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Meggendorfers humoristische Blätter: Zeitschr. für Humor u. Kunst — 21.1895 (Nr. 223-235)

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https://doi.org/10.11588/diglit.16559#0114
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rneggendorfers y u IN o r 1 st i f ch e Btätler.

U0

Lieb' und gehst in iilein Stübel — nachher, wenn
die Lent' wieder fort sind, erzählst mir von dahcim."
„Schau" — er fchlug eine j)ortiere zurück — „hier
geht's füuf Stufen herauf — kauust nachher hinter
dem Vorhang gucken und dir den jdrinzen ausehen
— horch — da rollt schon der N)agen — rasch, rasch,
ich muß hiuab, die Lfcrrschafteu herauf zu geleiten."

Die alte Frau warf eiuen Blick hülflosen Iam-
mers auf die ihr in so hohem Grade anstößige
Benus — ließ sich aber ihreu türkischen Shawl
überwersen und hinausschiebeu. Nax enteilte, sie
aber stand seufzeud uud uuschlüssig hinter der
j)ortiere. „Grad' zum Gespött macht er sich, der
Bub' —" jammerte ste leise — plötzlich flog ein
Leuchten des Triumphs über die welken Züge —
eilig uud leise schlich ste zurück ius Atelier. Line
Minute — da klangen schou Schritte vor der Thür,
grade noch Zeit hatte sie, die füuf Stufen heraus
zu eilen und die Thür des Stübchens leise zu
schließen — dort blieb sie, das Mhr sest an die
Thür gedrückt, stehen.

„lvenn Fjoheit gnädigst gestatten —" hörte sie
Nax' Stimme, uud dann — war das nicht ein
Aichern — und dann ein schallendes Gelächter —
das gar nicht enden wollte.

„jdardon, liebster Rainer — aber das ist un-
widerstehlich," — nnd von nenem lachte man —
jctzt Max' Stimme — „aber um Gottesmilleu —
ivas ist das — ?"

Rritiker: „Mein Aollege, der vr. Stiftle, hat Ihr neuestes Bild aber
erbärmlich schlecht gemacht, das dürfen Sie sich nicht bieten lassen."
Maler: „Thue ich auch nicht, habe mich schon gerächt. Sehen Sie hicr
scin Bild, welches ich demnächst ausstelleu werde."

T>a staud die Venus — doch sie hatte sich den
profanen Blicken entzogen. Züchtig, unter dem
marmoriien Ainn zusaiumengestcckt, bedeckte ein großcs, dreicckigcs Umschlagetuch die klassischen
Glieder — die roten, grünen und gelben Fransen bauincltcn bis in die Farnwedel hinein. —

Max' Fassung brach — und er lachte mit. — Vas ist ja auch immer das Beste. — Und
sie lachteu, bis sie nicht mehr konnten. —

Gben aber rieb sich das alte Mütterchen die lhände. „wie sie sich g'freunl" schmunzelte
sie — „ja, mei Maxel — grad zum Gespött hättest Dich gemacht, und die Augen hättest Dir

müssen ausschämen, wegen
dem nacketen Frauvolk —
aber, weil'st noch a Mutterle
hast -

daß 'd' net zum Gespött wirst — ja
— weil 'd uoch a Mutterle hast l"-

Arermdlich.

„. . . Also die Rätiu
war sehr sreundlich zu Dir
im Bade?"

„Ia, erst hat sie mich
bemuttert und dann sogar
beschwiegerinuttcrt I"

Wasserscheu.

Der lserr Wamperl ist
heiser. Er geht zu eiuem
Arzt und dieser verordnet
ihm ein Gurgelwasser.
„Gurgelwasser?" meint
kleinlaut kjerr Wamperl,
„könnten's denn nit' a
Gurgelbier verschrei-
ben?"

Kindlich.

Die kleine Nizi (mitihrer

„Mama, warum küßt D i ch
niemaud?"

Mutter (erstaunt): „Za wa-
rum denu, mein Aind?"
Mizi: „Weißt Ou, Nama,
weun ich mit dem Ainder-
mädchen gehe — die bekommt
immer Rüssel"

Inmrer derselße. : Nichlig.

Rechtsanwalt (nach der Liebeserklärung): „Aber FrZulein, „. . . . auf diesem pferde sitzen Se wie auf'm Stuhl!"
legen Sie doch nun auch ein umfassendes Geständnis ab I" ^ Sonntagsreiler: „Aber 'n Sorgenstuhll"

Redaktion: Max Schreiber. Druck und verlag von I. F. Schreiber, beide in Lßlingen bei Stuttgart.

Geschästsstelle in Münrhen: Corneliusstralle 19.
 
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