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Meggendorfers Humoristische Btäller.
NiX.
Liiie s)udel' und Liebesgeschichte
von G. S.
> ix war ein vortrefflicher, gelehrter Pudel,
ich war ein junger Student und „sie"
war eine bliihende Maid. wer sie war, wie ihre Lltern
hießen, wußte ich nicht, ich hatte noch kein wort mit ihr ge-
sprochen — aber ich liebte sie mit der ganzen Phantasie
eines bcgeisterten Burschen. Nnr cinmal hatte ich gehört,, wie
sie „Peppi" genannt wurde — poetisch kam mir der Name
zwar geradc nicht vor, abcr da ich kein Dichter war, schadete
es nichts; es war ja ihr Name und cr war mir ins Ljerz
geschrieben.
Täglich spazierte ich an ihrem Fenster voriiber; sie wohnte
zu ebcncr Erde und saß häufig — es war
ein warmer vorfriihling — am halbgeöff-
neten Fcnstor, mit einer lhandarbeit be-
schäftigt. Da mußte dann mein pudel
Fix jedesmal seine schönsten Runststücke
zcigen, lächelnd sah sie dann heriiber, aber
leider nur anf Fix, sein pcrr schicn fiir
sie nicht da zu sein.
Das daucrte einige wochen — da
kam der ncunzehnte März, ihr Namens-
tagl Der Tag mußte eine wendung
bringcn, ich ahnte csl Mein plan war
gcfaßt.
Am Morgen dcs Fosttags stand ich
mit Fix, der rote Bändcr in seinen weißen
Seidenhaaren trug, und mit oinem Bou-
guet aus dunkelroten Rosen vor der Thiire
ihrer wohnung. Unbemerkt war ich ins
ljaus gelangt. Zum erstenmal las ich
ihren Namen und ihre kjerkunft: „Registra-
torswitwe ljertrich" stand an der Thüre
zu lescn. Das lherz klopfte und schon
wollte ich von mcincm Lntschlusse abstehen,
aber der Gedankc, ineine vergcblichen
Fenstcrpromenadcn noch längcr fortsetzen
zu müssen, gab mir wiedcr Ututl Also
sei's dcnnl „Fix, schön aufwartenl So
ist's bravl Nun faß, so — bravl" Der
gnte Ucrl wartete vor der Thiire auf,
das Rosenbouquct im Ukaul — das mußto
ja vcrstanden wcrden. Nun hieß es aber
eilen; rasch geklingclt — und dann flugs
zur Ljausthüre hinaus. —
Atemlos stand ich draußen, woit weg
von ihrem Fcnster und malte mir in Ge-
dankcn aus, wie Fix aufrecht mit dem
Bouquet hineinspazierto; Uarte hatte ich keine beigelegt, abcr
der Pudel mußte ihr ja bekannt sein und heute an ihrem
Namenstag — da konnte sie schon ahnen, was ich für sie em-
pfand. Am Lnde bringt Fix ein Billet von ihrer bsand mit
zurückl Ls war doch ein ausgezeichneter Plan von mirl
Lix.
Aber Fix bleibt lange ausl wie lange soll ich denn noch
wartenl Ganz zum Ljause der Geliebten wagte ich mich nicht
hin; es dauerte eine Stunde und länger — schließlich mußte
ich ohne Fix mit sehr gemischten Gefühlen abziehen; nun, Fix
findet ja nach kjausel
Aber es kommt immer anders als man denkt. Auch am
nächsten Tag erschien der treue Pudel nicht, es dauerte einige
Tage — ich war in einer unangenehmen Lage, ausschreiben
lassen konnte ich den Pudel nicht, denn ich wußte ja, wo er
sein mußte; aber ich mußte meinen Fix wieder haben, Fix,
mein treuer Freund, — in der Trauer um ihn schwand schier
dio heiße Licbe zu ihr dahinl
Lndlich entschloß ich mich, doch wieder einmal an ihrem
pause vorbeizuwandern, ich hatte eine Ahnung, dort mußte ich
meinen Fix wiederfinden. Am gegeniiberlicgenden Trottoir
schlich ich möglichst harmlos dahin und versteckte mich, so gut
es ging, hinter den Passanten. Richtig, da saß sie wiederl
Ljimmel, was ist das: Fix neben ihr am Fensterbrett — und
angebunden. G du Schlangel Alit einem Schlage war mcine
Liebe erloschen.
