106
211 e g g e n d o r f >: r s t) u »i o r ist i s ch e L ! ätter.
U)er zuletzt lacht.
»nserc nicdere tsiitte einzutreten?" sagte er im nächsten INo-
nicnte, sich halb voin Stnlile erhebcnd, denn Farber, dein die
Nnterhaltung anderwärts zu langweilig geworden war, war
herangetreten. „lse, Brdonnanz, noch ein Glasl"
Der „INedizininann" hatto sich lächelnd niedergelassen; das
ihin scrvierte Glas, leicht mit dein Aopfe schiittelnd, znriick-
schiebend, machte er sein allerschlanstes Gcsicht i „Famose Markc
. . . schineckst Du prächtigl Nicht? kse, he, hel"
„Delikat, lserr Gberstabsarzt!"
„lseuchler, kleinerl"
Schmunzelnd iibersäh er die lächelndcn nnd lachondcn Gesichter
nin sich her und stellte sich dabei vor, wie die sich gar arg in
die Länge zichen würden, wenn er scine Moiisscux-Geschichte
loslicße . . . inittlerwcile könnte ich ihnen auch noch nieinc Zeche
aufhängen als kleine Revanchc, dachte er . . . Das ist cin sehr
gutcr Gedankel „Vrdonnanz das Unöchelspiel I lse, hc, he, he,
he, hel"
Niiller sandte einen dankbarcn Blick gegen die Saaldecke:
Ietzt ficl dcr Gutc, wenn es gut ging, nocheiiinial hercin, aber
so, daß cs cine Freude fiir dic ganze Garnison wcrden ninßte.
Das von dcni Bberstabsarzt selbst niit so sreventlicheni
bsintergedankon
vorgeschlagene
Spiclbcgann,aber
cs nahin cinc an-
dere Mcndung,als
cr kalknlicrt hattc.
viele lsnnde sind
des lsason Tod;
durch ininier er-
neutes „Zusain-
nienhängcn" hatte
er in eincr kleinen
Stnnde dio ganze
Leutnantszcche
„gewonnen." Lin
ganzcr Lsaufe von
Strcichhölzorn,
deren jedcs eine
Flasche bcdeutetc,
hatte sich vor ihni
aufgehäuft nnd
honiorisches Go-
lächtor uinbranste ihn.
Nun, das war eben wieder so ein Fall, in dem man nnr
initlachen kann, bcsondcrs wenn nian's dazu hat. Als schon
längst allen der Schnanser ausgcgangen war, inachte er iinincr
noch, „he, he, he, he, he, he!" Man sah sich schließlich erstaunt
an — jetzt platzte er los: „Gestatten Sie, nieine ljerren, daß
ich einen Augenblick die allgenieine Aufnierksamkeit in Anspruch
nehine! Ich niöchte Ihnen ein kleines Geschichtchen erzählen.
Ls wurde näinlich irgend einmal, irgendwo, irgcnd eine kvette
zuiii Austrag gebracht; die gewinnenden kjerren hatten aber
dabei so viel List und Schläue ausgebraucht, daß sie schließlich
nicht einnial niehr zu unterscheiden vermochten, daß ihncn der
vcrlierendc statt Sekt — Mousseux aufhängen konnte, sie also
zuni Schluß eigentlich die Angefnhrten waren! Das wollte ich
inir erlauben, heute, als am offiziellen Schauniweintage, wo Sie
fich so recht an den Geschniack des dainals genossenen erinnern
könncn, den kjerren zu sagenl he, he, he, he, he, he!"
