^Neggendorfers Humoristische Blätter.
37
(Lin witziger Grenadier.
Gedicht wickelnd): „Dat is'mal gehalt-
volle Poesie!"
Anzüglich.
A. : „Ich sage Ihnen, die Liebe hat mich
seiner Zeit ganz blöde gemacht."
B. : „Sie sind also noch immer verliebt?"
Stärkste Abneigung.
„Der Doktor Müller ist Ihnen
unsympatihsch, Iran Doktor?"
„Ja, den Menschen könnte ich
gleich als Schwiegersohn be-
handeln."
Mn neuer Vers aus der Schule
Seraphin Neiderles.
in Vogel saß in Schnee und Lis
Den Kopf sich kühlen that er,
Lr hat, wiewohl ich es nicht weiß,
vielleichte einen Kater.
An meinen Vruder in Apollo:
Seraphin Aleiderle.
eiderle, Dein rascher Ruhm
Aengstigt manchen Dichter,
Druin auch findest Du bereits
viele firenge Richter.
Was die ganz Modernen schreckt,
Ist, daß Deine Dichtung
Stets Genie verrät und nicht
Bloß verfehlte Richtung.
Alter Schule Stümper scheu'n
Deine Knappheit wieder,
Fühlen neidisch, wie verfehlt
Bandwurmlange Lieder.
Singe aber unbeirrt,
Frech verkannter Meister I
Nnr wenn einer selbst nichts kann,
Urteilt gerne dreist er.
wer gerecht wird fremdem Lied,
Der bewundert Deines;
Ist auch klein Dein Stoffgebiet,
Du beherrscht allein es.
Dichte fort, doch komme nie
Strebern ins Gehege,
Seraphin, denn sonst vielleicht
Frißt Dich ein Kollegei
Maximilian Bern.
Wink.
„. . . Mein Fräulein, mir hat neulich geträumt, ich gäbe Ihnen einen Kuß . . ."
„Ach, ich liebe als Realistin Träumer nicht!"
Ueöergrotze Höflichkeit.
Perr Bemmchen ist von einer schweren Krankheit genesen und seine Fran ge-
steht ihm nunmehr, daß sein früherer Arzt, Or. T., der vor vierzehn Tagen in ein
benachbartes Städtchen verzogen ist und die weitere Behandlung einem Kollegen über-
lassen hat, ihr in schonendster Meise mitgeteilt habe, daß der Patient unrettbar ver-
loren sei und kaum noch eine Mache leben könne. Bald darauf führt perrn Bemmchen
eine Geschäftsreise nach dem jetzigen Wohnort dieses Unglückspropheten und er kann
der Versuchung nicht widerstehen, sich diesem als genesen vorzustellen. Als ihn nun
der Arzt bei seinem Lintritt ganz sprachlos, wie eine Geistcrerscheinung, von oben
bis unten betrachtet, ruft Lserr Bemmchen in bittenden: Tone: „pcrr Doktor,
nehm' Se 's nich ibcl, daß ich noch lebei"
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(Lin witziger Grenadier.
Gedicht wickelnd): „Dat is'mal gehalt-
volle Poesie!"
Anzüglich.
A. : „Ich sage Ihnen, die Liebe hat mich
seiner Zeit ganz blöde gemacht."
B. : „Sie sind also noch immer verliebt?"
Stärkste Abneigung.
„Der Doktor Müller ist Ihnen
unsympatihsch, Iran Doktor?"
„Ja, den Menschen könnte ich
gleich als Schwiegersohn be-
handeln."
Mn neuer Vers aus der Schule
Seraphin Neiderles.
in Vogel saß in Schnee und Lis
Den Kopf sich kühlen that er,
Lr hat, wiewohl ich es nicht weiß,
vielleichte einen Kater.
An meinen Vruder in Apollo:
Seraphin Aleiderle.
eiderle, Dein rascher Ruhm
Aengstigt manchen Dichter,
Druin auch findest Du bereits
viele firenge Richter.
Was die ganz Modernen schreckt,
Ist, daß Deine Dichtung
Stets Genie verrät und nicht
Bloß verfehlte Richtung.
Alter Schule Stümper scheu'n
Deine Knappheit wieder,
Fühlen neidisch, wie verfehlt
Bandwurmlange Lieder.
Singe aber unbeirrt,
Frech verkannter Meister I
Nnr wenn einer selbst nichts kann,
Urteilt gerne dreist er.
wer gerecht wird fremdem Lied,
Der bewundert Deines;
Ist auch klein Dein Stoffgebiet,
Du beherrscht allein es.
Dichte fort, doch komme nie
Strebern ins Gehege,
Seraphin, denn sonst vielleicht
Frißt Dich ein Kollegei
Maximilian Bern.
Wink.
„. . . Mein Fräulein, mir hat neulich geträumt, ich gäbe Ihnen einen Kuß . . ."
„Ach, ich liebe als Realistin Träumer nicht!"
Ueöergrotze Höflichkeit.
Perr Bemmchen ist von einer schweren Krankheit genesen und seine Fran ge-
steht ihm nunmehr, daß sein früherer Arzt, Or. T., der vor vierzehn Tagen in ein
benachbartes Städtchen verzogen ist und die weitere Behandlung einem Kollegen über-
lassen hat, ihr in schonendster Meise mitgeteilt habe, daß der Patient unrettbar ver-
loren sei und kaum noch eine Mache leben könne. Bald darauf führt perrn Bemmchen
eine Geschäftsreise nach dem jetzigen Wohnort dieses Unglückspropheten und er kann
der Versuchung nicht widerstehen, sich diesem als genesen vorzustellen. Als ihn nun
der Arzt bei seinem Lintritt ganz sprachlos, wie eine Geistcrerscheinung, von oben
bis unten betrachtet, ruft Lserr Bemmchen in bittenden: Tone: „pcrr Doktor,
nehm' Se 's nich ibcl, daß ich noch lebei"