Meggendorfers humoristische Blätter.
Line Gesellschafts-Linladung.
Friichte und andere Siißigkeiten sich zu erwerbcn suchcn. So
bin ich nicht, das weißt Du ganz genau; aber die Form muß
man wahren und wenn alle anderen Familien ihn cinladen,
miiffen auch wir es thun, wenn wir nicht unhöslich und unge-
zogen erscheinen wollen."
Lr wchrte sich wie ein verzweifelter : „Aber Aind, ist denn
das nicht ein gen thimmel schreiender Unsinn, wegen einer
einzigen Familie eine Gesellschaft zu geben? N?ir können doch
den Mbcrst und seine Frau nicht allein bitten, wir miissen doch
jemand dazu laden, sogar Spitzen und Lsonoratioren, die Sache
macht vicl Arbeit, kostet ein blödsinniges Geld und das alles,
weil wir den Vberst „haben müssen." Lvenn der Gberst dann
absagt, sitzen wir da mit unserem großen Gchsenbraten und ich
kann die Ueberrestc dann acht Tage lang, jeden UUttag in eincr
anderen seligmachenden Fason zu mir nehmen."
,,-Aber Fritz," sagte sie, „davon kann doch nicht die Rcdc
sein l U?ir laden den Dberst ein, natiirlich zuerst. Sagt er zu,
so schreiben wir die andern Linladungen aus, sagt er ab, so
geben wir natiirlich iiberhaupt kcine Gcscllschaft, das ist doch
ganz klar."
„Uind, Du bist ein Engel," sprach er glücklich, sie in seinc
Arme schließend, „nun wollen wir hoffcn, daß der Vberst
absagt, das wäre mehr als herrlich I Und an wclchem Tage
meintest Du, sollte das Zaubersest stattfindcn?"
Nach gemeinsamer Beratung entschieden sie sich für dcn
UUttwoch; aber am nächsten Tag kam kserr von Uestorff freude-
strahlcnd vom Dienst nach Haus.
„Mas hast Du nur?" fragte ihn die Gattin, „hast Du cin
Aommando bekommen, hat Dein Zug einen guten Parademarsch
gemacht oder was ist sonst gcschehen?"
Lr faßte sie bei der Lsand und tanzte mit ihr im Zimnier
auf und ab, während er mit schrecklicher Stimme dazu sang:
„Und nun tanzt Tarantella
Die holde Lstrella" — —
„Denk Dir nur," jubelte er, als er sie endlich losließ, „dcnke
Dir nur, der Vberst kann UUttwoch nicht. Durch Zufall hörte
ich heute Ukorgcn auf dem Ukarsch, wie Aramsta, der älteste
verhciratete Gberlcutnant d»m ksauptmann erzählte, daß er am
nächsten UUttwoch dcn Aommandcur bei sich zur Abendgesellschast
habe. Ich that natürlich, als hätte ich kcine Silbe von dem Gespräch
gehört; nun aber schnell her mit der Linladungskarte, schreib
sie rasch aus, dann kann der Bursche sie gleich hinbringen."
Dies geschah und eine halbe Stunde später hatten Kestorffs
die Absage des Uommandeurs in Lsänden, ein von dem Lserrn
Vberst persönlich geschriebenes Billet, in dem er unendlich be-
dauerte, der so „außerordentlich liebenswürdigen Linladung nicht
Folge leisten zu können."
„Ich kann Dir gar nicht sagen, wie grenzcnlos glücklich
ich bin," sagte die kleine Frau, „ich wagte nur nicht, es Dir zu
sagen, um Deinen widerspruch nicht noch mehr zu reizen; aber
ich habe vor dcr Gcscllschaft entsetzliche Angst gehabtl Die
Uommandeuse ist nämlich die größte Tyrannin, die jemals das
Scepter geschwungen hat. Sie hat uns, gleichsam durch Parole-
Befehl, verbotcn, für unsere Gesellschaften eine Uochfrau an-
zunehmen, sie will, daß wir alles mit unscren INädchcn allein
machen. Dabei ist sie in einer Art und weise verwöhnt, die
schon nicht mehr schön ist; neulich hat sie sich sogar hinreißen
lassen mit insam spitzcr Zunge zu bemerken: „Das muß ich
denn doch aber wirklich sagcn, in meinem alten Regiment wurdc
viel, viel besser gekocht." Zuerst wollten wir uns alle, wie ihr
zu sagen pstegt, wenn ihr cuch in derselben Lage bestndet,
nnsercn ksut aufsetzen und uns beschweren. Aber leider ist sie
Veliraster Uebermul.
Line GesellschaftS'Linladung.
hier ja die Lsöchst-Uommandicrendc in dcn Marken. Da blieb
uns nichts weiter übrig, als den Tadel ruhig hinzunehmen.
Schließlich legte sie uns sehr ans kserz, recht fleißig in ksenriettc
Davidis Uochbuch zu lesen — wenn es so wciter geht, hält
sie noch jeden Mittag mit uns Appell mit Uochtöpfen ab. Jch
habe nic viel vom INilitär-Uabinett wisscn wollen, aber wie
man die Frau zur Uommandeuse hat bcfördern können, istniir
Line Gesellschafts-Linladung.
