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Meggendorfers humoristische Blätter: Zeitschr. für Humor u. Kunst — 39.1899 (Nr. 458-470)

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https://doi.org/10.11588/diglit.20267#0029
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Meggendorfers Humoristische Biätler.

2s

Der praktische Maler.

— »Also, wie gesagt, malen Sie mir ein schönes, sreundliches Muster,

das sür mein Atelier paßt, auf ein Trinkgeld soll es mir nicht
ankommenl" —

— „Sind Sie ganz unbesorgt, hab' extra eine Patrone angefertigtl"


— „Ja ksimmel, was soll denn das heißen?"

— „Nun, das ist doch ein schönes freundliches lNuster, wie es für

Ihr Atelier xaßtl"

D öiese DMiersburschen!

tzumoreste oon C. Crome - Schwicning.

H^Hieviel Unheil haben sie schon angerichtet in der lustigen, lebens-
srohen Leutnantswelt, diese Offiziersburschen! wieviel Stosf
haben sie geliefert für die langweiligen Aasinoabende, wie-
"iel „ksimmelschockgranatendonnerwetter" aus ihre geschorenen, schuldigen
Aöpfe entladen lassen müssen l

Dberleutnant Biesedow ist eine Seele von einem Ulanne. Seine
Aameraden schwärmen für ihn, seine vorgesetzten schätzen ihn, seine
Soldaten würden für ihn durchs Feuer gehen.

Und doch gibt es ein lvort, das diesen liebenswürdigen Vffizier
in den hellsten Aerger zu versetzen vermag. Das lvort heißt: ltnobbe.
So hieß einer seiner früheren Gffiziersburschen.

Besagter Anobbe war soweit ein ganz strammer Soldat und auf-
merksamer Bursche. Nur einen Fehler hatte er: er war etwas vergeßlich.
Und in seiner vergeßlichkeit hatte er Leutnant Biesedow den schlimmsten
Streich seines Lebens gesxielt.

Zu jener Zeit hatte sein Aomxagniechef seine junge Schwägerin
auf Besuch da — wie seine Gattin eine junge, lebensfrohe, flotte

M diese Dffiziersburschenl

lUünchnerin. Leutnant Biesedow war nie so oft im
ksause seines lsauptmanns gesehen worden, als wäh-
rend jener Zeit. Ulan flüsterte schon von einer Ver-
lobung der beiden, dann aber reiste die junge lUünchnerin
xlötzlich ab und Leutnant Biesedow ging eine lveile
umher wie vor den Uoxf geschlagen. vierzehn Tage
sxäter meldete sich sein Bursche zur llompagnie zurück
und von jenem Augenblicke an war der Name „Anobbe"
der fürchterlichste in den Vhren seines friiheren kserrn.

Zwischen all diesen Dingen gab es einen Zusammen-
hang. Das ahnte man. Lrst jetzt habe ich ihn er-
sahren. Zwei unschuldige sächsische Garnisonnamen
haben ein Paar auseinandergerissen, das sür einander
bestimmt schien.

Die Vffiziere von Biesedows Regiment, das in
einer großen sächsischen Garnison lag, hatten ein Liebes-
mahl mit Damen veranstaltet. Natürlich war das
lUiezerl, seines ksauxtmanns junge Schwägerin, Biese-
dows Tischdame. llnd als die Aufsätze mit dem Nasch-
werk kamen, mußte er eine doxpelte Arachmandel
erwischen. Natürlich gab's ein vielliebchen und ebenso
natürlich wußte Biesedow, daß es seine pflicht sein
werde, es zu verlieren.

Er erfüllte diese Pflicht und als er lUiezerls helle
Freude darüber sah, daß er verloren, wandte er sich zu
ihr und flüsterte:

„Darf mein ,vielliebchen' Ihnen Gründe von dem
geben, was ich über Sie denke?"

Da war das lUiezerl bis in die zarten, zierlichen
Vhrläxpchen hinein rot geworden und hatte lachend
erwidert: „Nur, wenn Ihnen das mit einem einzigen
lvorte möglich istl"

„VHI" hatte er lustig geantwortet, „mit einem
lvort aus unserer Vuartierliste sogar — mit dem
Namen einer kleinen sächsischen Garnisonl"

llnd mit einem vielsagenden Blicke, vor dem das
lUiezerl die Augen niederschlug, war er gegangen, um
sein vielliebchen einzukaufen — ein paar zierliche Alt-
lUeißner Nipxes, die er in seine lvohnung beorderte.

lsier setzte er sich an seinen Schreibtisch, nahm
eine seiner Aarten und schrieb auf die Rückseite den
Namen des Garnisonstädtchens ,Bsch atz'.

„Gschatz — V, Schatzl" murmelte er dabei mit
leuchtenden Augen — „verständlicher kann man ja gar
nicht sein."

Dann klingelte er dem Burschen.

„Anobbe — ich muß zum Dienst. Aber inzwischen
habe ich eine Besorgung für Dich. Ls muß gleich ein
jdaketchen kommen, auf dieses schiebst Du diese Aarte
hier und machst darüber einen neuen sauberen Paxier-
umschlag. Und dann gehst Du zu Lserrn lsauxtmann
v. Studbrock und läßt Dich bei seiner Schwägerin,
Fräulein v. Berstl, melden. verstanden? Gut. Der
Dame händigst Du mit einem Aomxliment vom Leutnant
Biesedow das Päkchen ein — verstanden, Anobbe?"

„Zu Befehl, Lserr Leutnantl"

„Dann mach Deine Sache gut — noch eins, räume
hier auf und leg Feuer im Vfen an — ich hab' nach
dem Dienst zu arbeitenl"

„Zu Befehl, lserr Leutnantl"

Als der Vffizier das Zimmer verlassen hatte,
studierte Anobbe zunächst die hinterlassene visitenkarte.
„Gschatz?" murmelte er — „da hat sich mei' Leutnant
doch verschrieben — wir liegen ja gar nicht in Gschatz.
Na mein'swegen — mir kann's egal sinnl" Und damit
 
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