Meggendorfers Humoristische Blätter.
99
Der erste Kaffee.
FD^er erste Morgen im eigenen peiin! Bor-
über der Gasthoftrubel und — endlich,
sein stetes Sehnen — das Essen der Gast-
hauskost — das Trinken des Kaffees iin
Kaffeehaus — nie mehr — nie mehr!!
Zwar hatte er die zarten Fingerchen seiner
jungen, reizenden Frau, die so anmutig über
die Klaviatur zu Hüpfen verstanden, schon
immer mit einigen: Bedenken betrachtet, wenn
er sich ausmalte, wie dieselben künftig mit
Pfannen und Töpfen hantieren sollten, —
— aber sie hatte ihn ja herzlich lieb und
lernen ließ sich schließlich alles.
Das sollte ihn aber jetzt nicht stören; bis
Mittag war noch weit, er wollte Kaffee trin-
ken, guten Kaffee, ehe er zum ersten Male
wieder ins Amt ging . . . Kaffee machen,
lächerlich, wer könnte das nicht! wieviel
hundertmal hatte er selbst sich solchen ge-
braut . . . aber lange, höllisch lange dauerte
die Geschichte. Er mußte fort; bei der ersten
Wiederkehr nach Urlaub gleich zu spät kom-
men, das wäre doch recht unangenehm ge-
wesen.
Er wollte doch einmal selbst in die Küche
sehen.
Ja, ist's möglich, was war denn das?
Da stund seine Mieze und . . . und quirlte
in einem Topf herum II
„Miezei"
„Gleich, gleich, verzeihe ... die dummen
Bohnen wollten und wollen nicht weich
werden, aber jetzt komme ich ihnen,
da sollst Du mal sehen! — — Er trank
doch noch einmal seinen Kaffee im Kaffee-
hause.
„pintermühlbauer, Sie waren doch auch im Zimmer und mußten mehr
. der Rauferei gesehen haben?"
Is Zeuge): „Drin bin i scho g'wen, ober g'seh'n hab i nirn."
„Wo waren Sie denn gesteckt?"
„Unterm Tisch."
„Sie haben sich also darunter versteckt?"
„Na, versteckt net — zuag'haut hab' i damit."
„Ach, da bist Du!" rief er, „und ich lief mir die
Füße lahm, Dich zu suchen!"
„Nun - und?" versetzte das Glück.
„Und überall braucht man Dich!" erwiderte der
Bursche grimmig. „Die Könige und Bettler, Krieger
und Kaufleute, Städte und Dörfer schreien nach Dir;
Du aber — Du spielst hier indessen kindisch mit Kin-
dern!"
„Ja, so gefällt es mir!" sagte das Glück, den
schönen Kopf trotzig zurückwerfend. „Doch was willst
von mir?"
„Daß Du Deine Pflicht erfüllest.
Meine Pflicht?"
von lli'. Theodor Kirchner.
Lin Sonntagskind schnürte einst sein Ränzel
und ging aus, das Glück zu suchen. Der
junge Bursche suchte und suchte in Stadt
und Land, auf Flur und Feld, fand aber
nirgends, wonach er ausgezogen war, so
daß er beschloß, das Suchen aufzuqeben und
umzukehren.
Mißmutig trat er den peim-
weg an. Erst fluchte er weid¬
lich, dann haderte er ingrim-
mig mit dem Schicksale, daß
es auf Sonntagskinder nicht mehr die gebührende Rück-
sicht nehme und endlich pfiff er ärgerlich vor sich hin.
So kam er zu einer üppigen, mit Gänseblümchen
besäten wiese iin Walde. Der wind strich über das
Gras hin, daß es wogte wie die Wellen eines grünen
Waldsees und die weißen Blütchen darin wie silberner
Schaum aufleuchteten. Allein das sah unser Sonntags-
kind gar nicht; was er sah, war eine Schar munterer
Kinder und mitten unter ihnen — das Glück,
es mit den Kleinen blinde Kuh spielte.
Das war doch zu empörend!
Der Wanderer stemmte die Arme in die Seiten.
