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Meggendorfers humoristische Blätter: Zeitschr. für Humor u. Kunst — 31.1897 (Nr. 354-366)

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https://doi.org/10.11588/diglit.20913#0095
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Meggendorfers humoristische Blätter.

87

Aufrichtig.

l Tante: „Dn kommst nur immer, wenn Du Geld nötlg
hast; an meinem Gebnrtstag ivarst Du nicht hier!"
Neffe: „Ich versichere Dir, Tante, es war mir nicht
möglich, sonst wäre ich gekommen .... damals war
i ich auch gerade in Geldverlegenheit>"

Äphen.

L^s>napp an der Mauer — bei dem ksaus
ÄL wuchs ein ganz kleiner Lpheu 'raus,

Linst durch den Gärtner lstngelangt,

Damit er griin das ksaus umrankt. —

Der Lpheu aber bog sich um
Und fest um einen Baum heruin.

Dem Banme macht' dies anfangs Spaß;

Lr gab ihm von des Lrdreichs Naß,

Lr schntzte ihn vor Sturm und Wind. —

Da wuchs der Lpheu gar geschwind,

Gedieh bald xrächtig, herrlich, dicht,

Und bracht' den Baum um Luft und Licht.

Lr schlang zum wipfel sich hinauf,

Und sog des Baumes Rräfte auf. —

Nicht wußt' der Baum, wie ihm geschah,

Still, schwach und leidend stand er da. — —

Da pfiffen Spatzen auf dem kfaus:

Das kommt bei solcher Freundschaft 'raus!

Ist sie auch anfangs angenehm,

Schmarotzer werden — unbequeml S. Jarzcbccki.

Wedenktiche Vrobe.

Äuch ein Kannibnlc.

Suschauer: „wie können Sie diesen Ukann als Menschenfresser
bezeichnen?"

Schaubudenbesitzer: „Warum denn nicht? Ich sag' Ihnen,
jeden, der ihm kein Trinkgeld gibt, hat cr im Uiagen."

Äetrübte Nreude.

— „Also der veigelstock hat Ihnen, als eincm alten Kunden, die
kfose, die Sie ihm abkaufen wollten, geschenkt — da war
Ihre Freude wohl groß?"

Tulpenthal: „wie heißt, Frcude groß — wo ich nicht konnt' j
um die kfose handelnl"

Der iKcweis.

^^rynheer van Aoll war schr reich, sehr gutmütig und sehr bequem.

Ian, sein alter Diener, besaß von der ersten Ligenschaft seines
kferrn wenig, von der zwciten schon etwas mehr, aber in der
dritten übertraf er ihn noch. Lines Tages fand Ucynheer seinen
Ian langausgestreckt auf einem Diwan liegen. „Jan, Ian was
bist Du faul," sagte er im Tone milden vorwurfs. „D Mynheer,"
antwortete Ian und rührte sich nicht, „ich kann noch viel fauler
sein." — „Ian, das ist fast unmöglich. wenn Du mir das beweisest,
so schenkc ich Dir einen Dukaten" — und van Uoll legte die blin-
kende Goldmllnze vor sich auf den Tisch. — Line weile verging.
kferr und Diener verharrten schweigend in ihren Stellnngen.

„Nun?" fragt ersterer endlich. „Ach Mynheer, schiebt mir doch
den Dnkaten ein wenig näher," bat Ian, der das Geldstück nicht
erreichen konnte, ohne sich zu erheben. — „Da hast Du ihn," sagte
sein kserr, „der Beweis ist geliefert."

Gefängnisdirektor (zu einem Sxitzbubcn, der seine Strafe ver.

büßt >,at): „Na, Rrause, werden Sie jetzt das Stehlen
endlich lassen?"

Sträfling: „Jck weeß noch nich', kserr Direktor, aber
Sie können mich ja xrobehalber mal eene Nacht an
Ihrer Aasse alleine lassen."
 
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