Lin Moment nur, der Treue hat mich erkannt, ein Freu-
dengeheul — heraus aus seinem palsband und da ist er schon
bei mir und tanzt in mächtigen Sprüngen um mich herum!
Drüben am Fcnster ein helles Lachen, sie winkt
und eine wohlbeleibte Dame erscheint am Fenster —
offenbar wama — und lacht; dann höre ich rufen:
„Peppi, Peppi, da schauen S' herl" und auf den Ruf
crscheint mit bloßen Armen, den Aochlöffel in der ksand,
Peppi, die Aöchin — und sie lachen, die drei, diese
Schlangenl
Fix nnd ich machen uns aus dem Staube. Mich
seht ihr nie mehr, denke ich, gut, daß sie nicht wisscn,
wer ich bin.
Andern Tages erhalte ich ein paket; es enthielt
Fix's kjalsband — auf dem mein Name und
meine Adresfe stand — und ein Billet mit den
worten:
Besden Dank fir ihre Glickwünsche.
Ihrre Peppi.
Nrühlingssarrg
eines ck>crichtsvoll')iehers.
Lrei nach Uhland.
Die linden Lüfte sind erwacht,
Sie säuseln und wcben Tag und Nacht;
Das Blühen will nicht endenl
Nun, armes Ljerze, sei nicht bangl
Nun muß ich alles, alles pfänden.
_ P. S.
Äefährlicher.
Frau: „Dtto, wenn Du mir
heute die Bluse nicht kaufst, schau' ich
mir morgen das Seidenkleid der
Anna an."
Zielbewußt.
„Ljerr Schulze war wohl von jeher sehr zielbewußt?"
„Und obl Der ist ja schon als Sohn eines Uüllionärs auf
die welt gekommen."
Meggendorfers Humoristische Btäller.
NiX.
Liiie s)udel' und Liebesgeschichte
von G. S.
> ix war ein vortrefflicher, gelehrter Pudel,
ich war ein junger Student und „sie"
war eine bliihende Maid. wer sie war, wie ihre Lltern
hießen, wußte ich nicht, ich hatte noch kein wort mit ihr ge-
sprochen — aber ich liebte sie mit der ganzen Phantasie
eines bcgeisterten Burschen. Nnr cinmal hatte ich gehört,, wie
sie „Peppi" genannt wurde — poetisch kam mir der Name
zwar geradc nicht vor, abcr da ich kein Dichter war, schadete
es nichts; es war ja ihr Name und cr war mir ins Ljerz
geschrieben.
Täglich spazierte ich an ihrem Fenster voriiber; sie wohnte
zu ebcncr Erde und saß häufig — es war
ein warmer vorfriihling — am halbgeöff-
neten Fcnstor, mit einer lhandarbeit be-
schäftigt. Da mußte dann mein pudel
Fix jedesmal seine schönsten Runststücke
zcigen, lächelnd sah sie dann heriiber, aber
leider nur anf Fix, sein pcrr schicn fiir
sie nicht da zu sein.
Das daucrte einige wochen — da
kam der ncunzehnte März, ihr Namens-
tagl Der Tag mußte eine wendung
bringcn, ich ahnte csl Mein plan war
gcfaßt.
