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Neggendorfers Humoristische Biätler
«ürin^rion-
Äin KompeienBonsirkt.
enn kferr Aintsgerichtsrat Iaulich auch ein sehr ge-
wissenhafter und eifriger Beamter war, so konnte
ihn dies doch nicht hindern, zugleich auch ein großer
Freund rasseechter Ixunde zu sein und iminer einige seltcne
Exeinplare zu besitzen. Erst uor einigen Tagen hatte er wieder
ein vorziigliches Tier um schweres Geld erstanden nud diesein
den riihrcnden Nainen „Muckerle" beigelegt.
Das Gericht, bei dem köerr Iaulich seine dienstliche Rolle
spiolte, war das Aintsgerichl einer inittelgroßen Provinzialstadt.
Dieses war in drei Abtcilungen geschieden und jeder dieser
Abteilnngen waren bestiminte Straßen zugewiesen.
Da kam eines Tages ein Mann in Arbeitskleidern aufs
Gcricht gelaufen und verlangte dringend deu kjerrn Amts-
gerichtsrat Iaulich zu sprechen. Bald stand er vor dein Ge-
suchten — aber nicht lange. Seine weiterrede abschneidend,
fragt ihn dieserzunächst, wo er wohne, und kauin hat Iaulich die Ant-
wort: Griinthalcrstraße 24, so winkt cr dein Mann ab und sagt:
„Da geht nüch Ihre Sache nichts an, die Grünthalerstraße
liegt uicht in meineni Bezirk; Sie miissen nach Abteilung II,
über den Gang hinüber gleich das erste Iimmer." Die letzten
Worte sprach er schon mehr in die Akten hinein, denen er sich
sofort wieder zugewandt hatte.
. H. Bächlcr.
Der so Belehrte machte zwar ein etwas verdutztes Gesicht,
kehrte aber eiligst um und fragte sich auf dem Gang draußen
nach Abteilung II durch. Dort stand er dann vor der Thüre
und wartete ungeduldig, bis er eingelassen würde, denn drinnen
sanden gerade Dernehmungen statt, und der Gerichtsdiener
hatte ihm bcdcntet, daß ein Zutritt zum Richter erst nach
Beendigung derselben ersolgen könne. Der Illann mußte wirk-
lich etwas recht Dringliches haben, denn er sah alle paar
Minuten nach der Uhr, und als der ersehnte Augenblick er-
schien, stürzte er, bevor der Iuletztherauskominende die Thüre
hinter sich zuziehen konnte, hastig hinein.
„Ivoher?" empfing ihn der hier amtierende Beamte, und
wahrheitsgemäß erwiderte der Ulann: „Aus der Waldseestraße,"
wollte dann aber gleich fortfahren:
„Die Frau läßt sagen . . ." Weiter kam er nicht. Der
Beamte, der offenbar sehr beschäftigt war, unterbrach ihn:
„waldseestraße? liegt im Bezirke des Resxiziats III. Den
Gang hinunter die letzte Thüre rechts — Gerichtsdiener, die
andere parteil"
Andre Leute traten vor, und der Ulann stand wieder vor
der Thüre, ohne eigentlich zu wissen warum. Lr mußte erst
den Gerichtsdiener fragen, was denn der kferr gesagt hätte,
Neggendorfers Humoristische Biätler
«ürin^rion-
Äin KompeienBonsirkt.
enn kferr Aintsgerichtsrat Iaulich auch ein sehr ge-
wissenhafter und eifriger Beamter war, so konnte
ihn dies doch nicht hindern, zugleich auch ein großer
Freund rasseechter Ixunde zu sein und iminer einige seltcne
Exeinplare zu besitzen. Erst uor einigen Tagen hatte er wieder
ein vorziigliches Tier um schweres Geld erstanden nud diesein
den riihrcnden Nainen „Muckerle" beigelegt.
Das Gericht, bei dem köerr Iaulich seine dienstliche Rolle
spiolte, war das Aintsgerichl einer inittelgroßen Provinzialstadt.
Dieses war in drei Abtcilungen geschieden und jeder dieser
Abteilnngen waren bestiminte Straßen zugewiesen.
Da kam eines Tages ein Mann in Arbeitskleidern aufs
Gcricht gelaufen und verlangte dringend deu kjerrn Amts-
gerichtsrat Iaulich zu sprechen. Bald stand er vor dein Ge-
suchten — aber nicht lange. Seine weiterrede abschneidend,
fragt ihn dieserzunächst, wo er wohne, und kauin hat Iaulich die Ant-
wort: Griinthalcrstraße 24, so winkt cr dein Mann ab und sagt:
„Da geht nüch Ihre Sache nichts an, die Grünthalerstraße
liegt uicht in meineni Bezirk; Sie miissen nach Abteilung II,
über den Gang hinüber gleich das erste Iimmer." Die letzten
Worte sprach er schon mehr in die Akten hinein, denen er sich
sofort wieder zugewandt hatte.
. H. Bächlcr.
Der so Belehrte machte zwar ein etwas verdutztes Gesicht,
kehrte aber eiligst um und fragte sich auf dem Gang draußen
nach Abteilung II durch. Dort stand er dann vor der Thüre
und wartete ungeduldig, bis er eingelassen würde, denn drinnen
sanden gerade Dernehmungen statt, und der Gerichtsdiener
hatte ihm bcdcntet, daß ein Zutritt zum Richter erst nach
Beendigung derselben ersolgen könne. Der Illann mußte wirk-
lich etwas recht Dringliches haben, denn er sah alle paar
Minuten nach der Uhr, und als der ersehnte Augenblick er-
schien, stürzte er, bevor der Iuletztherauskominende die Thüre
hinter sich zuziehen konnte, hastig hinein.
„Ivoher?" empfing ihn der hier amtierende Beamte, und
wahrheitsgemäß erwiderte der Ulann: „Aus der Waldseestraße,"
wollte dann aber gleich fortfahren:
„Die Frau läßt sagen . . ." Weiter kam er nicht. Der
Beamte, der offenbar sehr beschäftigt war, unterbrach ihn:
„waldseestraße? liegt im Bezirke des Resxiziats III. Den
Gang hinunter die letzte Thüre rechts — Gerichtsdiener, die
andere parteil"
Andre Leute traten vor, und der Ulann stand wieder vor
der Thüre, ohne eigentlich zu wissen warum. Lr mußte erst
den Gerichtsdiener fragen, was denn der kferr gesagt hätte,