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Meggendorfers Humoristische Blätter.
Erwiderung mit dem Knaben fortgehen, das war aber ganz
unmöglich, sobald sie an der Hand des Knaben zerrte, fing
dieser wieder zu brüllen an. Den: Lieutenant that das Fräulein
leid, er wollte daher, so ungern er sich dazu entschloß, das
kleine Abenteuer abzubrechen, vom Schauplatze verschwinden.
Er dachte, wenn er fort wäre, würde sich der Bengel schon be-
ruhigen. Er grüßte also das Fräulein nochmals sehr tief und
setzte seinen weg fort. Das war aber das schlimmste, was er
hatte thun können, denn wie der Blitz war ihm der Junge nach
und hing sich an seine Rockschöße. „Du sollst dableiben, sonst
bekomme ich nichts zu essenI wenn die Lina, mein Kinder-
mädchen, mit mir ist, dann wird auch immer gegessen, wenn
der Soldat kommt und heute soll's die Tante Therese ebenso
machen I"
Die Tante Therese stand da wie angedonnert, sie wußte
nicht mehr was anfangen, wenn es ihrem Gesichtsausdruck nach-
ging, so sah die nächste Minute eine Flut von Zornesthränen
aus ihren schönen Augen rinnen. Bon Schmetter runzelte
die Stirne gegen den Jungen und faßte die Säbelscheide un-
willkürlich fester; diese wäre ein superbes Mittel gewesen, um
diesen kleinen Eigensinn gehörig mürbe zu machen. Einige Pas-
santen hatten aber schon ganz erstaunt den Vorgang betrachtet und
man sah aus ihren Mienen, daß sie den ganzen Vorfall recht
pikant fanden, den Lieutenant drängte es deshalb fortzukommen,
zugleich aber hieß ihn sein ritterlicher Sinn auch das Fräulein
aus der unangenehmen Situation zu befreien. Er kehrte also
wieder um und sagte zu diesem: „Mein Fräulein, ich glaube
es wird am besten sein diesem Schelme den willen zu thun —
bitte nehmen Sie meine Begleitung an, daß wir von diesem
Mrte fortkommen, Sie sehen die Leute sich schon mit uns beschäf-
tigt."
Sie sah ein, daß es das beste wäre, wenn sie seinen Vor-
schlag billigte. Sie trocknete also dem Kulant terridle die
Thränen von den Wangen und schritt an
der Seite des Lieutenants der „Idylle" zu.
Line Zeit lang ging das Bürschchen ganz
willig mit; in einer Entfernung von un¬
gefähr hundert Schritten sah man schon
die Gäste unter den Waldbäumen sitzen
und Tante Therese atmete etwas auf,
da blieb er aber plötzlich stehen. Es
schien ihm etwas an dein paare, zwischen
dem er bisher dahin geschritten war, auf¬
zufallen. „Aber", begann er dann mit seinen:
lauten Tone, „was ist denn das, Ihr gebt
Euch ja gar nicht den Arml wenn Lina
mit ihrem Soldaten in die Idylle geht,
dann giebt er ihr stets den Arm, und
so sollst Du es mit Deinem Soldaten auch
machen, Theresel"
Welche neue Verlegenheit! Fräulein
Therese wußte nicht, wo sie Hinsehen
sollte, sie versprach dem kleinen Unglücks¬
menschen die besten Bissen. Der war
aber unbestechlich und als ihn: nun auch
noch der Offizier Vorstellungen machte,
daß seinem verlangen nicht stattgegeben
werden könnte, da brüllte er aufs neue
los, so daß sich die Blicke der erwähnten
Gäste ganz erstaunt hieher richteten.
teres Aufsehen ... es sind ja nur noch ein paar Schrittei"
Ls half nichts anderes, es mußte sein, sie legte ihre Hand,
aber nur so leicht wie eine Flaumfeder, auf seinen Arm, Robert
jedoch bekam einen Blick, der nach erfolgter Heimkehr nicht auf
Bonbons schließen ließ.