Friichte und andere Siißigkeiten sich zu erwerbcn suchcn. So
bin ich nicht, das weißt Du ganz genau; aber die Form muß
man wahren und wenn alle anderen Familien ihn cinladen,
miiffen auch wir es thun, wenn wir nicht unhöslich und unge-
zogen erscheinen wollen."
Lr wchrte sich wie ein verzweifelter : „Aber Aind, ist denn
das nicht ein gen thimmel schreiender Unsinn, wegen einer
einzigen Familie eine Gesellschaft zu geben? N?ir können doch
den Mbcrst und seine Frau nicht allein bitten, wir miissen doch
jemand dazu laden, sogar Spitzen und Lsonoratioren, die Sache
macht vicl Arbeit, kostet ein blödsinniges Geld und das alles,
weil wir den Vberst „haben müssen." Lvenn der Gberst dann
absagt, sitzen wir da mit unserem großen Gchsenbraten und ich
kann die Ueberrestc dann acht Tage lang, jeden UUttag in eincr
anderen seligmachenden Fason zu mir nehmen."
,,-Aber Fritz," sagte sie, „davon kann doch nicht die Rcdc
sein l U?ir laden den Dberst ein, natiirlich zuerst. Sagt er zu,
so schreiben wir die andern Linladungen aus, sagt er ab, so
geben wir natiirlich iiberhaupt kcine Gcscllschaft, das ist doch
ganz klar."
„Uind, Du bist ein Engel," sprach er glücklich, sie in seinc
Arme schließend, „nun wollen wir hoffcn, daß der Vberst
absagt, das wäre mehr als herrlich I Und an wclchem Tage
meintest Du, sollte das Zaubersest stattfindcn?"
Nach gemeinsamer Beratung entschieden sie sich für dcn
UUttwoch; aber am nächsten Tag kam kserr von Uestorff freude-
strahlcnd vom Dienst nach Haus.
„Mas hast Du nur?" fragte ihn die Gattin, „hast Du cin
Aommando bekommen, hat Dein Zug einen guten Parademarsch
gemacht oder was ist sonst gcschehen?"
Lr faßte sie bei der Lsand und tanzte mit ihr im Zimnier
auf und ab, während er mit schrecklicher Stimme dazu sang:
„Und nun tanzt Tarantella
Die holde Lstrella" — —
„Denk Dir nur," jubelte er, als er sie endlich losließ, „dcnke
Dir nur, der Vberst kann UUttwoch nicht. Durch Zufall hörte
ich heute Ukorgcn auf dem Ukarsch, wie Aramsta, der älteste
verhciratete Gberlcutnant d»m ksauptmann erzählte, daß er am
nächsten UUttwoch dcn Aommandcur bei sich zur Abendgesellschast
habe. Ich that natürlich, als hätte ich kcine Silbe von dem Gespräch
gehört; nun aber schnell her mit der Linladungskarte, schreib
sie rasch aus, dann kann der Bursche sie gleich hinbringen."
Dies geschah und eine halbe Stunde später hatten Kestorffs
die Absage des Uommandeurs in Lsänden, ein von dem Lserrn
Vberst persönlich geschriebenes Billet, in dem er unendlich be-
dauerte, der so „außerordentlich liebenswürdigen Linladung nicht
Folge leisten zu können."
„Ich kann Dir gar nicht sagen, wie grenzcnlos glücklich
ich bin," sagte die kleine Frau, „ich wagte nur nicht, es Dir zu
sagen, um Deinen widerspruch nicht noch mehr zu reizen; aber
ich habe vor dcr Gcscllschaft entsetzliche Angst gehabtl Die
Uommandeuse ist nämlich die größte Tyrannin, die jemals das
Scepter geschwungen hat. Sie hat uns, gleichsam durch Parole-
Befehl, verbotcn, für unsere Gesellschaften eine Uochfrau an-
zunehmen, sie will, daß wir alles mit unscren INädchcn allein
machen. Dabei ist sie in einer Art und weise verwöhnt, die
schon nicht mehr schön ist; neulich hat sie sich sogar hinreißen
lassen mit insam spitzcr Zunge zu bemerken: „Das muß ich
denn doch aber wirklich sagcn, in meinem alten Regiment wurdc
viel, viel besser gekocht." Zuerst wollten wir uns alle, wie ihr
zu sagen pstegt, wenn ihr cuch in derselben Lage bestndet,
nnsercn ksut aufsetzen und uns beschweren. Aber leider ist sie
Veliraster Uebermul.
Line GesellschaftS'Linladung.
hier ja die Lsöchst-Uommandicrendc in dcn Marken. Da blieb
uns nichts weiter übrig, als den Tadel ruhig hinzunehmen.
Schließlich legte sie uns sehr ans kserz, recht fleißig in ksenriettc
Davidis Uochbuch zu lesen — wenn es so wciter geht, hält
sie noch jeden Mittag mit uns Appell mit Uochtöpfen ab. Jch
habe nic viel vom INilitär-Uabinett wisscn wollen, aber wie
man die Frau zur Uommandeuse hat bcfördern können, istniir