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Meggendorfers humoristische Blätter: Zeitschr. für Humor u. Kunst — 37.1899 (Nr. 432-444)

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https://doi.org/10.11588/diglit.16698#0098
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Meggendorfers Hurnoristische Blätter.

e)0

er hat a bißl a große' 6and, der Nazi, drum
hat er g'laubt, es könnt' scho' langa, und es hat a
g'langt.

S'crst, was ihm aufg'sall'n is, war, daß die
meisten feinern Leut' Lylinder trag'n, drum hat er
si' auch ein' kauft; „ob er ein zum z'sammenklapp'n
will," hat ihn d' Ladnerin g'sragt. Da Nazi denkt
an Airta und moant, des war' net notwendi'.
Drum hat er si' ein' andern g'nomma und hat si'
g'sagt, wenn's a net so bequeni is wia mei Zipfel-
haub'n, na schaugt's wenigstens was gleich. Uud
bald hat er g'merkt, daß auch d'Leut mehr aus ihn
Gbacht geb'n. „Aber es geht mir noch was ab,"
moant da Nazi und glaubt, weil beinah' alle Leut,
Augengläser tragcn, es g'hörat zum guten Ton, a
Brill'n z'haben, weil er aber ganz gute Augen hat
und durch a Glas'l nix sieht, so moant er, kaufst
dir so a oa'schichtigs, des is net so teuer und mit'n
andern Aug sieh'st ja do was. G'halten hat's
ihm frcili net recht, aber so ein' Zeitlang ist scho'I
'gangen. ttrawattl braucht's kein's, denn er hat g'sehn,
daß recht viel feine Leut' mit so seidene Tiichl'n
rumlauf'n wie er oan's hat, wenn's a net so schön
tipselt waren. Aber halt, koan hat er g'seh'n, der
net bsandschuh g'habt hcitt'; also Handschuh' mnssen
her. „Was er sür eine Nummer hätt'," hat ihn der
Aommis g'fragt. — 5S6q sagt der Nazi, der si'
vorigc Woch' bei der Nkusterung freig'lost hat. Der
ander moant, dcs hätt' er net wissen woll'n; „was
sragst na so dumm?" antwortet da Nazi schon a
bißl greizt. Glax6 kriegt er net, weil's für seine
Transchiertellerl keine g'habt hab'n, dasür nimmt
er sich so g'strickte mit braun-weiß-gelbe Tipserln.
Die san a leichter zum anziehen und halt'n wenig-
stens a bisserl warml „Zetzt muaß i aber noblsam
aus'schau'n, denn wia mi d' Leut anschau'n, des
is mir no net vürkcmma." Damit ihm aber gar
nix abgeht, kauft er sich ein paar feine gclbe öchuh'.

denn seine g'nageltcn passen zu der feinen Aus-
staffierung nimmer. „5o jetzt bin is," moant er, und

Die magere Tochter.

Mutter: „Nun, was erwiderte
der Metzger, als Du ihm
sagtest, in dem Fleisch seien
zu viele Unochen?"

Tochter: „Grkenne Dich
selbstl"

überlegt si' g'rad', ob er si' net no a neue bsos'n und an Ianker kauf'n soll.
Aber rvie er so 'rum spaziert und nachdenkt, nierkt er net, wia ihm a
Gendarm nachgeht, auf d' Schulter klopft, und ihn freundlichst ersucht, seine
lNaskerade abzulegen. Umsonst sagt der Nazi, daß ja alle andern g'rad' so
rumlaufcn wia er, aber es hat ihm nir g'nutzt und ins bvachstübl haben's
ihn 'neig'führt, wo er einen Teil seines „nobleren" Menschen hat ablegen
müssen. D' Schuh und seine bsandschuh' hat er b'halten, aber an Lylinder
und sei' Monocerl hab'n sie b'halten. „Schön 'teilt haben's wenigstens,"
denkt si' der Nazi, und macht sich auf den Lseiniweg.

wie er so allein auf der Landstraß'n heimtrollt, hat er aber arg
mit'n Kops g'schüttelt und vor si' hinbrummt, und war gar net im klaren,
ivarum er, der ksachinger Nazi, si' net so anzieh'n derf wie d' Stadt-
leut'I Nur eins hat ihn 'tröst und sell war des, daß er sich net a noch a
ksos'n und an Rock kauft' g'habt hat, wia da Schandarm kemma is, denn
sonst, hat er g'moant, „hätten's mi sicha vor a Täg' aus 'n G'fängnis
nimnier raus'lassen."
 
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