99
Der erste Kaffee.
FD^er erste Morgen im eigenen peiin! Bor-
über der Gasthoftrubel und — endlich,
sein stetes Sehnen — das Essen der Gast-
hauskost — das Trinken des Kaffees iin
Kaffeehaus — nie mehr — nie mehr!!
Zwar hatte er die zarten Fingerchen seiner
jungen, reizenden Frau, die so anmutig über
die Klaviatur zu Hüpfen verstanden, schon
immer mit einigen: Bedenken betrachtet, wenn
er sich ausmalte, wie dieselben künftig mit
Pfannen und Töpfen hantieren sollten, —
— aber sie hatte ihn ja herzlich lieb und
lernen ließ sich schließlich alles.
Das sollte ihn aber jetzt nicht stören; bis
Mittag war noch weit, er wollte Kaffee trin-
ken, guten Kaffee, ehe er zum ersten Male
wieder ins Amt ging . . . Kaffee machen,
lächerlich, wer könnte das nicht! wieviel
hundertmal hatte er selbst sich solchen ge-
braut . . . aber lange, höllisch lange dauerte
die Geschichte. Er mußte fort; bei der ersten
Wiederkehr nach Urlaub gleich zu spät kom-
men, das wäre doch recht unangenehm ge-
wesen.
Er wollte doch einmal selbst in die Küche
sehen.
Ja, ist's möglich, was war denn das?
Da stund seine Mieze und . . . und quirlte
in einem Topf herum II
„Miezei"
„Gleich, gleich, verzeihe ... die dummen
Bohnen wollten und wollen nicht weich
werden, aber jetzt komme ich ihnen,
da sollst Du mal sehen! — — Er trank
doch noch einmal seinen Kaffee im Kaffee-
hause.
„pintermühlbauer, Sie waren doch auch im Zimmer und mußten mehr
. der Rauferei gesehen haben?"
Is Zeuge): „Drin bin i scho g'wen, ober g'seh'n hab i nirn."
„Wo waren Sie denn gesteckt?"
„Unterm Tisch."
„Sie haben sich also darunter versteckt?"
„Na, versteckt net — zuag'haut hab' i damit."
„Ach, da bist Du!" rief er, „und ich lief mir die
Füße lahm, Dich zu suchen!"
„Nun - und?" versetzte das Glück.
„Und überall braucht man Dich!" erwiderte der
Bursche grimmig. „Die Könige und Bettler, Krieger
und Kaufleute, Städte und Dörfer schreien nach Dir;
Du aber — Du spielst hier indessen kindisch mit Kin-
dern!"
„Ja, so gefällt es mir!" sagte das Glück, den
schönen Kopf trotzig zurückwerfend. „Doch was willst
von mir?"
„Daß Du Deine Pflicht erfüllest.
Meine Pflicht?"
von lli'. Theodor Kirchner.
Lin Sonntagskind schnürte einst sein Ränzel
und ging aus, das Glück zu suchen. Der
junge Bursche suchte und suchte in Stadt
und Land, auf Flur und Feld, fand aber
nirgends, wonach er ausgezogen war, so
daß er beschloß, das Suchen aufzuqeben und
umzukehren.
Mißmutig trat er den peim-
weg an. Erst fluchte er weid¬
lich, dann haderte er ingrim-
mig mit dem Schicksale, daß
es auf Sonntagskinder nicht mehr die gebührende Rück-
sicht nehme und endlich pfiff er ärgerlich vor sich hin.
So kam er zu einer üppigen, mit Gänseblümchen
besäten wiese iin Walde. Der wind strich über das
Gras hin, daß es wogte wie die Wellen eines grünen
Waldsees und die weißen Blütchen darin wie silberner
Schaum aufleuchteten. Allein das sah unser Sonntags-
kind gar nicht; was er sah, war eine Schar munterer
Kinder und mitten unter ihnen — das Glück,
es mit den Kleinen blinde Kuh spielte.
Das war doch zu empörend!
Der Wanderer stemmte die Arme in die Seiten.