Am Morgen dcs Fosttags stand ich
mit Fix, der rote Bändcr in seinen weißen
Seidenhaaren trug, und mit oinem Bou-
guet aus dunkelroten Rosen vor der Thiire
ihrer wohnung. Unbemerkt war ich ins
ljaus gelangt. Zum erstenmal las ich
ihren Namen und ihre kjerkunft: „Registra-
torswitwe ljertrich" stand an der Thüre
zu lescn. Das lherz klopfte und schon
wollte ich von mcincm Lntschlusse abstehen,
aber der Gedankc, ineine vergcblichen
Fenstcrpromenadcn noch längcr fortsetzen
zu müssen, gab mir wiedcr Ututl Also
sei's dcnnl „Fix, schön aufwartenl So
ist's bravl Nun faß, so — bravl" Der
gnte Ucrl wartete vor der Thiire auf,
das Rosenbouquct im Ukaul — das mußto
ja vcrstanden wcrden. Nun hieß es aber
eilen; rasch geklingclt — und dann flugs
zur Ljausthüre hinaus. —
Atemlos stand ich draußen, woit weg
von ihrem Fcnster und malte mir in Ge-
dankcn aus, wie Fix aufrecht mit dem
Bouquet hineinspazierto; Uarte hatte ich keine beigelegt, abcr
der Pudel mußte ihr ja bekannt sein und heute an ihrem
Namenstag — da konnte sie schon ahnen, was ich für sie em-
pfand. Am Lnde bringt Fix ein Billet von ihrer bsand mit
zurückl Ls war doch ein ausgezeichneter Plan von mirl
Lix.
Aber Fix bleibt lange ausl wie lange soll ich denn noch
wartenl Ganz zum Ljause der Geliebten wagte ich mich nicht
hin; es dauerte eine Stunde und länger — schließlich mußte
ich ohne Fix mit sehr gemischten Gefühlen abziehen; nun, Fix
findet ja nach kjausel
Aber es kommt immer anders als man denkt. Auch am
nächsten Tag erschien der treue Pudel nicht, es dauerte einige
Tage — ich war in einer unangenehmen Lage, ausschreiben
lassen konnte ich den Pudel nicht, denn ich wußte ja, wo er
sein mußte; aber ich mußte meinen Fix wieder haben, Fix,
mein treuer Freund, — in der Trauer um ihn schwand schier
dio heiße Licbe zu ihr dahinl
Lndlich entschloß ich mich, doch wieder einmal an ihrem
pause vorbeizuwandern, ich hatte eine Ahnung, dort mußte ich
meinen Fix wiederfinden. Am gegeniiberlicgenden Trottoir
schlich ich möglichst harmlos dahin und versteckte mich, so gut
es ging, hinter den Passanten. Richtig, da saß sie wiederl
Ljimmel, was ist das: Fix neben ihr am Fensterbrett — und
angebunden. G du Schlangel Alit einem Schlage war mcine
Liebe erloschen.
Lin Moment nur, der Treue hat mich erkannt, ein Freu-
dengeheul — heraus aus seinem palsband und da ist er schon
bei mir und tanzt in mächtigen Sprüngen um mich herum!
Drüben am Fcnster ein helles Lachen, sie winkt
und eine wohlbeleibte Dame erscheint am Fenster —
offenbar wama — und lacht; dann höre ich rufen:
„Peppi, Peppi, da schauen S' herl" und auf den Ruf
crscheint mit bloßen Armen, den Aochlöffel in der ksand,
Peppi, die Aöchin — und sie lachen, die drei, diese
Schlangenl
Fix nnd ich machen uns aus dem Staube. Mich
seht ihr nie mehr, denke ich, gut, daß sie nicht wisscn,
wer ich bin.
Andern Tages erhalte ich ein paket; es enthielt
Fix's kjalsband — auf dem mein Name und
meine Adresfe stand — und ein Billet mit den
worten:
Besden Dank fir ihre Glickwünsche.
Ihrre Peppi.
Nrühlingssarrg
eines ck>crichtsvoll')iehers.
Lrei nach Uhland.
Die linden Lüfte sind erwacht,
Sie säuseln und wcben Tag und Nacht;
Das Blühen will nicht endenl
Nun, armes Ljerze, sei nicht bangl
Nun muß ich alles, alles pfänden.
_ P. S.
Äefährlicher.
Frau: „Dtto, wenn Du mir
heute die Bluse nicht kaufst, schau' ich
mir morgen das Seidenkleid der
Anna an."
Zielbewußt.
„Ljerr Schulze war wohl von jeher sehr zielbewußt?"
„Und obl Der ist ja schon als Sohn eines Uüllionärs auf
die welt gekommen."