Meggendorfers Humoristische Blätter.
75
Äin üeöevoll'es Weiß.
Bauernfrau (zu ihrem auf dle Za.zd als Tr-ib-r ziehendcn Mann): „5epp, schau, daß Du heut' fest 'n aufg's ch o ss en mirst —
i brauch' a Geldl"
„verzeihen Sie —"
„Ia, verzeihen Sie," jammerte sie, „jetzt redest Du mir
von verzeihen, Du Schuft . . ."
Das einzigc Niittel den heulendcn Derwisch loszuwerden,
schien inir, eine Lainpo anzuziinden. Denn auf ineine lvorte
reagierte sic nberhaupt nicht. Da kain ich aber gut an.
„Was nicht genug daran, daß Du mich in einem der-
artigen Aufzuge cmxfängst, willst Du auch noch Licht machen,
Dich an ineinein Unglück zu weiden? Du bist ein Arokodil,
cin nichtsnntziges G^schöxf, ein niederträchtiger Lharakter, ein
unarti—"
„Fräuleinl" rief ich cndlich init Aufgebot aller Stiinin-
inittel, „Sie thun mir sehr leid, aber ich kann nichts dafnr,
daß ich nicht der bin, den Sie suchen."
Betroffen hielt sie inne, stammelte eine Lntschuldigung und
greinte etwas von „diesein Menschen", während ich inich be-
mühte, sie zu beruhigen. Als ich öffnete, uin sie hinauszulassen,
sah ich einen ganzen Auflauf von Dienstmädchen vor der Thüre,
eilnahmsvoll gehorcht hatten.
Nein, hier bleibe ich nicht längerl Ukorgen mit dem früh-
esten suche ich eine andere wohnung I Zehn Stunden in wien
und schon so viel erlebt. Jch dehnte und streckte mich, suchte
nach den Zündhölzchen und war fest entschlossen, fort ins ksotel
zu gehen. — So stng ich denn an, mich anzukleiden-
Ja, zum Teusel, wo sind denn meine Aoffer? - Da waren sie
ja? — Groß und aufdringlich stand bserren stucl. mecl. Köhlers
Gexäck hier - meines hatte der brave Dienstmann offenbar
fortgeschleppt. Das Toilettenecessaire hatte er zum Glück hier
gelassen. — Ich wusch mich, schlüxfte in meine Reiseadjustierung
und ging, im lserzen die bange Frage erwägend, wie ich inich
morgen „en paraäs" bei meinem neUen Regimente würdc
melden können, wenn mir der gute Alxhons Köhler nicht recht-
zeitig meine Sachen zuschickte.
Im dunkeln Korridor wisperten zwei Küchenfeen: „Siehst,
dös is der neuche Lieutenantl Aaum is er eingezogen, haben
s' ihm schon gepfändetl"
Auch das noch I Ein andcrmal hätte mich das fnrchterlich
erregt. bseute — war allc wut, deren ich fähig bin, verbraucht.
Ich war vollkommen apathisch geworden in diescn zehn Stun-
den. - wenn mich jetzt einer „lahmes Kamel" geheißen hätte,
ich hätte es auch hingenommen.
Als ich souxiert hatte und wieder halbwegs Mensch ge-
worden war, sagte ich mir folgendes: „weiß Gott, was dieser
Uöhler für ein Geschöpf ist? Am Ende läßt er, ohne dir deine
Monturen zu senden, sein Gepäck auch abholen, du mußt also
diese Nacht unbedingt noch in deiner neuen Patentwohnung
schlafen und Aöhlers Gexäck bewachen. Geschehen kann ja
nichts mehr. Fremde Leute werden dich wohl bei Nacht nicht
stören, sämtliche Manichäer kserren Köhlers schlafen gleich dir
— also Mut, blonder Anabe.
„ksausfrau," sagte ich, zu lfause angekommen, „ich werde
mein Zimmer nicht absperren. ksaben Sie die Güte, mich um
steben Uhr morgens zu wecken. Gute Nacht."
„Gute Nacht, lferr Lieutenant."
wie ich mich ins Bett lege, habe ich ungefähr das Gefiihl,
das man mit dem lvorte ,e«liir ssul' verbindet.
