Neggendorfers Humoristische Blätter.
W
ließ sich nicht zurücknehmen. „Also trag' es mit deinen: berühmten
puinor!" sagte er sich. Er setzte sich, löffelte in seiner Suppe
herum und fragte endlich: „past Du ,Sonnenglühen' wegge-
schickt, pilina?"
„Ja, ich habe es um zehn Uhr zur Post geschickt, es wird mit
den: Llfuhrzug weggegangen sein."
„Na, wird der Redakteur eine Freude haben", sagte er
ironisch.
„wieso?" fragte sie verwundert. „Du sagtest doch, die §
Novelle sei gut?"
„wäre gut," verbesserte er, „nicht sei. Sie war tatsächlich
gut, jetzt ist sie's nicht mehr."
Sie sah ihn fragend an.
Er blinzelte ihr listig zu. „Aber liebes Rind, Du hast ja
die beiden Novellen durcheinander geheftet, das ist ja das reine
Lhaos geworden."
Sie ließ erblaßend den Löffel sinken. „Also doch!"
„Also doch?" fragte er.
„Benni bekam die beiden Manuskripte in die pände und
brachte sie durcheinander," erklärte pilina. „Ich nahm sie ihm
gleich weg und ordnete sie wieder auseinander. Aber ....
es ist mir also nicht gelungen?"
„Nein, es ist Dir nicht gelungen. Na, wird der Re-
dakteur eine Freude habenI"
„Raunst Du nicht gleich schreiben und ihn aufklären?"
„Nein, nein, das macht mich erst recht lächerlich. Laß
nur sein, mehr als zuriickschicken kann er doch nicht."
Sie sah ihn bittend an. „Bist Du böse?"
„Sehr," erwiderte er, „und Deine Strafe hast Du ja
auch, Du solltest ja nun ein neues Rleid kriegen, wenn
,Sonnenglüherll angenommen würde."
„Aber Benni kriegt ein Rleid, nicht wahr, Papa?"
fragte der Rleine.
„Ja, Benni kriegt ein Rleid."-
vier Wochen waren vergangen, und Ewald hatte fast
jeden Tag neckend gefragt: „Nun, kein Brief aus Wien?" >
Jedes Wal war pilina errötet, und mehr als ein !
Wal hatte sie gesagt: „Deine Neckerei! Ich werde Dir Deine
Arbeiten gar nicht mehr heften."
„Ja," meinte er dann, „Strafe muß sein."
Eines Tages kam aber wirklich ein Brief aus Wien,
kein großer, der eine abgelehnte Arbeit enthielt, sondern
einer von gewöhnlichem Format. Ewald setzte sich feierlich
aufs Sopha und sagte zu seiner Frau: „Poststempel
Wien, wahrscheinlich das Urteil über Sonnenglühen.
Siehst Du, der wann begnügt sich nicht damit, die Novelle
einfach zurückzuschicken, er sendet noch einen groben Brief
voraus. Also höre." Er öffnete den Brief. „Sehr ge-
ehrter perrl" — was? das ist ja höflich. — „Wit Ver-
gnügen haben wir Ihre herrliche symbolistische Dichtung
,Sonnenglühen' aeceptiert und möchten wir Sie ganz er-
gebens! bitten, auch fernerhin unserem Blatte Ihre ge-
schätzte Mitarbeiterschaft zuzuwenden. Für ,Sonnenglüheiff
übersenden wir Ihnen mittelst Postanweisung (so Gulden."
pilma jubelte laut auf und schlang beide Arme nur
ihren wann. Der ließ den Brief sinken und sagte schel-
misch: „Ich werde dem perrn schreiben, er solle lieber
meine Frau und meinen Jungen zur Mitarbeiterschaft ein-
laden."
Zuversicht.
ffDu junger Dichter, singe frei
cIS was immer Dich bewegt:
Von Lenz und Poffen, Lieb und Treu -
Reck, wie der Vogel schlägt.
Gb froh, ob trüb — wenn nur Dein Sang
Aus vollen: Perzen klingt —
Dann sei Du sicher, daß sein Rlang
Zu andern Perzen dringt.
Und was Du singst: Des Maien Lust,
Der Liebe Leid und Glück —
Lin Echo weckt's in mancher Brust
Und tönt zu Dir zurück.
Ja, Deine Lieder — eh' Du's meinst
Und hoffest — glaube mir:
Du sangst sie Deine::: Volke einst —
Einst singt Dein Volk sie Dir!"
Georg Bötticher.
Doppelsinnig.
wieger mutter (begleitet mit dem Lichte ihren sich empfehlenden Schwieger,
sohn zur Stiege): „Gieb acht, daß Dir nichts passiert!"
„Danke Maina, jetzt bin ich schon in Sicherheit."
Moderne Herrschaften.
Dienstmädchen: „Litte, gnädige Frau, nehmen Sie den Rücken-
korb oder soll ich ihn nehmen?"
Verantwortlicher Redakteur: Max Schreiber. Druck und Verlag von I. F. Schreiber, beide in Eßlingen bei Stuttgart.
Geschäftsstelle in München, Schnbertstraste 6.
