INeggendorfers humoristische Blätter.
inen nicht die Kraft ein Instrument so zu bearbeiten — du
Miserabler, den ich nie erwischen kann, weil dieser Fuchsbau
für jede Etage eine eigene Treppe hat, die von außen direkt
emporfiihren, denn die Haupttreppe hättest du nicht ohne Er-
eignis zu passieren vermocht, weil ich dir auflauerte wie der
Bravo seinen: Opfer — nun aber hat deine letzte Stunde ge-
schlagen I
Der sonst so gesittete junge Mann hatte zu seiner Rede in
seiner Wut eine Art Indianertanz ausgefiihrt, nun riß er die
Geige ans Rinn und in: nächsten Momente ertönte eine Reihe
solch entsetzlicher Passagen, als ob die Hölle, in die er den ver-
haßten Cellisten gewunschen, ihre sämtlichen Bewohner ausge-
spieen hätte, um hier Konzert zu geben. Diese Art Kriegsruf,
diese Heraussorderungsfansare, schien aus den Cellisten oben
fascinierend zu wirken, inan hörte etwas wie den Fall eines
schweren Stuhles, dann schien eine Rede ähnlich der, wie sie
Egon gehalten hatte, vom Stapel gelassen zu werden, worauf
man eiliges Laufen vernahm.
Mas die Rede anbelangte, so wäre sie für den jungen
Herrn sehr interessant gewesen, wenn er sie hätte hören können:
Schneidiges Kommando.
„Herr Lieutenant können wohl sehr schneidig kommandieren?"
„Aeh, sag'Ihnen — wenn einem in Abgrund Stürzenden
,H ältst zuriefe — bliebe er in der Lust stehenI"
Kn einen Mchügthuer.
<^Mu weißt nicht, wie du drollig bist,
Dein Pathos macht mich lachen,
Ja freilich, wer nicht wichtig ist,
Der muß sich wichtig — machenl W.
Gin altes Geschlecht.
„Ihre Familie ist wohl sebr alt, Herr Baron?"
„FabelhaftI Müßte eigentlich in meiner Ahnengallerie
unmittelbar vor den: Stammvater meines Geschlechts ein
Assenbjldnis anbringenI"
„O dieses Höllenweib I" hatte sie gelautet, „o dieses Höllen-
Zewiesen.
weib da unten — denn nur ein Weib kann mit solch' entsetz-
licher Ausdauer und Bosheit einen: andern, der seine heiligsten
Gefühle in Töne kleidet, diese ideale Freude verderben; aber es
soll das letzte Mal gewesen sein . . . aufsuchen will ich sie in
ihrer Höhle und Rechenschaft fordern, Rechenschaft . .
Egon hatte, als er das laufen über sich vernahm, einen
förmlichen Jubelschrei ausgestoßen l Der Kerl kam! Er stellte
sich zum Kampfe!
Mit gesenkten: Kopfe, wie ein wütender Stier, rannte er
aus seiner Wohnung und die Treppe empor, von der herab
andere Tritte im tompo furioso hallten: Der niederträchtige
Cellist natürlich I
Da blickt er empor und schwingt kampfesmntig die Geige
um den Kopf, doch wäre er fast im gleichen Momente vor Er-
staunen die Treppe hinabgekugelt, — — — dieser Cellist war
eine sie und zwar gerade „Sie!"
Er stand wie zu Stein erstarrt.
Große Pause — dann ,Siesi
„Da . . das waren also Sie?" das brachte sie nur
mühsam hervor und dabei wies sie aus seine Geige.
„Und da . . . das waren also Sie?" stotterte ,ep,
indem seine Augen erschreckt aus dem Cello haften
blieben, das sie in der Erregung mitgeschleppt hatte.
Fast beängstigende Pause. — Dann wieder er.
„G mein gnädiges Fräulein, ich, sehen Sie ich, ich
bin ein ungeheurer Musiknarr und als . . . als die
herrlichen Töne ihres Cellos fast tägtäglich zu mir
hinabdrangen, da . . . da hielt es mich kann: noch im
Zimmer, ich mußte dem Spieler endlich einmal sagen
wie hoch ich ihn verehre .... und sehen Sie, heute,
wo Ihr Spiel so überwältigend war . .. da .. da . .."
„Ach ich bin ja nur eine Stümperin, aber Sic, Sie,
welcher Meister! Heute nach Ihren: letzten Laufe . . .
ach, ich wußte nicht mehr was ich that ..."
„Mein Fräulein das ist Bestimmung . . ach, lassen
Sie mich Ihnen sagen, daß ich Sie schon seit dein ersten
Erblicken grenzenlos liebe . . . können auch Sie . . . ?"
Sie sank ihm an die Brust, während Cello und
Geige selbander die Treppe hinabrutschten. — Das ist -
die wahre, echte, ideale Liebe mit ihrem Heroismus "
— selbst die unangenehmsten Dinge, welche ihrem Ideale
anhaften, findet sie schließlich schön!
„Ich soll nicht charakterfest sein! Beulich haben mich vier Gläubige,
zugleich bestürmt und ich habe nichts gegeben!"
Verantwortlicher Redakteur: Max Schreiber. Druck und Verlag von I. F. Schreiber, beide in Eßlingen bei Stuttgart.
