Meggendorfers Humoristische Blätter.
9?
befrcmdeter bemerkt er, daß sich unter den zusammengesteckten
Aöpfcn, die sich nber den Uasten beugen, ein Aichern entsteht
und eine merkwürdige Unruhe.
„Der Anblick der Schlange scheint Sie sehr zu belustigen,
meine kserrenl" ruft er launig, „nal — Gott bewahre Sie vor
der näheren Bekanntschaft mit dieser Bestie — wenn Sie ihr
lebendig begegneten, rate ich auch den mutigsten von Jhnen,
schleunigst Reißaus zu nehmenl"
„Reichen Sie Nummer zwei von der anderen Seite heruml"
wandte er sich an den Diener.
„Nummer zwei, meine lherren, ist das Fell des Larcoplrilus
ursinus — er kommt vor von Neuguinea bis Tasmanien. Die
Ansiedler nennen ihn den ,Teufell. Diesen Namen verdient er
wegen seiner unglaublichen NAldheit und Unzähmbarkeit. Alle
Beobachter sind darüber einig, daß es ein tolleres Geschöpf
nicht gibt. Lr greift in sinnloser wut jeden an, der sich ihm
nähert. Er gehört unter die Beuteltiere und ist ein echtes
Nachttier. Die Zeit ist nicht fern, wo er gänzlich ausgerottet
sein wird. Dem kserrn Teufel, dem dieser Rock gehörte, konnte
ich nur nach bedeutenden Gpfern von Zeit und Geld sein
Ligentum abnehmen. Lr ist schon sehr selten geworden, da
man ihn auf das Aeußerste verfolgt. Betrachten Sie die schön
gefleckte Vberseite. Auf der Brust trägt der Teufel eine weiße
ksalsbinde."
Die Unruhe im publikum nimmt zu. Vlafson begreift
nicht, warum er einen so großen lheiterkeitserfolg hat.
„Sie scheinen äußerst guter Laune meine kserrenl"
Das Aichern wird stärker — der Präsident des „Nereins
für volksbildung" erhebt stch, und wandert nach hinten, wo die
Sachen herumgegeben werden.
Vlafson ist verstimmt, mit sehr lauter Stimme ruft er nach
dem dritten jdräparat.
„Ukeine kjerren — das Fell des afrikanischen Stachel-
schweines. Auch dieses Tier gehört unter die Nager. Ls hat
einen dicken, stumpfschnauzigen Aopf und ist an seinem Stachel-
kleid sofort kenntlich. Gereizt richtet es die Stachcln auf und
bringt ein rasselndes Geräusch damit hervor — ich habe eine
Büchse voll loser Stacheln mitgebracht — haben Sie die
Büchse — ?"
Der Diener nickt, daß ihm fast der Aoxf abfällt —
„Nun — dann bitte ich die kserren, sich zum Andenken
diescs Abends jeder einen Stachel zu nehmen — man kann sie
als Federhalter sehr nett verwenden. Alles was von einem
Schweine herkommt bringt bekanntlich Glückl"
Ietzt aber erhebt sich oin wahrer Sturm von Iubel und
Lachen. Die vorderen Zuhörer drängen nach hinten — immer
neues Gelächter und Gejohle bricht los. Vlafson steht erstarrt.
Sehen kann er nichts. Lrstens ist er kurzsichtig und außerdem
ist der Ukenschenknäuel undurchdringlich.
Aber schon gellt dio Glocke des Vorstands, alles über-
tönend, durch den Saal.
Der jdräsident des Nereins erhebt sich würdevoll.
„Ich bitte um Ruhel Sie mein verehrter lherr Glafson
haben vielleicht die Güte, sich Ihre Präparate einmal anzusehen
— da wir nicht annehmen können, daß ein so liebenswürdiger
und berühmter Reisender uns mystisicieren — oder uns einen
— allerdings erschütternd komischen, humoristischen vortrag
halten will."
Vlafson eilt fassungslos nach hinten. Lr sieht — faßt
sich an die Stirne — und lacht mit — bis ihm die Thränen
über das Gesicht laufen.
