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Meggendorfers humoristische Blätter: Zeitschr. für Humor u. Kunst — 27.1896 (Nr. 301-313)

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https://doi.org/10.11588/diglit.16565#0100
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96

!Ikeggendorfers k)umoristisctie Blätter.

Der schlaue Zeisig.

lttstig auf Uttd zureißen sah, von seinein
Gesange abcr nicht das INindeste vernahm.
Zuerst glaubte ich natiirlich, niit ineinen Troni-
nielfellen stehe es wieder schlechter; als ich
dann aber benierkte, daß ich doch die Fliegen
ganz gnt ini Zininier nnihersuniinen hörte,
stieg in inir ein lcuchtender Gedanke auf und
ich crkannto dic ganze Durchtriebenheit dcs
vogclsl Dor Lunip statte näinlich ineine
Arankhcit erkannt und mährend der ganzen
Dancr dcrselben und auch heuto noch, weil er
noch iinnier watte in ineinen Ghren be-
»icrkte, seinen Gesang nur uiarkiertl"

ü'chiclifalstrill.

tvie init harten Rosseshnfen
Sauset das Goschick einher
Und da hilft kein Fleh'n und Rnfen,
Icdcn Boden trifft es schwer.

Saud wird sich nur lcicht verschieben,
Tief drückt feuchtcr Thon sich cin,
Aber hclle Funken stioben
Aus Granit nnd Fenerstein. Ai.H.

Der ööagestoh.

AIücken-Legende.

d^sirza Schaffy im Noose lag, nnd zur licblichen Rose sprach:

„Rind, inein Aind, horch wie lind flüstert der Mindl
Rlingt's nicht ivie süß Gekose
Rings: ich grüß dich, Rose?"

INirza Schaff^', Dn Iveiser, leiser sprichst du und leiser?

Schineichelnd, wie lang er nicht war, streichelt er kvang' ihr und kfaar .

Da auf eininal, was ist ihin gescheh'n?
wie noch keinnial ihn Rose geseh'n
Schnellt er einpor, hält sich das Vhr — „Dlirza Schaffy, wie koininst Du

sniir vor?"

Tndlich kündot es, endlich sein kvort:

Schändlich findet cr, schändlich dcn Brt,

U?o ans inniger, o aus sinniger, minniger Trunkenheit
Glückesvorsunkenheit,

Ihn dor iNückcn quälender Geist süßein Tntzücken jähe entreißt.

Rnd der kveisestcn hellstos Licht

Iin Zorn, iin hcißesten schnellstens spricht:

Lilelkciisgrimd.

lfotelier: „Waruin schaust Du denn heute fortwäh-
rcnd in den Spiegcl?"

Piccoloü „Ach, heute hat cin lforr znin ersteninal
,Sie' zu inir gesagtl"

„Euch, die ihr zwecklos in Nacken und Rücken
Atich, der so schrecklos, dürst zwacken und zwicken,

Euch, ihr abscheulichen, gräßlichen, häßlichen, gräulichen
Stachelbewehrten, nnheilbcschwertcn,

Aaum zu gewahreudeu, nichts inir ersparenden,
Blut niir entsangendon, keinen Dent taugenden,
Stets unveruünft'gen, hcut'gen und künst'gen
Gnitzen und Uiückenl für Lure Tücken
Ründ' ich, der sonst so friedsaine Akann
Rnliebsame Fehde Euch anl"

Rnd Dkirza niniint den Tschibuk zur ksand jetzt,

Rnd Rose lächelnd den Tschibuk in Brand sctzt,

Und der Gdein des weißen Dampfes
UArd zuin Brodem des heißen Aampfes.

Dcn Uiücken niuß lhören und Sehen vergehcn,

Doch Aiirza, er will nicht ihr Flehen verstehen —
Süß träuint er im Moos wie iin Paradies:

„Ia, Allah ist groß — nnd Rache ist süßl"

L. Elsncr-Bieliti.
 
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