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Meggendorfers humoristische Blätter: Zeitschr. für Humor u. Kunst — 29.1897 (Nr. 327-339)

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Nr. 335
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https://doi.org/10.11588/diglit.28505#0088
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Meggendorfers humoristische Blätter.


Sah den Taugenichts ich wieder;
Diesmal mischt' er sich verstohlen
In der Musikanten Mitte,
Nahm die zarte Violine,
Setzte auf des Instrumentes
Saite seinen gold'nen Pfeil;
Ließ ihn durch der Schlittschuhläufer
Raschbewegte Masse fliegen;
Ach, ich fürchte fast er trafl
Dann verschwunden war der Lümmel
Bösen handelns sich bewußt.
Marte I dacht' ich, wenn ich wieder
Je dich schaue, fass' ich dich,
Der du übst das Waffenhandwerk
Mitten in des Friedens Stillei
Drauf, am andern Tage schritt ich
An der Seite eines Mädchens
In des Ballsaals Lichterglanze;
Leise klangen sanfte Töne
Weicher, süßer Melodien,
Die durchs Ghr die Seele finden.
G'rad' nach einer tiefen Beugung,
Die dem blonden Gegenüber,
Meiner Tänzerin, als Zoll ward,
Blickt' ich auf und sah — den Schelm
Pinter einer alten Dame
Falt'gem Kleide sich verstecken I
Himmelkreuz und Schwerenöte I
Auf mich selber zielt' der Schuft;
Mußt er doch, daß ich vom Platze
peimlich nicht entweichen konnte I
Ach sein Pfeil saß mir im Perzen
Und verschwunden war der Argei —
Nach Beendigung des Tanzes
Schritt ich voller Ingrimm eilig
Zu dem alten Generale,
Der in mancher Schlacht gefochten.
Voll Entrüstung ihm erzählt' ich,
Was mir eben war begegnet,
Nir begegnet und den Andern.
„Sagt", begann ich, „Lxcellenz,
Ist es möglich, daß ein dreister
Uebermüt'ger Bogenbengel
Mitten in des Friedens Ruhe
Friedliche, lebeud'ge Menschen
Ungestraft aufs Korn sich nimmt?"
Lachend sprach die Lxcellenz:
„Ich auch keun'den Schelm — von früher—;
Müsset ihn gewähren lassen,
Denn der Schalk, der Luch verwundet,
Trägt, mein Freund, den Namen
„Freischütz!" Mnna.

Zn der Kunst-Ausstellung.


Alte Jungfer: „Nein, wie reizend
— ein ganz alleinstehender Männl"

Starkes Selbstbewusstsein.


Braut: „Ich null Dein zweites ,Fclfi sein, Gtto."
Lieutenant: „Nur nicht gleich zu stolz werden."

Zweifelhaftes Lob.
Autor: „Und darf ich fragen, welchen Eindruck meine Gedichte auf Sie gemacht?"
Kritiker: „Ich habe sie höchst befriedigt aus der paud gelegt."

Bedenken.
„Du einfältiger Junge, darfst mit der Zahnradbahn auf den Rigi fahren, um
den Sonnenuntergang zn sehen und heulst I"
„Und was soll ich nicht? Wenn es nun dieser dummen Bahn einfällt, sich, wie
Du, an: Abend die Zähne herauszunehmen, dann liegen wir in dein fürchter-
lichen Abgrund I"

Bestrafte Koketterie.
Alte Kokette: „Ihr Wiegenlied ist reizend, perr Professor, aber einen Fehler
hat's doch!" — Professor der Musik: „Nun?" — Alte Kokette: „Ich habe
Mama darüber befragt und die sagte, daß es mir nicht an der Wiege gesungen
wurdel" — Professor der Musik: „Freilich schade, aber es wäre auch absolut
unmöglich gewesen — — es ist ja erst vor dreißig Jahren von mir komponiert
worden l"
 
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