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Meggendorfers humoristische Blätter: Zeitschr. für Humor u. Kunst — 36.1899 (Nr. 419-431)

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https://doi.org/10.11588/diglit.16697#0044
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36

B7eggcndorfers L)um ori st i sche Blätter.


bliel' dem immcl'elicn Geiste. lscimzukommon, mörc ganz recht!
Aber heimzukommen zu cinem goliebtcn kvcibchen in solchem
Zustandc l - Das kann cincn Stein iiiiirbe machen! - Dcr
erste Rausch — (sich selbst ncnnt man das Kind bci dcm rechtcn
Namon, anderen gegcniiber drnckt man sich gclinder aus)
dcr erstc Rausch in dcr Lhe ist cin schauderhaftcs Lreignis I Und
lcicht geschicht es da, daß man scine Freunde, denen nian r>or
wenig Stundcn in einigcr vcrbrnderung zngctrunken hah ver-
iviinscht mitsamt dem cdlen Rebensaft.

lscino blickt schon immcr nach dcr Thiirc. Ihm bangt cin
wenig vor dem Augenblick, da seine) Fran cintretcn wird.
Aufrichtig gesagt, schämt er sich auch und will alles aufbietcn,
sie zu vcrsöhnen. Sie komuit endlich; abcr nicht wie sonst,
sanfl, mild, hcrzlich, ncin! kscntc naht sic wic einc erziirnte
Gottheit.

„Gutcn Utorgen, Schah!" Aeines Antwort. Die ktand,
die sich ihr entgegcnstreckt, sieht sic auch nicht. Pause. — Iscino
ist verlegen iim cine geschicktc Linlcitung zur Fricdensverhand-
lung. wenn sie ihn nur wenigstens angesehon hättc! - Sie
schcllt, dor Aaffce wird gebracht. Lr wartet vergebens darauf,
daß sie ihm einschenken werde. - Lndlich fragt er: „Bekomme
ich heute zur Strafe kcinen' Aaffee, Elsa?" Aeine Antwort.
Das war ärgcr, als er sich gedacht hatte I — Die härteste Selbst-
anklage, dic siißesten Utorte haben keinen Lrfolg. Sie bleibt
stumm l Schon ist kscino crrcgt. Lin vcrbrechen hattc er ja
nicht begangenl Dem Solidesten kann so ein „kjieb" einmal

Ueues Wappen.

passicrcn! Sie geht zu weitl — Lr hat auch schon eine recht
scharfe Bcmcrkung auf der Zungc, da sieht er, daß aus ihren
Augcn Tropfen um Tropfen fällt. — Das erschnttcrt ihn, er
stiirzt auf sie zu: ^„Llsal meine siißc Llsa, weine nichtl" Sic
abcr flieht cntsetzt vor ihm. „Bcrnhre mich nicht! Ich, ich —
verabscheue Dichl" — Der Bann ist gelöst. — Die Schleusen
der Bercdsamkeit sind geöffnet l — kjeino bekommt nun genug
zu hören. Lr hat ja natnrlich auch von einem Trunkenen
keinc hohe Meinung. Ihre Behauptung aber, daß jemand,
der sich betrinke, aufgehört habc, ein Mcnsch zu sein,rwill ihm
doch nicht einleuchtcn. Lbensowenig, daß nun für immer sein
häusliches Gliick dahin scin soll. — V I wie sie klagt und
weint, daß ihr Gliick nur von so kurzer Dauer gewesen? —
Alle Versöhnungsversuchc scheitern. Die heiligsten versiche-
rungen, selbst Schwiirc, prallten wirkungslos ab. — „Lin
Mensch, der sich betrinkc, sei ihr wic cin Aussätziger, dossen
Anblick Lkel errege und dessen Rähc man fliehe," sagt sie. —
„Aber Llsa, sei verniinftig. Lasse es genug scin. Machen wir
licber einen Spaziergang. Die Luft wird meinem armen Ropf
gut thun, und Du kannst bei dieser Gclegenheit das geiviinsch-
tc Aleid bestcllen." Vcrfing das auch nicht? — Nein I —
Nochmals will er sich ihr nähern, sie scheucht ihn aber durch
cincn Blick voll verachtung zuriick, und will durch die in den
Garten führende Thüre das Gemach vcrlassen. Da hüxft ein
Mäuslein übcr die Schwelle gerade ihr entgegen.
Lin furchtbarer Schreil — Und ehe kjeino denken
kann, umklammert ihn seino Fran krampfhaft

und schreit und zappelt ganz entsetzlich I-

Die Aussöhnung kommt nun rasch zu
stande. Dic alte kjerzlichkeit ist wie-
der da. Und alles wäre wieder gut
bis auf kjeinos argcn kjinterge-
danken — „sich für alle Fälle einen
Räfig mit Mäusen anzuschaffen."

Drastlsch ausgedrückt.

— „Der Aomponist Diebler schreibt
jetzt nicht mehr allein?";

— „Nein, cr hat jetzt einen Lom-
plieen."

Lrster Littcrat: „kjaben Sie schon gehört, der Redakteur Maier läßt
sich ein ^amilicnwappen komponiercn?"

Zwcitei Litterat: „Das ist sehr stilvoll. Mit welcher Devise denn?"
Lrster Litterat: „Na, das können Sie sich doch denken: ,Dankend zurück l'"

Veremsamt.

<Erereint mit seiner jungen Frau,

Blieb meistens cr zu kjaus
Und sprach vom Iunggesellentum
Mit Schauder nur und Graus.

Das dauerte wohl eine kveil'.

Da fiel ihm plötzlich ein,

Daß man ja ganz versauern müßt',

Blieb' fern man dem verein.

Und kürzlich ward er Uorstand gar —

Lin edler Zeitvertreib! —

Seit ein vereinsamt er besitzt,
vereinsamt sitzt sein N)eib.

Ernst Wcber.

Ärkannt.

„Martin, ich habe Dich jetzt erkanntl Du
fuhrst mich nur aus, wenn die Läden qe-
schlossen sindl" ^
 
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