c g g e n d o r f e r s l) u III o ri st i s ch e Blätter.
5s
Äine mcheiinliche Gchsengeschichte.
vl», Aluiö Nel,.
Görgl vom Lehnerhos fiihrt einen neuangekauften
/ Bchsen vom Pilsner Nlarkt heim.
^ Line vichhitze ist's und Gchs und Görgl schnaufen
und pusten; 's ist auch kcine Alcinigkeit zwcinial acht Stunden
per Tag heruinpendeln zu ninssen. Dcr Schininielochs schaut alle
paar Schritt zum Görgl zurück, der 's Leitseil recht lose um die
Lende gebunden hat und niit bciden bsanden eifrig beschäftigt
istz scine lholzpfeife von neucni zu siillen und in Brand zu
setzen. Dabei sieht er wiedcr niit protziger, selbstzufriedener
Iliiene auf den Bchsen. Das geht so eine Weilc fort. Da bleibt
der Schininielochs stchcn; der Görgl auch. — Soll er verschnaufcn,
denkt er und setzt sich derwcil in dic Anhl' hintors Aorn. Dic
letzten zwei Knackwürste aus der Stadt flößen ihm rechte La-
bung ein. Dcr Gchs steht am Iveg und brumint — Görgl
sitzt u. s. w. — Na, das wissen wir schon. — Aber jetzt soll's
wieder los gehen. — 6eni, hcni, wic sich die Nachbarn über
den raren Schininielochs giftcn werden! — „Iviesta, ha Schim-
inel, na, nä." .— Der Schinimel will sich abcr gar nichts einreden
lassen, bis des Görgls peitsche eimnal auf dessen semnielgelben
Buckel hinschwuppt. — INürrisch brunimt der niit vcrdrehten
Augen was vor sich hin und trabt langsani seines Meges
weiter. — „Na," dcnkt Görgl, „in dcni Schritt da kunim' ma epper
umma zchna abcnds ham. — Lfcm, hcm, a recht."
Auf cinmal g'schieht unversehens 'was Nnerhört'sl — Der
Semmclgelbe legt plötzlich die großen Bhrcn nach vorne,
macht einc militärische kfalbrechtswendung und trampelt,
mit den Nüstern schnuppcrnd, den Görgl trotz vcrzwei-
fellcm Zichen und Strampeln an dem Lcitseil nach sich
ziehend, über den Slraßengraben — dann die bcträcht-
licho Böschung hinauf in ein ebcn in dcr Reife stehondes,
kupferbraun schimmerndes kveizenfeld. —
Der Görgl sieht cndlich keuchend oben neben dem
Semmclgelben. — „Na, du lfinnnelsackra, wart, dös Ding
da word' ich dir anpinscln." — Er hcbt die peitschc — der
Bchse strebt nur noch tiefer ins lveizenfeld hinein. —
Görgl zieht an dem Leilseil — da fällt der Seniniclgelbe
um — mitten in das lveizenfeld. — „Ein Areuztürkenele-
mcntstückvieh — na Gott behüt's die Bescherung,"
brunimt cr halb im Zorn, halb in der Angst durch die
Zähne. — Lr weiß sich nicht zu helfen. Lrst zerrt cr
mit aller Araft noch einigemale am Seil und wie er dann
sieht, daß der Semmelgelbe nicht aufsteht, packt ihn dic
verzweiflung. Lr stolpert durch das, im wcitcn Umkreis
niedergedrücktc Getreide zum Schimmelochs. — Lrbittert
läßt er cinige Male die Peilschc auf dcssen glattcn
Rücken niedcrsaußen — statt aufzustehen, fängt das Ticr
an zu stöhnen und streckt die Füße von sich, als wär's
Nkathäi am letzten. — Das rührt dcn gutmütigen Görgl.