Der falsche Aoffer, natürlichl
Das ist Nummer eins. — „Die giftige Sumpfschlange" —
eine große photograxhie unter Glas und Rahmen, ein junges
Mädchen darstellend. „Elsa" steht am Rande des Bildes.
Nummer zwei — ein schwarzer Frack — „das Fell des
Teufels" -
Nummer drei — ein schönes silbernes Rasierzeug, Schnurr-
bartbinde rc. „das Fell des afrikanischen Stachelschweines. —
Die silberne Büchse, mit dem abgestrichenen Seifenschaum, wor-
aus sich „jeder der kserren als glückbringend einen Schweins-
stachel nehmen darf. —"
Neinl Glafson kann es keinem verdenken, wenn hier jede
Fassung bricht. Wutschnaubend stiirzt er nach dem Vorzimmer
auf den — ihn namcnlos dumm anglotzenden Diener los.
„Sie erlcuchteter lfort der Weisheit — Sie kann ich wahr-
haftig gleich mit als Rhinoceros herumgehen lassen — INensch,
wie können Sie so eine pz>ramidale Dummheit machen —
konnten Sie mir denn nicht melden, daß — "
„Sie hattcn doch gesagt, ich soll mich nicht wundern, und
ich soll alles 'rnmgeben, und es wären Buschmanns Sachen,
und was versteh' ich unter Buschmanns Sachen, und" —
„Na — genug — Ldelster aller Staubgeborenen — jeht
müssen wir aber den richtigen Aoffer herbringen, und wenn
ihn der Teufcl selber hat — ahl — da ist erl"
Iwei Dienstmänner schleppten soeben den richtigen Aoffer
herein. Sehr verlegen folgte ihnen Almers.
bserrrrl" fuhr Vlafson auf diesen los — in nette verlegen-
heit bringen Sie mich — gleich sollen Sie Ihre Strafe haben
— aber erst mal die richtigcn Sachen, daß sich incin Publikum
l
9?
befrcmdeter bemerkt er, daß sich unter den zusammengesteckten
Aöpfcn, die sich nber den Uasten beugen, ein Aichern entsteht
und eine merkwürdige Unruhe.
„Der Anblick der Schlange scheint Sie sehr zu belustigen,
meine kserrenl" ruft er launig, „nal — Gott bewahre Sie vor
der näheren Bekanntschaft mit dieser Bestie — wenn Sie ihr
lebendig begegneten, rate ich auch den mutigsten von Jhnen,
schleunigst Reißaus zu nehmenl"
„Reichen Sie Nummer zwei von der anderen Seite heruml"
wandte er sich an den Diener.
„Nummer zwei, meine lherren, ist das Fell des Larcoplrilus
ursinus — er kommt vor von Neuguinea bis Tasmanien. Die
Ansiedler nennen ihn den ,Teufell. Diesen Namen verdient er
wegen seiner unglaublichen NAldheit und Unzähmbarkeit. Alle
Beobachter sind darüber einig, daß es ein tolleres Geschöpf
nicht gibt. Lr greift in sinnloser wut jeden an, der sich ihm
nähert. Er gehört unter die Beuteltiere und ist ein echtes
Nachttier. Die Zeit ist nicht fern, wo er gänzlich ausgerottet
sein wird. Dem kserrn Teufel, dem dieser Rock gehörte, konnte
ich nur nach bedeutenden Gpfern von Zeit und Geld sein
Ligentum abnehmen. Lr ist schon sehr selten geworden, da
man ihn auf das Aeußerste verfolgt. Betrachten Sie die schön
gefleckte Vberseite. Auf der Brust trägt der Teufel eine weiße
ksalsbinde."
Die Unruhe im publikum nimmt zu. Vlafson begreift
nicht, warum er einen so großen lheiterkeitserfolg hat.
„Sie scheinen äußerst guter Laune meine kserrenl"
Das Aichern wird stärker — der Präsident des „Nereins
für volksbildung" erhebt stch, und wandert nach hinten, wo die
Sachen herumgegeben werden.