Von Schinetter hatte mit dein Auge des Kriegsakademikers
ein Tischchen erspäht, an den: sie, von Buschwerk umgeben,
vollkommen isoliert und ungesehen sitzen konnten, was ihm von
den: Tantchen einen huldvollen Blick eintrug. (Schluß folgt.)
Noipourri.
^^rauermarsch und Schunkelwalzer,
Schmachtefetzen, Zungenschnalzer,
Volkslied, Waldhorn, Lohengrin
And zum Schluß: 6ock suve tlre (Iueen!
Der verehrte Publikus
Schwelgt im höchsten Hochgenuß.
Je nachdem sitzt inan in Freuden
Oder unter Trauerweiden.
Ach, die Sehnsuchtszähre tropft!
Ha, das Mannerherze klopft!
Und zu solchen Seelenthaten
Fleußt das Bier in Schaumkaskaden.
Kurzum, — alles ist vereinigt,
was den Sinn beglückt und peinigt.
Zu dein Menschheitsideale
Fehlt in diesem Festlokale
Nur ein Etwas, mit Vergunst:
Kunst! in. Owlglaß.
Reflexion eines Ähemannes.
„ . . . wenn man ein paar Jahre verheiratet ist, er-
kennt man doch erst, was das einst so gefürchtete Staatsexamen
für eine kleine Prüfung ist!"
Lin willkommener Nehmer.
„Ich bitte, in Ihren: eigenen In-
teresse, gnädiges Fräulein, kein wei-
Alte Jungfer: „Gott, vielleicht fühlt er ein menschliches Rührei: und
nimmt mich auch mit!"
Verantwortlicher Redakteur: Max Schreiber. Druck und Verlag I. F. Schreiber, beide in Eßlingen bei Stuttgart.
Geschäftsstelle in München: SchulrertstrMe 6.
Meggendorfers Humoristische Blätter.
Erwiderung mit dem Knaben fortgehen, das war aber ganz
unmöglich, sobald sie an der Hand des Knaben zerrte, fing
dieser wieder zu brüllen an. Den: Lieutenant that das Fräulein
leid, er wollte daher, so ungern er sich dazu entschloß, das
kleine Abenteuer abzubrechen, vom Schauplatze verschwinden.
Er dachte, wenn er fort wäre, würde sich der Bengel schon be-
ruhigen. Er grüßte also das Fräulein nochmals sehr tief und
setzte seinen weg fort. Das war aber das schlimmste, was er
hatte thun können, denn wie der Blitz war ihm der Junge nach
und hing sich an seine Rockschöße. „Du sollst dableiben, sonst
bekomme ich nichts zu essenI wenn die Lina, mein Kinder-
mädchen, mit mir ist, dann wird auch immer gegessen, wenn
der Soldat kommt und heute soll's die Tante Therese ebenso
machen I"
Die Tante Therese stand da wie angedonnert, sie wußte
nicht mehr was anfangen, wenn es ihrem Gesichtsausdruck nach-
ging, so sah die nächste Minute eine Flut von Zornesthränen
aus ihren schönen Augen rinnen. Bon Schmetter runzelte
die Stirne gegen den Jungen und faßte die Säbelscheide un-
willkürlich fester; diese wäre ein superbes Mittel gewesen, um
diesen kleinen Eigensinn gehörig mürbe zu machen. Einige Pas-
santen hatten aber schon ganz erstaunt den Vorgang betrachtet und
man sah aus ihren Mienen, daß sie den ganzen Vorfall recht
pikant fanden, den Lieutenant drängte es deshalb fortzukommen,
zugleich aber hieß ihn sein ritterlicher Sinn auch das Fräulein
aus der unangenehmen Situation zu befreien. Er kehrte also
wieder um und sagte zu diesem: „Mein Fräulein, ich glaube
es wird am besten sein diesem Schelme den willen zu thun —
bitte nehmen Sie meine Begleitung an, daß wir von diesem
Mrte fortkommen, Sie sehen die Leute sich schon mit uns beschäf-
tigt."
