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Meggendorfers humoristische Blätter: Zeitschr. für Humor u. Kunst — 37.1899 (Nr. 432-444)

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https://doi.org/10.11588/diglit.16698#0024
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16

Meggendorfers Humoristische Blätter.

Toch ä moöernes'A'roblew.

s kommt selten was Gescheites d'rbei 'raus, wenn zwec
Scelen in oener Brust wcchnen; iberlegen Se sich blos;
emal, was der sel'ge Faust alles sor Unheil angestiftet hat l
Mas freilich gewchnliche Ukcnschenkinder^sin, die ham mehrsch-
tcndheels selwer den Schaden d'rvon. Ich habe Sie so ä un-
glickscl'gcs Aäsekcilchcn unter meine Bckannten; er heeßt nich
kscinrich, sondern bloß Fritzc, un is nich Doktor un Ukagister,

aber Radfahrer un Skatspieler, un zwar das becdes noch über'n
Subberladiv naus — un das is sei verderb.

Mieso? Nu seh'n Se: m'r kann bei'n Radsahren nich
Skat kloppen, un umgekehrt. Da liegt der ksase im Feffer.

Sie wissen doch^ooch, wie das mit cn richt'gen Skatbruder
is. Gb der uff der „goldnen kscehe" sitzt oder unten bei
„Antons," in'n Luftballon oder uff der kNoritzburger Bimmel-

bahn, in der wolle oder in
der Dinte, de ksauptsache is
iinmer, daß 'r seinc vier
Iungen in der Nähe hat
un nich umsonst die Fiehl-
herner nach'n dritten Mann
ausstreckt. Na, un Fritze is
so eener.

Nu denken Se sich da-
hingegen Fritze den Rad-
fahrer. Ae ordentlicher Aerl
von die Schbezies — un mei
Freind is schon mehr außer-
ordentlich — is ja heutzu-
dage von Aeenig Ltzeln seine
Leibhunnen-Gavallerie ene
neieunverbesserlicheAustage,
was de Sattelfestigkeet an-
betrifft.

M'r kann stch nu leichte
vorstellen, daß die Radler-
seele mit der Skatlerseele
in Fritzen uff beständigem
Ariegsfuße steht. Sitzt'r so
recht gemietlich bei 'n Spiel-
chen, womeeglich mit en
vierblättrigen Grand in
betto, da juckt's 'n mit een-
mal in de Beene; er muß
an sei schändlich vernach-
lässigtes Stahlrössel denken;
die vier kvenzel setzen sich
uff ihre reschbekdiven Ab-
zeechen un geben ene Radler-
Guadrille zum besten, daß'r
ganz dutt'g in 'n verstands-
kasten wird un mit der be-
kannten Fixigkeet, die de
keene Lsexerei is, die bom-
bensichersten Sxiele versaut.

. . Un segolt'r dann wie-
der mit „All bseill" draußen
uff der Landstraße 'rum,
dann steigt 'm so ganz beh
a beh der Skatdisch zu
Uoppe; 'jede griene Wiese
mit rote Bechnelken regt
seine Seele Nummer eens
bis in die diefinnersten Die-
fen uff, un wenn 'r gar en
Gichboom sieht, dann is es
ganz alle, un er muß seinen
Skat wieder ham, sollt'r ooch
Gänsejungen un Auhtreiber
d'rzu zusammenkloppen.



ie junge Maid am Fenstcr spricht
UUt schreckensbleichem Angesicht:
- „Allmächtigerl dcr Föhnl der Föhnl
Mie färben sich so rot die ksöh'nl"

„Gott steh uns bcil Der Bruder ist
Ins ksolz gegangcn noch zur Frist.

Sieh, Vaterl wie der ksimmel loht;

Gott steh uns bei in unsrer Noti"

Der vater ängstlich sich erhebt,

Gr spricht, und seine Stimme bebt:

„G wär' ich nicht so alt und schwach,

Ich ginge wohl dem Burschen nachl"

Und weincnd spricht dos Burschen Braut,
Die stieren Blicks durchs Fenster schaut:
„Allmächtiger in Deine ksut
Lmpfehle ich mein höchstes Gutl"

Und alle drei am Fcnster stehn,

Und alle drci zum ksimmel flehn;

Nur hintcrm Vfen ganz allejn, z

Dort horcht, dort horcht ein Mütterlein.

Stets heller, heller wird die Glut,

Ls nähert sich der Sturm mit N)ut,

Schon xrasseln Steine auf das Dach
Und Folsenstücke folgen nach.

Am Fenster: Vater, Schwester, Braut,
Bekreuzen sich und beten laut —

Da xlötzlich fällt's der Schwester ein:
„!Vo ist denn unser Mütterlein?" —

Dort wo dcr weg ins Lsolz am lsang
Zerriss'ner Felsen führt entlang, —
Dort wo der Föhn in wilder Lust
Gestein entreißt der Bergesbrust, —


Dort ivimmert laut, daß Gott crbarm!

Den toten Sohn im treucn Arm,

Von niederstürzendem Gestein

Getroffen, sterbend 's Mütterlein. MaithiaS Maycr.
 
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