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ließ sich nicht zurücknehmen. „Also trag' es mit deinen: berühmten
puinor!" sagte er sich. Er setzte sich, löffelte in seiner Suppe
herum und fragte endlich: „past Du ,Sonnenglühen' wegge-
schickt, pilina?"
„Ja, ich habe es um zehn Uhr zur Post geschickt, es wird mit
den: Llfuhrzug weggegangen sein."
„Na, wird der Redakteur eine Freude haben", sagte er
ironisch.
„wieso?" fragte sie verwundert. „Du sagtest doch, die §
Novelle sei gut?"
„wäre gut," verbesserte er, „nicht sei. Sie war tatsächlich
gut, jetzt ist sie's nicht mehr."
Sie sah ihn fragend an.
Er blinzelte ihr listig zu. „Aber liebes Rind, Du hast ja
die beiden Novellen durcheinander geheftet, das ist ja das reine
Lhaos geworden."
Sie ließ erblaßend den Löffel sinken. „Also doch!"
„Also doch?" fragte er.
„Benni bekam die beiden Manuskripte in die pände und
brachte sie durcheinander," erklärte pilina. „Ich nahm sie ihm
gleich weg und ordnete sie wieder auseinander. Aber ....
es ist mir also nicht gelungen?"
„Nein, es ist Dir nicht gelungen. Na, wird der Re-
dakteur eine Freude habenI"
„Raunst Du nicht gleich schreiben und ihn aufklären?"
„Nein, nein, das macht mich erst recht lächerlich. Laß
nur sein, mehr als zuriickschicken kann er doch nicht."
Sie sah ihn bittend an. „Bist Du böse?"
„Sehr," erwiderte er, „und Deine Strafe hast Du ja
auch, Du solltest ja nun ein neues Rleid kriegen, wenn
,Sonnenglüherll angenommen würde."
„Aber Benni kriegt ein Rleid, nicht wahr, Papa?"
fragte der Rleine.
„Ja, Benni kriegt ein Rleid."-
vier Wochen waren vergangen, und Ewald hatte fast
jeden Tag neckend gefragt: „Nun, kein Brief aus Wien?" >
Jedes Wal war pilina errötet, und mehr als ein !
Wal hatte sie gesagt: „Deine Neckerei! Ich werde Dir Deine
Arbeiten gar nicht mehr heften."
„Ja," meinte er dann, „Strafe muß sein."
Eines Tages kam aber wirklich ein Brief aus Wien,
kein großer, der eine abgelehnte Arbeit enthielt, sondern
einer von gewöhnlichem Format. Ewald setzte sich feierlich
aufs Sopha und sagte zu seiner Frau: „Poststempel
Wien, wahrscheinlich das Urteil über Sonnenglühen.
Siehst Du, der wann begnügt sich nicht damit, die Novelle
einfach zurückzuschicken, er sendet noch einen groben Brief
voraus. Also höre." Er öffnete den Brief. „Sehr ge-
ehrter perrl" — was? das ist ja höflich. — „Wit Ver-
gnügen haben wir Ihre herrliche symbolistische Dichtung
,Sonnenglühen' aeceptiert und möchten wir Sie ganz er-
gebens! bitten, auch fernerhin unserem Blatte Ihre ge-
schätzte Mitarbeiterschaft zuzuwenden. Für ,Sonnenglüheiff
übersenden wir Ihnen mittelst Postanweisung (so Gulden."
pilma jubelte laut auf und schlang beide Arme nur
ihren wann. Der ließ den Brief sinken und sagte schel-
misch: „Ich werde dem perrn schreiben, er solle lieber
meine Frau und meinen Jungen zur Mitarbeiterschaft ein-
laden."
Zuversicht.
ffDu junger Dichter, singe frei
cIS was immer Dich bewegt:
Von Lenz und Poffen, Lieb und Treu -
Reck, wie der Vogel schlägt.
Gb froh, ob trüb — wenn nur Dein Sang
Aus vollen: Perzen klingt —
Dann sei Du sicher, daß sein Rlang
Zu andern Perzen dringt.
Und was Du singst: Des Maien Lust,
Der Liebe Leid und Glück —
Lin Echo weckt's in mancher Brust
Und tönt zu Dir zurück.
Ja, Deine Lieder — eh' Du's meinst
Und hoffest — glaube mir:
Du sangst sie Deine::: Volke einst —
Einst singt Dein Volk sie Dir!"
Georg Bötticher.
Doppelsinnig.
wieger mutter (begleitet mit dem Lichte ihren sich empfehlenden Schwieger,
sohn zur Stiege): „Gieb acht, daß Dir nichts passiert!"
„Danke Maina, jetzt bin ich schon in Sicherheit."
Moderne Herrschaften.
Dienstmädchen: „Litte, gnädige Frau, nehmen Sie den Rücken-
korb oder soll ich ihn nehmen?"
Verantwortlicher Redakteur: Max Schreiber. Druck und Verlag von I. F. Schreiber, beide in Eßlingen bei Stuttgart.
Geschäftsstelle in München, Schnbertstraste 6.