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Meggendorfers humoristische Blätter: Zeitschr. für Humor u. Kunst — 29.1897 (Nr. 327-339)

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Nr. 339
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https://doi.org/10.11588/diglit.28505#0128
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Männer?


Andrerseits muß man
nun aber auch nicht in
den Irrtum verfallen, als
ob der Magen die einzige
Achillesferse der Männer
sei. Sie verlangen außer-
dem noch große Grdnung
und Behaglichkeit, und
zwar verbinden sie mit
diesen Begriffen genau
das Gegenteil von dem,
was wir Frauen uns drun-
ter verstehen, wer z. B.
einen Mann heiratet der
studiert hat, und das
haben sie ja fast alle,
der sollte eigentlich vor-
her einen Kursus in der
Lehre vom Schreibtisch-
aufräumen und Bücher-
abstäuben durchmachen.
Das erstere thut man näm-
lich besser überhaupt nicht,
sonst behauptet der Mann
nachher immer, man
hätte alles verlegt. Das
zweite ist aber erst recht
gefährlich; denn nichts
ist mir dunkler als die
Anordnung eines männ-
lichen Büchergestells.
Dagegen ist den Män-
nern auch wieder einiger
Geschmack und Kunstsinn
nicht ganz abzusprechen,
und sie mögen es sogar
sehr gerne, wenn die
Frau sich auch ästhetisch
etwas auf dem Laufen-
den hält. Mit der Kunst
steht es da ziemlich gün-
stig sür uns, weil wir
ebenso gut etwas darin
leisten können wie die
Männer, wie reizend
klingt es z. B. wenn man
seinem Gatten etwas vor-
singt. Allerdings muß
man aber gerade mit der





Musik auch wieder etwas
vorsichtig sein. Man sollte sie, falls man nicht allein ist, stets
nur im Notfälle ausüben; denn selbst im harmlosesten Kreise
findet sich schließlich doch immer noch eine musikalische Dilettanten-
seele, die nachher keine zehn Pferde vom Flügel kriegen, und
unglücklicherweise ist es beinahe immer gerade die Dame, deren
Vortrag meinem Gatten unausstehlich ist. wir Frauen haben
das Nachsehen dabei, denn die Männer ziehen sich bei solchen
Gelegenheiten mit tätlicher Sicherheit in das entfernteste Rauch-
zimmer zurück und behaupten nachher, sie hätten „leider" nichts
gehört. Man kennt das ja, aber man kann's ihnen im Herzen
nicht einmal übel nehmen; denn wie gerne ginge man, sobald
man selber gesungen hat, mit, wenn es sich nur für uns schickte
und nicht so gräßlich rauchig wäre!

Dankbarer noch als die Musik ist jedenfalls die Litteratur;
denn wie sicher steht man da, wenn man außer der Davidis
und Hermann und Dorothea noch zwei oder drei andere Bücher
wirklich gelesen hat!
Die Stellung, welche wir Frauen der eigentlichen Wissen-
schaft gegenüber einzunehmen haben, hat ihre großen Schwierig-
keiten. Richtig studieren können wir nicht, weil wir verheiratet
sind; denn nichts wäre interessanter als das Gesicht meines
Gatten, wenn ich ihm erklärte, ich wollte in meinen Mufe-
stunden den Kochlöffel mit dem Seciermesser vertauschen. Zu
wissenschaftlichen Forschungen haben wir Frauen eben weder
Zeit noch Sammlung, da wir jeden Augenblick durch Mann
und Haushalt gestört werden, wir müssen uns mit den fertigen
 
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