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Meggendorfers humoristische Blätter: Zeitschr. für Humor u. Kunst — 31.1897 (Nr. 354-366)

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https://doi.org/10.11588/diglit.20913#0094
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86

Meggendorfers humoristische Blätter.

Em Vorlchläg ^ur cKüte.

tserr: „ . . . . Wie gesagt, Fräalein Anna, es thut inir unendlich leid, in der Sache gegen Sie
zeugen zu müssen."

Fräulein: „Wenn's sZhnen gar so leid thut, heiraten Sie mich vorher, dann können Sie als
Gatte Ihr Zeugnis verweigern."

Moderner AbMg.

A.: „Nun, Sie haben ja schon wieder ein neues Dienstmädchen?"
ksausfrau: „Ia, die vorige ist gestern ab — geradeltl"

Umständlich.

an denke sich ein ganz
kleines Bad. Die Sai-
son geht zu Lnde. Als Bade-
gäste figurieren nur noch
einige alte Tanten, darunter
eine Mutter, deren Töchter-
lein die einzige vertreterin
der jüngeren Generation ist,
wenigstens der weiblichen;
denn es ist auch ein junger
Mann da, ein Gpernsänger
mit wallenden Locken, der
sich immer den Aopf darüber
zerbricht, ob er schon be-
rühmt ist oder ob er erst im
Begriff ist, es zu werden.

In der ersteren Ansicht
wird er dadurch bestärkt, daß
ihn Trna,das jnnge Mädchen,
schon am ersten Tage nach
der Borstellung durch den Ba-
dearzt um eine Locke bitten
läßt. Guido, der Sänger, ge-
währt die Locke bereitwilligst
und schreibt an seine Groß-
mutter, die in einem kleinen
Dorfe am anderen Tnde der
Melt wohut und die einzige
Person ist, die an den Leiden
und Frenden des Sängers
teilnimmt, auf einer An-
sichtsxostkarte: „Aiein Ruhm
beginnt sich auszubreiten."

Trna hat viele Freun-
dinnen da draußen, man
könnte sagen unzählige. Sie
korrespondiert mit ihnen
eifrig und jede einzelne
schreibt unfehlbar an Erna:
„Bitte schicke auch mir
eine Locke des berühmten
Sängers." Guido aber
schreibt an seine Groß-
mutter: „Ieden Ikiorgen,
wenn ich erwache, fühle ich,
daß ich berühmter geworden
bin."

Ludlich hat der Sänger
keine Locke mehr zu ver-
geben. Die unerbittliche
Schere Ernas hat sie da-
hingerafft. Beim Abschied
erklärt sie ihm: „Das mit
den Freundinnen war nur
Unsinn. Ich wollte Ihnen
nur nicht gern direkt sagen,
daß Sie sich die ksaare
schneiden lassen sollen. Ietzt
sehen Sie ganz anständig
aus."

Guido schrieb davon
nichts an seine Großmutter.

M. H-d.
 
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