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Meggendorfers humoristische Blätter: Zeitschr. für Humor u. Kunst — 27.1896 (Nr. 301-313)

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https://doi.org/10.11588/diglit.16565#0046
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M e g g e n d o r fe r s H u in o r i sti sch e Blätter.

-l2

Auf wissenschaftlichem wege.

„Nun lassen Sie nml sehenl"

„Ocirf ich niich voicher nicht anziehen?" T>ie (srage klang
ironisch, — das Mädchen weidete sich an der nur iniihsain unter-
driickten verlegenheit des Gelehrten.

„Thun 5ie das und beeilen Sie sich."

„Ich danke, lserr Professor, — ich bin also nicht hcrzlcideud ?"

„Norläufig nicht, aber Sie haben allc Aulagen dazu."

„Nnn, dann wlll ich rulfig abwarteu, — lfier biltel"
Sie hatte wieder Toilctte geuiacht und übcrreichte ein jdarket
von ungefähr sechzig Zengnissen.

T>er Professor wog die Dokuinente in der 6and und blickle
lfilflos bald auf dicse, bald auf das Akädchcu. „tvissen Sie
was, koiuinen Sie iiberinorgen srüh."

„Ich kann also koininen?"

„Uoiuinen Sie nur."

Oas Alädchen verabschiedele sich init eiuein zierlichen Anir
und gleich darauf öfiucte dcr Dieucr eluer andern Besucherin
die Tlfiire.

Ts war eine nicht inehr ganz junge jderson, einfach aber
nett gckleidet, welchc auf Linladung dcs Professors ihin gegcn-
übor jdlah nahin.

jdriifenden Blickes betrachtete der Gclehrte sein Visavis.

„Aönnen Sie kochcn?"

„M ja, kserr Doktor."

„lsauptsächlich Akchlspeiscn."

„Ä, in Mehlspcisen bin ich eino ivahrc Aünstlerin, das ist
nicht zu viel gesagt."

„Nnn, das freut niich, hoffentlich verstohen Sle sich auf
alle iibrigen häuslichen verrichtungcn cbenso gnt?"

„Gewiß, lserr jdrofessor, ich wciß niein lsaus-
wesen iu Brdnuug zu halten, wie nur irgcnd eiue."

„Nun, wir werdeu ja sehen, — wo waren Sie
denu früher?"

„Bei Profcssor Nagcl, aber —"

„Nun? —"

„T>er scheiut nicht vicl zu vcrstehen."

T>er Ooktor uickte Zttstiiiuucud, ineinte aber doch:

„Ich glanbe, das zu bcurteilen ist eigentlich nicht
Ihre Sache."

„Aber bitte —"

Derjdrofcssor wehrte ab. „lsaben SleZeugnisse?"

„Mas fiir Zeugnisse?"

„Nun über Ihre bisherige Derwendung und
soustige Aufführungl"

„Meiue Aufführung? — kvas soll das heißen?"
die Frau hatte sich erhobeu und sprach iinincr schneller.

— „Ich frage Sie, was das heißen soll, - - was geht
Sie uieine Aufführnng an, — ha, ineine Auffiih-
rung? hat iiian je so etwas erlebt? — kvie koui-
uien Sie dazu um iiicinc Tlnfführung zu frageu?

—- das ist abscheulich l — So etwas ist inir all inein
Lebtag noch nicht vorgekoininen! — Ich bln einc
ehrliche, rechtschaffeue ch'rau, — verstauden, — und
wcnn es auch nicht so wäre, so ginge Sic ineiue
Aufführung erst recht nichts an, — verstanden, —
und — — und — — und . . . ."

„Aber uin Gottcsivillen, berulfigen Sic sich
doch," erhob sich der jdrofessor, „'s ist doch ganz
selbstverständlich, daß ich inich um Sie erkundigen
uiuß, weun Sie bei inir in den Dienst treten wollcn."

Ganz verblüfft starrte die Frau den jdrofessor an.

„kvie — !va —, — ich in den Dienst? — nein,

gottlob, das hat's nicht not, — ich bin die Frau Aalkulator
Schnäpsel und bin gekoininen uin wegen nieines Lebcrleidens
zu fragen."

„Aber Sie sagten niir doch, daß Sie gut kochen können,

I"

(Schlutz folotg

Vor der Äuiiko.

Lieute u a u t: „Schneidiger Rerl I"

verantwortlicher Redakteur: Ukax Schreiber. Druck uud Verlag vou I. F. Schreiber, beide in Tßliugeu bei Stuttgart.

GpfchäfksHelle in München, LoeneliuslkrahL 19.
 
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