Expeditionen und Postämtern (Nr. 4558 der deutschen Reichspostzeitungs-Verz., Nr. 22 08 des öftere,
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München
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Wien
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Vom Nädchengymnastum.
Hi.m großen Saal mit den langen Bänken
Sind fleißige Schülerinnen zu schau'n. —
Wer kann einen schöneren Anblick sich denken,
Als ihre Köpfchen blond, schwarz und braun?
Voll Ernst und Würde hält eine jede,
Dieweil just „Latein" ist, poraz in der pand,
Der alte Professor erklärt die Dde:
„Süß ist es, zu sterben fürs Vaterland."
Wie Silber so hell klingen Sporenrädchen,
Dumpf rasselt am Pflaster der Säbel Erz,
Nit wonnigem Beben hören's die Mädchen
Und heftiger pocht mancher Jungfrau Perz.
Der Bann der Schule ist jäh gebrochen,
Geschwunden schnell alle Disciplin,
Sie lassen den alten Professor reden,
Und springen — husch — zu
den Fenstern hin.
Er spricht vom mannhaften Peldentode,
Vom ewigen Nachruhm, der Tapferkeit Lohn,
Von Vaterlandsliebe und Bürgertugend,
Da, horch! auf der Straßel welch ein Ton?
vergessen auch ist poraz, der alte,
Und sein ,,pro patriu mori!"
Erbebend flüstern die roten Lippen:
„Ach Gottl Die reizende Artillerie!"
Als endlich die Krieger
vorbeigezogen,
Kehrt auf die Schulbank
man traurig zurück,
Noch denkend des ent-
schwundenen Schauspiels,
Doch emsig aufs Buch
geheftet den Blick.
Ein kluges Backstschchen
aber seufzte:
„porazens Spruch hat
wenig Verstand;
Denn noch viel süßer
als das Sterben
Ist — leben und lieben
fürs Vaterland?
Nr. Granarius.