Geschäftsstelle in München: Schnbertstraste 6.
inen nicht die Kraft ein Instrument so zu bearbeiten — du
Miserabler, den ich nie erwischen kann, weil dieser Fuchsbau
für jede Etage eine eigene Treppe hat, die von außen direkt
emporfiihren, denn die Haupttreppe hättest du nicht ohne Er-
eignis zu passieren vermocht, weil ich dir auflauerte wie der
Bravo seinen: Opfer — nun aber hat deine letzte Stunde ge-
schlagen I
Der sonst so gesittete junge Mann hatte zu seiner Rede in
seiner Wut eine Art Indianertanz ausgefiihrt, nun riß er die
Geige ans Rinn und in: nächsten Momente ertönte eine Reihe
solch entsetzlicher Passagen, als ob die Hölle, in die er den ver-
haßten Cellisten gewunschen, ihre sämtlichen Bewohner ausge-
spieen hätte, um hier Konzert zu geben. Diese Art Kriegsruf,
diese Heraussorderungsfansare, schien aus den Cellisten oben
fascinierend zu wirken, inan hörte etwas wie den Fall eines
schweren Stuhles, dann schien eine Rede ähnlich der, wie sie
Egon gehalten hatte, vom Stapel gelassen zu werden, worauf
man eiliges Laufen vernahm.
Mas die Rede anbelangte, so wäre sie für den jungen
Herrn sehr interessant gewesen, wenn er sie hätte hören können:
Schneidiges Kommando.
„Herr Lieutenant können wohl sehr schneidig kommandieren?"
„Aeh, sag'Ihnen — wenn einem in Abgrund Stürzenden
,H ältst zuriefe — bliebe er in der Lust stehenI"
Kn einen Mchügthuer.
<^Mu weißt nicht, wie du drollig bist,
Dein Pathos macht mich lachen,
Ja freilich, wer nicht wichtig ist,
Der muß sich wichtig — machenl W.
Gin altes Geschlecht.
„Ihre Familie ist wohl sebr alt, Herr Baron?"
„FabelhaftI Müßte eigentlich in meiner Ahnengallerie
unmittelbar vor den: Stammvater meines Geschlechts ein
Assenbjldnis anbringenI"
„O dieses Höllenweib I" hatte sie gelautet, „o dieses Höllen-
Zewiesen.
weib da unten — denn nur ein Weib kann mit solch' entsetz-
licher Ausdauer und Bosheit einen: andern, der seine heiligsten
Gefühle in Töne kleidet, diese ideale Freude verderben; aber es
soll das letzte Mal gewesen sein . . . aufsuchen will ich sie in
ihrer Höhle und Rechenschaft fordern, Rechenschaft . .
Egon hatte, als er das laufen über sich vernahm, einen
förmlichen Jubelschrei ausgestoßen l Der Kerl kam! Er stellte
sich zum Kampfe!
Mit gesenkten: Kopfe, wie ein wütender Stier, rannte er
aus seiner Wohnung und die Treppe empor, von der herab
andere Tritte im tompo furioso hallten: Der niederträchtige
Cellist natürlich I
Da blickt er empor und schwingt kampfesmntig die Geige
um den Kopf, doch wäre er fast im gleichen Momente vor Er-
staunen die Treppe hinabgekugelt, — — — dieser Cellist war
eine sie und zwar gerade „Sie!"
Er stand wie zu Stein erstarrt.
Große Pause — dann ,Siesi
„Da . . das waren also Sie?" das brachte sie nur
mühsam hervor und dabei wies sie aus seine Geige.
„Und da . . . das waren also Sie?" stotterte ,ep,
indem seine Augen erschreckt aus dem Cello haften
blieben, das sie in der Erregung mitgeschleppt hatte.
Fast beängstigende Pause. — Dann wieder er.
„G mein gnädiges Fräulein, ich, sehen Sie ich, ich
bin ein ungeheurer Musiknarr und als . . . als die
herrlichen Töne ihres Cellos fast tägtäglich zu mir
hinabdrangen, da . . . da hielt es mich kann: noch im
Zimmer, ich mußte dem Spieler endlich einmal sagen
wie hoch ich ihn verehre .... und sehen Sie, heute,
wo Ihr Spiel so überwältigend war . .. da .. da . .."
„Ach ich bin ja nur eine Stümperin, aber Sic, Sie,
welcher Meister! Heute nach Ihren: letzten Laufe . . .
ach, ich wußte nicht mehr was ich that ..."
„Mein Fräulein das ist Bestimmung . . ach, lassen
Sie mich Ihnen sagen, daß ich Sie schon seit dein ersten
Erblicken grenzenlos liebe . . . können auch Sie . . . ?"
Sie sank ihm an die Brust, während Cello und
Geige selbander die Treppe hinabrutschten. — Das ist -
die wahre, echte, ideale Liebe mit ihrem Heroismus "
— selbst die unangenehmsten Dinge, welche ihrem Ideale
anhaften, findet sie schließlich schön!
„Ich soll nicht charakterfest sein! Beulich haben mich vier Gläubige,
zugleich bestürmt und ich habe nichts gegeben!"
Verantwortlicher Redakteur: Max Schreiber. Druck und Verlag von I. F. Schreiber, beide in Eßlingen bei Stuttgart.
Geschäftsstelle in München: Schnbertstraste 6.