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Meggendorfers humoristische Blätter: Zeitschr. für Humor u. Kunst — 29.1897 (Nr. 327-339)

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Nr. 328
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https://doi.org/10.11588/diglit.28505#0019
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Meggendorfers Humoristische Blätter.

s5

Zn Gesellschaft.
Gatte (zu seiner Frau): „Dll, Anna,
hier beimKonnnerzienrat können
wir mit einander vielleicht doch
reden — zu Pause bist Du
ja nie!"
Liebeswerbung,
ächtest mich nicht lieben?
Fliehst vor meinem Kuß?
Kind — weshalb verschieben,
Was doch kommen muß?
Glaub' mir, der erfahren:
Lieb' ist ein Tyrann,
Dem in deinen Jahren
Kein's entrinnen kann!
Glaub', es kommt das Stündchen,
Wo dein Trotz erliegt,
Wo dies spröde Mündchen
Fremdem Mund sich fügt,
wo ein Arm, dich Bange,
Kühn wird an sich zieh'n,
Gluth von fremder Wange
Deine wird durchglüh'n,
wo die gold'nen Locken
Ruh'n an fremder Brust,
Wo das Perz dir stocken
Wird vor sel'ger Lust .....
Kind, weshalb verschieben,
Was doch kommen muß?
Gieb dich meinem LiebenI
Dulde meinen Kußl „
Georg Bötticher,
bester beweis.
„Er liebt mich, er hat mir
den ersten Ruß gegeben, ohne daß
er von Papa einen Vorschuß auf
die Mitgift verlangt hätte."


Sie ist etwas.

Mutter (scheltend): „Worauf bist Du denn so stolz? was bist Du denn eigentlich?"
Tochter (würdevoll): „Ich bin das Ideal eines sehr netten jungen Mannes."


Solider Kater.


Studiosus Müller: „Du siehst aber heute verbummelt aus. Schwere
Sitzung gehabt gestern?"
Maier: „Ah beileib nicht — bin gestern ausnahmsweise um neun Uhr
schon zu Bett gegangen. Ich thue so etwas nie wiederI"

Zn furchtsam.
- „warum willst Du nicht den Arzt holen lassen?"
— „weil ich immer noch sehr lebenslustig bin."

Die edelste Gabe.
s gab die weise Mutter Natur
Was Tdles wohl jeglicher Kreatur;
Mut, Dankbarkeit, Treue und peimatslieb',
Die Mutterfreude, den Arbeitstrieb,
Die Freundschaft und das Gefühl der Pflicht
Und selbst dein Wurme den Drang zum Licht;
Die edelste Gabe jedoch verlieh
Sie nur dein Menschen: — die Poesie!
O. E. Wantnlowicz.


Zn der Verliebtheit.
„Aber wie konnten Sie den Grenadier küssen, Anna?"
„Gnädige Frau haben noch nie 'nen Grenadier
geküßt!?"

Unüberlegt.
perr Gekonomierat Meier will einen pof pachten
und besieht sich zu diesen: Zwecke die einzelnen Ge-
bäude desselben, er kommt auch an den Schafstall,
der ihm sehr gefällt, und ganz entzückt ruft er aus:
„welch' ein prächtiges Gebäude, gerade für mich passend I"
 
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