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Meggendorfers humoristische Blätter: Zeitschr. für Humor u. Kunst — 27.1896 (Nr. 301-313)

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https://doi.org/10.11588/diglit.16565#0086
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82

2Neggendorfers Humoristische Biälter.


Köchin lsannc und Augnstc das Stiil'eninädchen, init denen cr
den tliittagstisch in dcr geräninigen Aiiche einzunehnien pflegte.
5ie hatten bishcr den Schnnrren nnd Schnacken ans dein
Aaseriienleben, dic er znin bcsten zn geben pflegte, init unge-
teiltein Interesse gelauscht nnd jetzt mar er anf einnial stiiinni
mie cin Fischl Nun, inan meitz wie Franen sind, wenn sic cin
Gcheiinnis mitternl Die hiibsche Angiiste, u»i deren Gnnst sich
Iohann sonst durch allerlei nicht in sein Ressort gehörende
lhandrcichnngen, hanptsächlich aber durch nicht niißziiverstehende
Blicke, beworben hatte nnd dcr derjunge, strainine bartlosc Gefreite
anch aiisnehniend gut geficl, verinutete sofort eine bei ihin
entstandene Neigung, wic das dein Franencharakter ja a»i näch-
sten liegt, zn eincin „andercn schönen Aind", währond die ältere
ljannc, melche sich cincr zieinlichen Lrfahrimg „erfreute", ihr
gegeniiber Aeiißernngen megen seines gedriickten lvesens that
nnd veriiilitilngen aussprach, welchc ein licbendes ljerz zur
halben verzwciflllng bringen konnten. llngnste setzte sich also
jeden lNittag nnd Abend init don Anzeichen eines gekränktcn !
lserzens zu Tische und als es am nächsten Tage die Gelcgcn- !
heit eininal gab, daß lhannc „dienstlich" abwcsend war, verfehltc
sie nicht, Iohann dnrch „zarte" Anspielnngcn keinen Ziveifel
darnbcr zn lassen, was sie von soinein veränderten Benehinen
hielt. Dleser war wie aus den lvolken gcfallen und verteidigte
sich auf das Lnergischste. Tr war aber anch ein „heller" Bursche
nnd begriff, daß dieses aiißergewöhnliche Intercsse seiner Person
einein ganz anderen lllotive ontsprang als dein allein, seine
inoralische Wualität in Ziveisel zu ziehon.

llnd er niitztc seinen llorteil. Ach so ein liebendcs Franen-
herz glanbt ja so gcrnel lvenn er aber dachte, daß es ihin
gleichzeltig gelingen werde, anch scin Gehciinnis, wie ihin dics
init seiner llloral gelnngcn war, hcil ans dieser Affaire zn
bringen, so hatte er sich stark verrechnetl Angiiste rnhte nicht
eher, inan denke nnr an Lohengrin nnd Elsa, bis sie — Frauen
sind ansdaucrnd in solchen Angelegenhciten — lNitwisscrin der bis
jetzt ängstlich behiiteten Nenigkeit war. Natürlich gelobte sie
ewiges, iinverbriichliches Schweigon, wie alle diese Tircen —
nin es in der nächsten viertelstunde darauf zu brechen, denn
innorhalb dieses Zeitabschnittes wußte ljanne nicht nur, daß
sich Iohanns nnd Augnstens lherz gefnnden, sondern auch, daß
cin nagelneuer Gaul, ein Schiininel, das Geburtstagsangebiiide
fiir die junge gnädige Frau, hinten ini zmeitcn lhofe iin Stalle
stand und dor lhcrzensgesreito.beauftragt war, diesen zu „dressieren"
— ja, dainit ja nieinand etwas von dessen Anwesenheit ahne,
nnr nächtcns die nötige Bewegnng durch Anf- und Abreiten in
dein verstocklen lhofe geben diirfel lvas das „Dressieren" an-
betraf, so hatte die lliothode, welche Iohann, der Instruktion
geinäß anwandte, die besten Lrfolge. Der Schiininel, welcher
niin anch feierlichst getauft war, der Rittmeister hatte ihn „Bnssi"
genannt, hatte sich so an das Daincnreitkostliin gewöhnt, daß
Iohann bcrcits alle Finessen in verwendung desselben dem
Schimmel gegennber aufgobraucht hatte.

Der Rittmeister war hochzusrieden. An dem vormittage^
der dem Geburtstage dor jungen gnädigen Frau voranging,
hatte er nochmals eine längere llnterredung mit Iohann, dessen
Inhalt der war, daß dioser mit „Bussi" an dein heutigcn
lluttag nochmals eine Generalprobe vornehmen solle und
zn dioscr sci heute cinc ganz ungcwöhnlich giinstige Gelegenheit
dadurch geboten, da er, der Rittmeister, mit der gnädigen Frau
zu clnem Dincr auswärts gebeten sei.

„Dn wirst also," schloß er, „Bussi zu dicser Generalprobe
in den abgclegenen lhof, in den ja niemand Linsicht hat, her-
ausfiihren nnd da nochmals im Freien durchnehmen, was Dir

gut diinkt. Ich habe durch Dcine bisherige Leistung das volle
vertrauen zu Dir, daß Dn diese Sache zu dem gewünschten
Ende führen wirst. lNanövericre also so, daß die gnädige
Frau — es versteht sich ja von selbst, daß ste sofort nach der
ersten Reitstunde verlangen wird — ohne einen Zmischenfall
von Seite „Bussi's", das pferd besteigen kannl"

(Zorlietzung folgt.)

(Llgene Moficrungcn

des Studenten Spund,
am Tage nach dem Theaterbesuch.

Bier vor dcr vorftellung . ^ f.sv
Entree zur vorstellung . „ z.—
Bier nach dem I. Akte. . „ —.32
Bier nach dcm II. Akte . „ —.32
Bicr nach dem III. Akte . „ —.52
Bier nach der vorstellung

nicht mehr erinnerlich.

Unmrgenehnre Äröffnung.

Banquier: „Ihr Antrag ist höchst schmeichelhast fiir mich,
lherr Baron — abcr nieinc n.ochter hat mir gestanden, daß sie
einen anderen meiner Schuldner liebtl"

vorantwortlicher Redakteur: lllax Schreibor. Druck und Verlag I. F. Schreiber, beide in Eßlingcn bei Stuttgart.

Geschäsisstelle in München: Srhubertsteaffe 6.
 
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