— Lr versucht sein Glück niit Schmeicheleien. Lr
streichelt, betätschelt ihn, wirst ihni Aosenamen zu, —
hält ihm Trost- und Lrbauungsreden. — Alles um-
sonst. Der Bchse hat sich's bequem gemacht und beginnt
in aller Gemütsruhe lveizen zu fressen. Line höllische
Angst faßt Görgl. — Drei Stundcn von dem Lchnerhof
entfernt — der Nachmittag rückt vor — und dann die
Strafc fttr den angerichteten Schadenl — „Na," tröstet er
sich, „'s wird nicht g'rad' gleich einer kommcn." — Er er-
gibt sich endlich in sein widriges Geschick. „Lwig," denkt
er sich mit logischer Folgerichtigkeit, „wird der Aerl von
Bchs doch nicht da liegen bleibcn." — Lr hockt sich neben
scinen Schimmelochsen in das lveizenfeld. — Die Sonne
rückt mit Meilensriefeln gegen lvesten, - neigt schon dem
Untcrgange zu und der Scmmelgelbe macht immer noch
keine UUcne zum Aufstehen. Görgl holt den zerknitter
ten viehpaß hervor und sieht, daß das arme Tier fast neun
Stunden zum Ukarkiplatze zurückzulcgen gehabt hattc. Da
war cs frcilicb übermüdet. Lr sinniert nach cincm Auswcg
aus dieser patsche. Ls waren höchstens fünfzehn Ukinulen
ins nächste Dorf. „kvenn ich dich nur bis dort hätte,"
seufzt Görgl mit eincm wehmütigen Blick nach dem Seinmel-
gelben, „nachher könnt's schon g'rad' kommen wie's wollt'."
— Auf der Straße unten wird's lcbcndig. — vom Dorfe her
kommt einc kveibsperson, eincn Schubkarrcn mit Rechen und
Scnsc vor sich herschiebcnd. !vie sie an die Stelle kommt, wo
Görgl mit seincni Bchsen übcr dic Löschnng hinauf in das lveizen-
feld cingeschlagen hat, bleibt sie stehen und ftellt den Aarren weg. —
Ls ist cin hochgewachsenes, strammes Bauernmädchen. Im
hübschen Gesichte hat sic cin paar rccht schwarze Augen, eine
kleine, etwas aufgestülptc Nase, ein paar runde, wic aus Utilch
und Llut gebildete kvangcn und cin Schmollmäulchen sitzen,
und über dic Stirn fällt ein etwas verwickcltes kfaargckräusel.
— Dem Görgl scheint's kferz stehn bleiben zu wollen, wie er
die schreckliche ivahrnehmung macht, daß das Ukädel, mit dem
Liu faialcr Zwischcnfall.
„Glanbst Du nicht, Ukannerl, daß wir den u.isch dort zum
ch'cnster stellcn sollcn?"
pa gcwiß, wcnn cs Dir dort angcnchmer istl"
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Äine mcheiinliche Gchsengeschichte.
vl», Aluiö Nel,.
Görgl vom Lehnerhos fiihrt einen neuangekauften
/ Bchsen vom Pilsner Nlarkt heim.
^ Line vichhitze ist's und Gchs und Görgl schnaufen
und pusten; 's ist auch kcine Alcinigkeit zwcinial acht Stunden
per Tag heruinpendeln zu ninssen. Dcr Schininielochs schaut alle
paar Schritt zum Görgl zurück, der 's Leitseil recht lose um die
Lende gebunden hat und niit bciden bsanden eifrig beschäftigt
istz scine lholzpfeife von neucni zu siillen und in Brand zu
setzen. Dabei sieht er wiedcr niit protziger, selbstzufriedener
Iliiene auf den Bchsen. Das geht so eine Weilc fort. Da bleibt
der Schininielochs stchcn; der Görgl auch. — Soll er verschnaufcn,
denkt er und setzt sich derwcil in dic Anhl' hintors Aorn. Dic
letzten zwei Knackwürste aus der Stadt flößen ihm rechte La-
bung ein. Dcr Gchs steht am Iveg und brumint — Görgl
sitzt u. s. w. — Na, das wissen wir schon. — Aber jetzt soll's
wieder los gehen. — 6eni, hcni, wic sich die Nachbarn über
den raren Schininielochs giftcn werden! — „Iviesta, ha Schim-
inel, na, nä." .— Der Schinimel will sich abcr gar nichts einreden
lassen, bis des Görgls peitsche eimnal auf dessen semnielgelben
Buckel hinschwuppt. — INürrisch brunimt der niit vcrdrehten
Augen was vor sich hin und trabt langsani seines Meges
weiter. — „Na," dcnkt Görgl, „in dcni Schritt da kunim' ma epper
umma zchna abcnds ham. — Lfcm, hcm, a recht."
