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Meggendorfers humoristische Blätter: Zeitschr. für Humor u. Kunst — 28.1897 (Nr. 314-326)

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https://doi.org/10.11588/diglit.28504#0067
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57

Meggendorfers Humoristische Blätter.

Kasernenhofblüten.
Unteroffizier: „Lehmann,
macken Sie nicht solch süßliches
Gesicht wie 'n Briefsteller
für Liebendel"

Unteroffizier (auf der Uni-
merkend): „Kerl, Sie sehen ja
aus wie ein modernes
Drama!" _
Unteroffizier: „Krause,
schneiden Sie nicht ein Gesicht
wie 'n Friedensengel nach der
Kriegserklärung I"

Unteroffizier: „Einjäh-
riger, grinsen Sie nicht wie 'n
Reporter, wenn in der suison
morte 'n dreifacher Raubmord
passiert." _
Unteroffizier (zudenRekruten
— von heute an beginnt die
Abrichtung. Sie befinden sich
jetzt also sozusagen in den mili-
tärischen Flitterwochen!"

Sergeant: „Hat dieser
Lehmann einen Appetit —
Uiensch, wären Sie an Stelle
des alten Noah in der Arche
gesessen, wir hätten heute keine
Tierarten mehr!"

Richtig bezeichnet.
„wo haben Sie, Herr Meier,
Ihre Frau kennen gelernt?"
„Auf einem Ball; ich bin
ein Gxfer meines Vergnügens."

Die Zielscheibe.
„. . . Und dann, meine Herrn,
ziehen Sie zu Gunsten meines
Klienten auch die große —
Rückenbreite des Verletzten in
Betracht I"


Fräulein (höhnisch): „Ich bedaure, Ihren Antrag ablehnen zu müssen, Sie sind mir viel zu jung!"
Bewerber (höflich): „Deshalb wollte ich ja gerade heiraten; was mir an Jahren und Erfah-
rungen abgeht, das besitzen Sie ja doppelt und dreifach!"

WOegierte einst mit weiser Hand
Lin König fern im Morgenland,
Der that als Kunstfreund sich hervor
Und liebte Frohsinn und Humor.
Doch eines Tag's, wer weiß wie's kam,
Befiel den König tiefer Grain.
Sein heit'res Auge schien verstört,
Lr wurde still, in sich gekehrt,
Und brütete mit finst'rem Sinn
Und krauser Stirne für sich hin.
Der Fall war traurig in der Thatl
Die Aerzte wußten keinen Rat
Und überlegten hin und her
wie dem wohl abzuhelfen wär',
Zwar unternahm man das und dies,
Bestellte Witze aus Paris,
Nahm Komiker ein ganzes Lorps
Und las von „Seraphin" ihm vor;

Der König und der Redakteur.
Allein — des Königs Angesicht
Blieb ernst und kalt — er lachte nicht!
Da alles fehlschlug, ward zuletzt
Lin hoher Geldpreis ausgesetzt
Für jenen, der die Majestät
Auch nur zum — Lächeln bringen thät.
Dies wurde gleich, wie sich's gebührt
In allen Blättern annonciert. —
Und sieh'! da kam ein Mann daher,
Der wies sich aus als Redakteur
Von einein Blatt im Abendland;
Lr hielt ein Schriftstück in der Hand,
Schritt keck vor des Beherrschers Thron,
Verbeugte sich voll Devotion,
Sprach weiternichts als: „wenn's beliebt?"
Und reichte ihm das Manuskript.
Der König nahm es mürrisch hin
Und überflog's mit düst'rer Mien'.

Doch siehe — schon beim ersten Blatt
ward seine krause Stirne glatt,
Sein müdes Äug' erhellte sich,
Und bei der zweiten Seite wich
Des schweren Trübsinns letzter Hauch:
— Er hielt vor Lachen sich den
Bauch!
Der Redakteur schien sehr entzückt
Und rieb die Hände sich vergnügt;
Die Rät' und Aerzte standen stumm.
Und hoch erstaunt mn ihn herum.
Das Schriftstück aber, das so leicht
Die dunklen Wolken all' verscheucht.
Von des Beherrschers Angesicht — —
Ls war ein — lyrisches Gedicht
Von Lenz und Lieb' und lauer Luft
Von Fräulein Laura Veilchen duft!
O. E. Wntttalowicz.
 
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