen Ljonig sauge,
Sie täudelnd, schäkernd bald uingaukle,
Bald mich auf ihrem Stengel schaukle."
D'rob zürut der Lsel sehr dem Falter:
„Du liederlicher Gaukler," schalt er,
„was willst du srech dich überhebeu
Und grauen Leuteu Lehren geben ?
Deu Tag umher beim Liebchen lungern
Das ist dein Loos — doch dabei hungeru
Und Abends Dich verkriechen matt,
weil bchnig Niemandeu macht satt.
Die Distel süllt mir baß den Magen,
Daß ich ihn voll zum Stall kann tragen,
Mich niederstrecken aus die Streu
Gar wohlgemut und ohne Reu.
Getrost laß ich die Welt eNtscheiden,
wer klug, wer unklug von uns beiden."
vr. Granarius.
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'Die Hauptsache.
Itzig Sohn (im Aonzert): „Baterleben, die
Sängerin ist nicht brillant."
Itzig Dater: „Aber se hot Brillante!"
Herausgebolfen.
Sie: „Du sagtest mir, Du wolltest mich stets auf lhänden tragen und nuu
willst Du mir nicht mal eiu seidenes Uleid kaufeu!"
Lr: „Aber mein Rind, ich kann Dich doch auch in einem wollnen Rleide
aus khändeu tragen!"
Zie stuwme Nrau.
in Mann hattc eine Frau, tzje war stumm und das war
sür den Mann sehr unangenehm, weil er viel Lange-
weile hatte. Lr ging also zu einem Arzt und bat
ihn, daß er seiner Frau zum Sprechen verhelfen möchte. Zu-
gleich stellte aber der Mann dem Arzte eine gute Belohnung
in Aussicht und dieser war daher nicht saul, machte sich sogleich
an's werk uud löste der Fr'au die Zunge.
Diese Znnge aber wollte nun das Versäumte hereinholen
und ging wie ein Mühlrad in einem sort, Tag und Nacht und
dein armen Manne wurde zuletzt ganz bang ob dem ewigen
Alixxklaxp I und Rlippklaxx I und er ging wieder hiu zu dem-
selbigen Arzte und bat ihn, daß er doch bei seiner Frau deu
alten Zustand wieder herstellen möchte; denn so halte er es
nicht mehr länger aus und er sei gewiß gern bereit, ihn zu
belohnen, ja noch besser zu belohnen als das erstemal, wenn er
ihm nur diesen Gesallen erweisen wolle.
Allein der Arzt erwiderte, es thue ihm leid, daß er ihm
nicht zu willen sein könne; denn er könne wohl Stummen die
Sxrache verschasfen, aber Sprechende stumm zu machen, das
gehe über sein vermögen und er solle sich also in Gottes
Namen zufrieden geben.
wie aber der gute Mann immer uud immer wieder in
ihn drang und ihn bat, er solle sich seiner erbarmeu, da ging
auf einmal ein geheimes Schubfach iu des Doktors Gehiru-
kästlein auf und er rief aus: „wenn Du mir sünszig Dukaten
bezahlen willst, aber im voraus, so werde ich Dir helfen, daß
Du unter der Schwatzhastigkeit Deiner ^srau nicht mehr sollst
zu leiden habenl"
Der Mann war gerne dazu bereit, zählte dem Doktor so-
gleich sünzig Dukaten hin und sprach: „lhier hast Du Deinen
Lohn l So jetzt hils mir I"
Der Doktor nahm das Geld alsbald in Lmxfang und
machte den Mann taubl Und siehe da: dem Mann war ge-
holsen, und dem Doktor war geholsen und der Frau auch.
wenn aber der Mann hätte sprechen wollen, so würde er ohne
Zweisel gesagt haben: „G hätt' ich's beim alten gelassen, dann
wäre es noch besser gewesenl Denn damals, o, da war es sehr
gut I" _
(Kut dresslerl.
Student A.: „Dein Ljuiid hat mich im vorzimmer wie wüteud
angefallen — der Rerl sollte mich schon kennen, ich war
ja schon oft genug hierl"
Student B.: „Das wundert mich selbst, er ist sonst ein gutes
Tier; vielleicht hast Du eine verdächtige Bewegung gemacht?"
Studeut A.: „So vicl ich mich erinnere, habe ich bloß das
Taschentuch hervorgezogen, um mir den Schweiß vou der
Stirne zu trocknen uud da hat er mich gepackt!"
Student B.: „Siehst Du, das war's eben, er wird das weiße
Taschentuch sür eine Rechnung gehalten habenl"