Vlafson ist verstimmt, mit sehr lauter Stimme ruft er nach
dem dritten jdräparat.
„Ukeine kjerren — das Fell des afrikanischen Stachel-
schweines. Auch dieses Tier gehört unter die Nager. Ls hat
einen dicken, stumpfschnauzigen Aopf und ist an seinem Stachel-
kleid sofort kenntlich. Gereizt richtet es die Stachcln auf und
bringt ein rasselndes Geräusch damit hervor — ich habe eine
Büchse voll loser Stacheln mitgebracht — haben Sie die
Büchse — ?"
Der Diener nickt, daß ihm fast der Aoxf abfällt —
„Nun — dann bitte ich die kserren, sich zum Andenken
diescs Abends jeder einen Stachel zu nehmen — man kann sie
als Federhalter sehr nett verwenden. Alles was von einem
Schweine herkommt bringt bekanntlich Glückl"
Ietzt aber erhebt sich oin wahrer Sturm von Iubel und
Lachen. Die vorderen Zuhörer drängen nach hinten — immer
neues Gelächter und Gejohle bricht los. Vlafson steht erstarrt.
Sehen kann er nichts. Lrstens ist er kurzsichtig und außerdem
ist der Ukenschenknäuel undurchdringlich.
Aber schon gellt dio Glocke des Vorstands, alles über-
tönend, durch den Saal.
Der jdräsident des Nereins erhebt sich würdevoll.
„Ich bitte um Ruhel Sie mein verehrter lherr Glafson
haben vielleicht die Güte, sich Ihre Präparate einmal anzusehen
— da wir nicht annehmen können, daß ein so liebenswürdiger
und berühmter Reisender uns mystisicieren — oder uns einen
— allerdings erschütternd komischen, humoristischen vortrag
halten will."
Vlafson eilt fassungslos nach hinten. Lr sieht — faßt
sich an die Stirne — und lacht mit — bis ihm die Thränen
über das Gesicht laufen.
Der falsche Aoffer, natürlichl
Das ist Nummer eins. — „Die giftige Sumpfschlange" —
eine große photograxhie unter Glas und Rahmen, ein junges
Mädchen darstellend. „Elsa" steht am Rande des Bildes.
Nummer zwei — ein schwarzer Frack — „das Fell des
Teufels" -
Nummer drei — ein schönes silbernes Rasierzeug, Schnurr-
bartbinde rc. „das Fell des afrikanischen Stachelschweines. —
Die silberne Büchse, mit dem abgestrichenen Seifenschaum, wor-
aus sich „jeder der kserren als glückbringend einen Schweins-
stachel nehmen darf. —"
Neinl Glafson kann es keinem verdenken, wenn hier jede
Fassung bricht. Wutschnaubend stiirzt er nach dem Vorzimmer
auf den — ihn namcnlos dumm anglotzenden Diener los.
„Sie erlcuchteter lfort der Weisheit — Sie kann ich wahr-
haftig gleich mit als Rhinoceros herumgehen lassen — INensch,
wie können Sie so eine pz>ramidale Dummheit machen —
konnten Sie mir denn nicht melden, daß — "
„Sie hattcn doch gesagt, ich soll mich nicht wundern, und
ich soll alles 'rnmgeben, und es wären Buschmanns Sachen,
und was versteh' ich unter Buschmanns Sachen, und" —
„Na — genug — Ldelster aller Staubgeborenen — jeht
müssen wir aber den richtigen Aoffer herbringen, und wenn
ihn der Teufcl selber hat — ahl — da ist erl"
Iwei Dienstmänner schleppten soeben den richtigen Aoffer
herein. Sehr verlegen folgte ihnen Almers.
bserrrrl" fuhr Vlafson auf diesen los — in nette verlegen-
heit bringen Sie mich — gleich sollen Sie Ihre Strafe haben
— aber erst mal die richtigcn Sachen, daß sich incin Publikum
l