Auf cinmal g'schieht unversehens 'was Nnerhört'sl — Der
Semmclgelbe legt plötzlich die großen Bhrcn nach vorne,
macht einc militärische kfalbrechtswendung und trampelt,
mit den Nüstern schnuppcrnd, den Görgl trotz vcrzwei-
fellcm Zichen und Strampeln an dem Lcitseil nach sich
ziehend, über den Slraßengraben — dann die bcträcht-
licho Böschung hinauf in ein ebcn in dcr Reife stehondes,
kupferbraun schimmerndes kveizenfeld. —
Der Görgl sieht cndlich keuchend oben neben dem
Semmclgelben. — „Na, du lfinnnelsackra, wart, dös Ding
da word' ich dir anpinscln." — Er hcbt die peitschc — der
Bchse strebt nur noch tiefer ins lveizenfeld hinein. —
Görgl zieht an dem Leilseil — da fällt der Seniniclgelbe
um — mitten in das lveizenfeld. — „Ein Areuztürkenele-
mcntstückvieh — na Gott behüt's die Bescherung,"
brunimt cr halb im Zorn, halb in der Angst durch die
Zähne. — Lr weiß sich nicht zu helfen. Lrst zerrt cr
mit aller Araft noch einigemale am Seil und wie er dann
sieht, daß der Semmelgelbe nicht aufsteht, packt ihn dic
verzweiflung. Lr stolpert durch das, im wcitcn Umkreis
niedergedrücktc Getreide zum Schimmelochs. — Lrbittert
läßt er cinige Male die Peilschc auf dcssen glattcn
Rücken niedcrsaußen — statt aufzustehen, fängt das Ticr
an zu stöhnen und streckt die Füße von sich, als wär's
Nkathäi am letzten. — Das rührt dcn gutmütigen Görgl.
— Lr versucht sein Glück niit Schmeicheleien. Lr
streichelt, betätschelt ihn, wirst ihni Aosenamen zu, —
hält ihm Trost- und Lrbauungsreden. — Alles um-
sonst. Der Bchse hat sich's bequem gemacht und beginnt
in aller Gemütsruhe lveizen zu fressen. Line höllische
Angst faßt Görgl. — Drei Stundcn von dem Lchnerhof
entfernt — der Nachmittag rückt vor — und dann die
Strafc fttr den angerichteten Schadenl — „Na," tröstet er
sich, „'s wird nicht g'rad' gleich einer kommcn." — Er er-
gibt sich endlich in sein widriges Geschick. „Lwig," denkt
er sich mit logischer Folgerichtigkeit, „wird der Aerl von
Bchs doch nicht da liegen bleibcn." — Lr hockt sich neben
scinen Schimmelochsen in das lveizenfeld. — Die Sonne
rückt mit Meilensriefeln gegen lvesten, - neigt schon dem
Untcrgange zu und der Scmmelgelbe macht immer noch
keine UUcne zum Aufstehen. Görgl holt den zerknitter
ten viehpaß hervor und sieht, daß das arme Tier fast neun
Stunden zum Ukarkiplatze zurückzulcgen gehabt hattc. Da
war cs frcilicb übermüdet. Lr sinniert nach cincm Auswcg
aus dieser patsche. Ls waren höchstens fünfzehn Ukinulen
ins nächste Dorf. „kvenn ich dich nur bis dort hätte,"
seufzt Görgl mit eincm wehmütigen Blick nach dem Seinmel-
gelben, „nachher könnt's schon g'rad' kommen wie's wollt'."
— Auf der Straße unten wird's lcbcndig. — vom Dorfe her
kommt einc kveibsperson, eincn Schubkarrcn mit Rechen und
Scnsc vor sich herschiebcnd. !vie sie an die Stelle kommt, wo
Görgl mit seincni Bchsen übcr dic Löschnng hinauf in das lveizen-
feld cingeschlagen hat, bleibt sie stehen und ftellt den Aarren weg. —
Ls ist cin hochgewachsenes, strammes Bauernmädchen. Im
hübschen Gesichte hat sic cin paar rccht schwarze Augen, eine
kleine, etwas aufgestülptc Nase, ein paar runde, wic aus Utilch
und Llut gebildete kvangcn und cin Schmollmäulchen sitzen,
und über dic Stirn fällt ein etwas verwickcltes kfaargckräusel.
— Dem Görgl scheint's kferz stehn bleiben zu wollen, wie er
die schreckliche ivahrnehmung macht, daß das Ukädel, mit dem
Liu faialcr Zwischcnfall.
„Glanbst Du nicht, Ukannerl, daß wir den u.isch dort zum
ch'cnster stellcn sollcn?"
pa gcwiß, wcnn cs Dir dort angcnchmer istl"