Aber er war ganz baff, denn seine Rede, von der er sich
so viel versprochon hatte, inachte einen seiner voraussetzung
ganz gegenteiligen Lffekt. Lr sah die Gesichtcr nicht in dic
Länge gczogen, wie er es erhofft, sondern aberinals in die
Breite. Das Lachen wolltc gar kein Lndc nchnicn, bis Diiiller
es so weit brachte, seine Stininie vernchmbar inachen zu können.
lsonigsnß war sie, als er sagte:
„Dic Lnthiilluiig, wclchc uns der ljerr Bberstabsarzt inachtc,
hat weder niich
noch nieine Uamc-
raden überrascht;
diese Thatsache
warunsnichtniehr
neu; — Ihre llko-
nats-Rechnung
wurdeausIrrtuin
crst cineni andern
kerrn unter das
Lonvert gelegt
und so kani die
Sache auf—(große
Runstxause!) Der
bjerr Bberstabs-
arzt habcn aber
H heute nnscre
Zeche,gewonnen/
heute,wo die Sache
gerade unige-
kehrt fteht wie
danials; böses Bei
spicl steckt anl — — wir haben nänilich, uni bci Lx
cellenz keinen Anstoß zu erregen anf echtcVeuvsLIi-
czuots-echte Schanniweinetiquctten geklebt!!" —
Farber schwankte . . . ncin, solche Schousalel
<Mror Zeiten lcbte ein Dichterlein,
6^ Das schickte gar fieißig
den Blättern ein
Und thät dann auf Antwort lauern,
Doch iminer, wenn er ein Schreiben erbrach,
Da las an erstcr Stelle er, achl
vas schnöde lvort: „lvir bedauernl"
Dichlerüngsfreuden.
So trieb er es lange, jahrein, jahraus,
Schon ging ihni das Geld sür das Porto aus
Und inimer noch las er mit Schauern,
(Kam nun der Brief
aus der großen Stadt
Bder vom kleinstcn Arähwinkelblatt),
Das schnöde lvort: „Mir bedauernl"
Doch einst als er wicder
ein Briefiein bekam
Und rasch das Papier aus der Ljülle nahm,
Da jauchzte er auf voller Seligkeit
hier stand ja nicht das verhaßte lvort,
lUit leuchtenden Augen las cr dort
An erster Stelle: „Ls thut uns leidl"
W.
verantwortlicher Redakteur: Ulax Schreiber, Druck von I. F. Schreiber, beide in Lßlingen bei Stuttgart.
In Besterreich-Ungarn fiir kjerausgabe und Redaktion verantwortlich: Robert lNohr in wien I
Verlag von I. F. Schreiber in München und Etzlingen.
211 e g g e n d o r f >: r s t) u »i o r ist i s ch e L ! ätter.
U)er zuletzt lacht.
»nserc nicdere tsiitte einzutreten?" sagte er im nächsten INo-
nicnte, sich halb voin Stnlile erhebcnd, denn Farber, dein die
Nnterhaltung anderwärts zu langweilig geworden war, war
herangetreten. „lse, Brdonnanz, noch ein Glasl"
Der „INedizininann" hatto sich lächelnd niedergelassen; das
ihin scrvierte Glas, leicht mit dein Aopfe schiittelnd, znriick-
schiebend, machte er sein allerschlanstes Gcsicht i „Famose Markc
. . . schineckst Du prächtigl Nicht? kse, he, hel"
„Delikat, lserr Gberstabsarzt!"
„lseuchler, kleinerl"
Schmunzelnd iibersäh er die lächelndcn nnd lachondcn Gesichter
nin sich her und stellte sich dabei vor, wie die sich gar arg in
die Länge zichen würden, wenn er scine Moiisscux-Geschichte
loslicße . . . inittlerwcile könnte ich ihnen auch noch nieinc Zeche
aufhängen als kleine Revanchc, dachte er . . . Das ist cin sehr
gutcr Gedankel „Vrdonnanz das Unöchelspiel I lse, hc, he, he,
he, hel"
Niiller sandte einen dankbarcn Blick gegen die Saaldecke:
Ietzt ficl dcr Gutc, wenn es gut ging, nocheiiinial hercin, aber
so, daß cs cine Freude fiir dic ganze Garnison wcrden ninßte.
Das von dcni Bberstabsarzt selbst niit so sreventlicheni
bsintergedankon
vorgeschlagene
Spiclbcgann,aber
cs nahin cinc an-
dere Mcndung,als
cr kalknlicrt hattc.
viele lsnnde sind
des lsason Tod;
durch ininier er-
neutes „Zusain-
nienhängcn" hatte
er in eincr kleinen
Stnnde dio ganze
Leutnantszcche
„gewonnen." Lin
ganzcr Lsaufe von
Strcichhölzorn,
deren jedcs eine
Flasche bcdeutetc,
hatte sich vor ihni
aufgehäuft nnd
honiorisches Go-
lächtor uinbranste ihn.