75
Äin üeöevoll'es Weiß.
Bauernfrau (zu ihrem auf dle Za.zd als Tr-ib-r ziehendcn Mann): „5epp, schau, daß Du heut' fest 'n aufg's ch o ss en mirst —
i brauch' a Geldl"
„verzeihen Sie —"
„Ia, verzeihen Sie," jammerte sie, „jetzt redest Du mir
von verzeihen, Du Schuft . . ."
Das einzigc Niittel den heulendcn Derwisch loszuwerden,
schien inir, eine Lainpo anzuziinden. Denn auf ineine lvorte
reagierte sic nberhaupt nicht. Da kain ich aber gut an.
„Was nicht genug daran, daß Du mich in einem der-
artigen Aufzuge cmxfängst, willst Du auch noch Licht machen,
Dich an ineinein Unglück zu weiden? Du bist ein Arokodil,
cin nichtsnntziges G^schöxf, ein niederträchtiger Lharakter, ein
unarti—"
„Fräuleinl" rief ich cndlich init Aufgebot aller Stiinin-
inittel, „Sie thun mir sehr leid, aber ich kann nichts dafnr,
daß ich nicht der bin, den Sie suchen."
Betroffen hielt sie inne, stammelte eine Lntschuldigung und
greinte etwas von „diesein Menschen", während ich inich be-
mühte, sie zu beruhigen. Als ich öffnete, uin sie hinauszulassen,
sah ich einen ganzen Auflauf von Dienstmädchen vor der Thüre,
eilnahmsvoll gehorcht hatten.
Nein, hier bleibe ich nicht längerl Ukorgen mit dem früh-
esten suche ich eine andere wohnung I Zehn Stunden in wien
und schon so viel erlebt. Jch dehnte und streckte mich, suchte
nach den Zündhölzchen und war fest entschlossen, fort ins ksotel
zu gehen. — So stng ich denn an, mich anzukleiden-
Ja, zum Teusel, wo sind denn meine Aoffer? - Da waren sie
ja? — Groß und aufdringlich stand bserren stucl. mecl. Köhlers
Gexäck hier - meines hatte der brave Dienstmann offenbar
fortgeschleppt. Das Toilettenecessaire hatte er zum Glück hier
gelassen. — Ich wusch mich, schlüxfte in meine Reiseadjustierung
und ging, im lserzen die bange Frage erwägend, wie ich inich
morgen „en paraäs" bei meinem neUen Regimente würdc
melden können, wenn mir der gute Alxhons Köhler nicht recht-
zeitig meine Sachen zuschickte.
Im dunkeln Korridor wisperten zwei Küchenfeen: „Siehst,
dös is der neuche Lieutenantl Aaum is er eingezogen, haben
s' ihm schon gepfändetl"
Auch das noch I Ein andcrmal hätte mich das fnrchterlich
erregt. bseute — war allc wut, deren ich fähig bin, verbraucht.
Ich war vollkommen apathisch geworden in diescn zehn Stun-
den. - wenn mich jetzt einer „lahmes Kamel" geheißen hätte,
ich hätte es auch hingenommen.
Als ich souxiert hatte und wieder halbwegs Mensch ge-
worden war, sagte ich mir folgendes: „weiß Gott, was dieser
Uöhler für ein Geschöpf ist? Am Ende läßt er, ohne dir deine
Monturen zu senden, sein Gepäck auch abholen, du mußt also
diese Nacht unbedingt noch in deiner neuen Patentwohnung
schlafen und Aöhlers Gexäck bewachen. Geschehen kann ja
nichts mehr. Fremde Leute werden dich wohl bei Nacht nicht
stören, sämtliche Manichäer kserren Köhlers schlafen gleich dir
— also Mut, blonder Anabe.
„ksausfrau," sagte ich, zu lfause angekommen, „ich werde
mein Zimmer nicht absperren. ksaben Sie die Güte, mich um
steben Uhr morgens zu wecken. Gute Nacht."
„Gute Nacht, lferr Lieutenant."
wie ich mich ins Bett lege, habe ich ungefähr das Gefiihl,
das man mit dem lvorte ,e«liir ssul' verbindet.