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Meggendorfers humoristische Blätter: Zeitschr. für Humor u. Kunst — 31.1897 (Nr. 354-366)

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https://doi.org/10.11588/diglit.20913#0101
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Meggendorfers Hurnoriftische Blätter.

92


Beurteilung.

— „Nun, wie war der Bräutigam Deincr Schwester heute?"
Backfisch: „Furchtbar wortkarg, er kiißte nuri"

(Lin galanter seebär.

Dame: „Also auch wenn eine weibliche person ins lvasser
fällt, wird gerufen: Mann über Bord?'"

Aapitän: „Allerdings, bei Gnädigster würde natürlich
jeder rufen: ,Fee in Seel"'

Äine Sonnnerreise 1897.

(lMer Gatte, die Gattin, sie stritten sich sebr,
cIs Db Bahnfahrt, ob Radfahren praktischer wär';

Da ist der großmächtige Regen gekommen,

Um nicht zu ertrinken, sind beide — geschwommen.

_ S. Jarzcbecki.

Verplappert.

Lserr: „Marum wollen Sie mich denn verlassen, Iean?"
Diener: „Weil Sie mir jeden Tag vorwerfen, ich rauche
Ihre Ligarren . . . sie schmecken mir schon lange gar
nicht mehrl"

Natak.

Freund: „Na, warum so tiefsinnig; will sich der Gnkel
nicht für den neuen Anzug verbürgen?"

Student: „Lr hat mir sogar das bare Geld gegeben!"
Freund: „Alle Metter, da kannst Du doch zufrieden seinl"
Student: „Ia . . . aber wo kriege ich jetzt den neuen
Anzug gepumptl"

Äm seltener Wiermerker.

>^un passen Sie auf, meine Lserren, sagte der Vberförster,
^ heute können Sie sich selbst davon überzeugen, daß
mein waldmann geradezu ein Genie ist. Sie wissen, daß
ich im Frühjahr sehr krank war. Als ich die Gesellschaft
wieder besuchen durfte, legte mir der Doktor ausdrücklich
ans lserz, mit dem Trinken doch ja recht vorsichtig zu sein.
Sechs Glas seien das Maximum. „Das wird einen heißen
Lampf geben," sagte ich zu mir selbst, blieb aber einige
wochen recht standhaft. Doch dann kam ein gefährlicher
Tag: mit einem Schlage hatte ich das doppelte, bald wurde
es noch mehr, und hernach mußte ich 's büßen. Ich brauchte
den Doktor abermals, war aber rasch wieder gut beisam-
men. „Aber jetzt ja nimmer mehr als s — es ist das
schon zuviel — sonst könnt's leicht einmal g'fehlt seinl"
mahnte der sorgende Voktor, und mein Dackl gab ihm mit
einem kräftigen „haul haul" seine Zustimmung. Seit dem
Tage komme ich denn auch über 6 nicht mehr hinaus;
denn mein waldmann paßt auf wie ein lsäkelesmacher
und sagt mir stets, wann das erlaubte Duantnm voll ist."

„wohl bekomm's, ^err Gberförsterl" sprach da der wirt
und stellte ein frischgefülltes Glas auf den Tisch. In
demselben Augenblick fing der Dackl des Gberförsters leb-
haft zu bellen an und aller Augen wandten sich ihm zu.
So was war wirklich noch nicht dagewesen. Waldmann
hatte die Augen, aus denen leise INahnung und freundliche
Bitte zugleich sprach, fest auf seinen kserrn gerichtet, aus
seiner langen Rute aber eine prächtige 6 gebildet. „Da
haben Sie den Beweis für meine Wortel" sagte der Gber-
förster stolz. „Das ist das s te Glas und mein Vuantum
ist voll. Ls ist schon gut, Dackerl, sobald ich'ausgetrunken
hab', wird 'zahlt und dann geh'n wir heim." H. B.

Garantie.

Fremder: „INorgen müssen Sie mich aber um sechs Uhr aus dem
Bett treiben; lassen Sie sich also unter keinen UmstänLeu ab-
weisenl"

Wirt: „Oarüber seien Sie nur unbesorgt . . . ich komm' mit der
Rechnungl" _

Moderne Neklaine.

„Unsern verehrten ledigen Abonnenten vermitteln wir unentgelt-
lich reiche und feine ifeiraten; den verehelichten stellen wir kostenfrei
einen bewährten Advokaten in Lheschcidungssachen zur verfügung."


Mm allertiefsten Frieden sonnte
^ Ulein kserz und kam sich sicher vor,
Als plötzlich „Sie" am Horizonte
Lrschien — ein siammend Meteorl

Da droht ern Sturm, da gilt s zu rüstenl
Rief mein verstand, nicht eben dumm,
Und warnte schnell des kserzens Küsten
vor dem erkannten Minimum.

Doch dieses kjerz — in holdem wahne
Schlug es die Warnung in den wind.

Und nun — im Leidenschaftsorkane —
Steht's rat- und hilflos wie ein Kindl

Georg Böttichcr
 
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