Nun, das war eben wieder so ein Fall, in dem man nnr
initlachen kann, bcsondcrs wenn nian's dazu hat. Als schon
längst allen der Schnanser ausgcgangen war, inachte er iinincr
noch, „he, he, he, he, he, he!" Man sah sich schließlich erstaunt
an — jetzt platzte er los: „Gestatten Sie, nieine ljerren, daß
ich einen Augenblick die allgenieine Aufnierksamkeit in Anspruch
nehine! Ich niöchte Ihnen ein kleines Geschichtchen erzählen.
Ls wurde näinlich irgend einmal, irgendwo, irgcnd eine kvette
zuiii Austrag gebracht; die gewinnenden kjerren hatten aber
dabei so viel List und Schläue ausgebraucht, daß sie schließlich
nicht einnial niehr zu unterscheiden vermochten, daß ihncn der
vcrlierendc statt Sekt — Mousseux aufhängen konnte, sie also
zuni Schluß eigentlich die Angefnhrten waren! Das wollte ich
inir erlauben, heute, als am offiziellen Schauniweintage, wo Sie
fich so recht an den Geschniack des dainals genossenen erinnern
könncn, den kjerren zu sagenl he, he, he, he, he, he!"
Aber er war ganz baff, denn seine Rede, von der er sich
so viel versprochon hatte, inachte einen seiner voraussetzung
ganz gegenteiligen Lffekt. Lr sah die Gesichtcr nicht in dic
Länge gczogen, wie er es erhofft, sondern aberinals in die
Breite. Das Lachen wolltc gar kein Lndc nchnicn, bis Diiiller
es so weit brachte, seine Stininie vernchmbar inachen zu können.
lsonigsnß war sie, als er sagte:
„Dic Lnthiilluiig, wclchc uns der ljerr Bberstabsarzt inachtc,
hat weder niich
noch nieine Uamc-
raden überrascht;
diese Thatsache
warunsnichtniehr
neu; — Ihre llko-
nats-Rechnung
wurdeausIrrtuin
crst cineni andern
kerrn unter das
Lonvert gelegt
und so kani die
Sache auf—(große
Runstxause!) Der
bjerr Bberstabs-
arzt habcn aber
H heute nnscre
Zeche,gewonnen/
heute,wo die Sache
gerade unige-
kehrt fteht wie
danials; böses Bei
spicl steckt anl — — wir haben nänilich, uni bci Lx
cellenz keinen Anstoß zu erregen anf echtcVeuvsLIi-
czuots-echte Schanniweinetiquctten geklebt!!" —
Farber schwankte . . . ncin, solche Schousalel
<Mror Zeiten lcbte ein Dichterlein,
6^ Das schickte gar fieißig
den Blättern ein
Und thät dann auf Antwort lauern,
Doch iminer, wenn er ein Schreiben erbrach,
Da las an erstcr Stelle er, achl
vas schnöde lvort: „lvir bedauernl"
Dichlerüngsfreuden.
So trieb er es lange, jahrein, jahraus,
Schon ging ihni das Geld sür das Porto aus
Und inimer noch las er mit Schauern,
(Kam nun der Brief
aus der großen Stadt
Bder vom kleinstcn Arähwinkelblatt),
Das schnöde lvort: „Mir bedauernl"
Doch einst als er wicder
ein Briefiein bekam
Und rasch das Papier aus der Ljülle nahm,
Da jauchzte er auf voller Seligkeit
hier stand ja nicht das verhaßte lvort,
lUit leuchtenden Augen las cr dort
An erster Stelle: „Ls thut uns leidl"
W.
verantwortlicher Redakteur: Ulax Schreiber, Druck von I. F. Schreiber, beide in Lßlingen bei Stuttgart.
In Besterreich-Ungarn fiir kjerausgabe und Redaktion verantwortlich: Robert lNohr in wien I
Verlag von I. F. Schreiber in München und Etzlingen.