Sie sah ein, daß es das beste wäre, wenn sie seinen Vor-
schlag billigte. Sie trocknete also dem Kulant terridle die
Thränen von den Wangen und schritt an
der Seite des Lieutenants der „Idylle" zu.
Line Zeit lang ging das Bürschchen ganz
willig mit; in einer Entfernung von un¬
gefähr hundert Schritten sah man schon
die Gäste unter den Waldbäumen sitzen
und Tante Therese atmete etwas auf,
da blieb er aber plötzlich stehen. Es
schien ihm etwas an dein paare, zwischen
dem er bisher dahin geschritten war, auf¬
zufallen. „Aber", begann er dann mit seinen:
lauten Tone, „was ist denn das, Ihr gebt
Euch ja gar nicht den Arml wenn Lina
mit ihrem Soldaten in die Idylle geht,
dann giebt er ihr stets den Arm, und
so sollst Du es mit Deinem Soldaten auch
machen, Theresel"
Welche neue Verlegenheit! Fräulein
Therese wußte nicht, wo sie Hinsehen
sollte, sie versprach dem kleinen Unglücks¬
menschen die besten Bissen. Der war
aber unbestechlich und als ihn: nun auch
noch der Offizier Vorstellungen machte,
daß seinem verlangen nicht stattgegeben
werden könnte, da brüllte er aufs neue
los, so daß sich die Blicke der erwähnten
Gäste ganz erstaunt hieher richteten.
teres Aufsehen ... es sind ja nur noch ein paar Schrittei"
Ls half nichts anderes, es mußte sein, sie legte ihre Hand,
aber nur so leicht wie eine Flaumfeder, auf seinen Arm, Robert
jedoch bekam einen Blick, der nach erfolgter Heimkehr nicht auf
Bonbons schließen ließ.
Von Schinetter hatte mit dein Auge des Kriegsakademikers
ein Tischchen erspäht, an den: sie, von Buschwerk umgeben,
vollkommen isoliert und ungesehen sitzen konnten, was ihm von
den: Tantchen einen huldvollen Blick eintrug. (Schluß folgt.)
Noipourri.
^^rauermarsch und Schunkelwalzer,
Schmachtefetzen, Zungenschnalzer,
Volkslied, Waldhorn, Lohengrin
And zum Schluß: 6ock suve tlre (Iueen!
Der verehrte Publikus
Schwelgt im höchsten Hochgenuß.
Je nachdem sitzt inan in Freuden
Oder unter Trauerweiden.
Ach, die Sehnsuchtszähre tropft!
Ha, das Mannerherze klopft!
Und zu solchen Seelenthaten
Fleußt das Bier in Schaumkaskaden.
Kurzum, — alles ist vereinigt,
was den Sinn beglückt und peinigt.
Zu dein Menschheitsideale
Fehlt in diesem Festlokale
Nur ein Etwas, mit Vergunst:
Kunst! in. Owlglaß.
Reflexion eines Ähemannes.
„ . . . wenn man ein paar Jahre verheiratet ist, er-
kennt man doch erst, was das einst so gefürchtete Staatsexamen
für eine kleine Prüfung ist!"
Lin willkommener Nehmer.
„Ich bitte, in Ihren: eigenen In-
teresse, gnädiges Fräulein, kein wei-
Alte Jungfer: „Gott, vielleicht fühlt er ein menschliches Rührei: und
nimmt mich auch mit!"
Verantwortlicher Redakteur: Max Schreiber. Druck und Verlag I. F. Schreiber, beide in Eßlingen bei Stuttgart.
Geschäftsstelle in München: SchulrertstrMe 6.