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Meggendorfers humoristische Blätter: Zeitschr. für Humor u. Kunst — 29.1897 (Nr. 327-339)

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Nr. 332
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https://doi.org/10.11588/diglit.28505#0057
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INeagenöorfers humoristische Blätter.

5Z

Bakgespräch.
„Nein Fräulein, haben Sie auch
schon einmal die Engel im Pimmel
singen gehört?"

Bedenklich.
Vater: „Lebst Du an der Univer-
sität auch recht moralisch?"
Studiosus: „Natürlich, Papa,
habe sogar einen fortwährenden
Nora lisch en."

Boshaft.
Schriftsteller (bekannter Librettist):
„Ich möchte mir irgend ein
lebendes Tier als Hausgenossen
halten — was schlagen Sie
vor?"
Kritiker: „Eine Elfter — die
hilft Ihnen Texte — suchen."

Broteli.
„Ihr Fräulein Tochter ist ein
Engel, perr von pinkelesl"
„Wie haißt ä Engel! Rann
mer — ich geb' se in Gold — mit
aner Nitgift von 500,ooo Mark
— fliegen?"

Deiner Geruch.
Besuch: „Herr Förster warum
knurrt denn Ihr Dackel immer,
so oft er mich sieht."
Förster: „Er weiß halt wie
schlau Sie sind und da hält er
Sie für einen Fuchs."

Alorgengaben.


till ist es wieder in der Alkove
geworden; der Schwarm ge¬

schwätziger Lasen und Vettern,

Tanten und Gnkel hat sich zurück¬


gezogen; ihre Neugierde ist befriedigt und die pflichtschuldigen,
salbungsvollen Glückwünsche sind angebracht.
Sanft schlummert die Wöchnerin, neben ihr, in prächtiger
Wiege, umwogt von einer Flut Spitzen und feinem Gewebe
der neugeborene Weltbürger.
Tief und tiefer senken sich des Abends Schatten — in ge-
heimnisvollem palbdunkel schwimmt das Innere des Raumes.
Da zuckt durch das verhüllte Bogenfenster bläulich leuchtender
Schein und von dem Dunkel der Vorhänge heben sich drei luftige
Feengestalten ab.
Iugendfrischer, strahlender Morgen liegt auf der Ersten
rosigem Antlitz, Frohsinn und heitere Lust glänzt aus dem
klaren, großen Auge — sie schwebt heran, öffnet den Spitzen-
schleier der Wiege und lächelt das friedlich schlummernde Rind
an: „Wie herrlich, — keimende Rnospe erwachten Lebens, —
aus dieser reinen Schönheit entfalte sich gleichzeitig des werden-
den Geistes Seelenadel. Nimm darum diese güldene Feder als
Angebinde — edle, erhabene Gedanken sollen allezeit ihr ent-
fließen!" — „Auch ich entbiete Dir, mein Rind, Segen und gut

Gelingen!" fährt sodann die Zweite fort; üppig schön ist ihr
Wuchs; warme, linde Sommerluft entströmt dem himmlischen
Wesen. „Sieh, dieser silberne Rranz schmücke dereinst Dein
Paupt in Ruhm und Ehre!"
Ernst und gemessen nähert sich nun die Dritte — gebeugt
ist die hohe Gestalt, das Angesicht rauh und fahl, umrahmt von
schlichtem, gebleichtem paar die gefurchte, faltenreiche Stirne, ein
herber Zug schmerzlichen Mitleids umspielt den schmalen, ge-
schlossenen Mund. — „Schwestern," spötteln leicht die trockenen
Lippen, „die Gegenwart ist wohl strahlend und glückverheißend
die Zukunft, aber die Vergangenheit — sie kennt der Mensch-
heit Glück und dessen Folgen. Dem Rinde hier habt Ihr nur
Gutes bescheert — doch ich weiß, daß das Uebermaß der
Gaben es unglücklich, unzufrieden machen kann. Deshalb sei
ihm mein Geschenk ein warnendes und zugleich linderndes
Zeichen gegen Vermessenheit und Uebermut, gegen Selbsterhebung
und Eigendünkel!" Stilllächelnd setzte sie dabei zur güldenen
Feder und silbernem Rranze einen schlichten, strohgeflochtenen
— Papierkorb. Hellmuth v. d. Oderau.
 
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