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Meggendorfers humoristische Blätter: Zeitschr. für Humor u. Kunst — 39.1899 (Nr. 458-470)

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https://doi.org/10.11588/diglit.20267#0113
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7Negge ndorfers k) u m o r i sti s ch e Blätter.

lOö

Thränen im Auge Abschied von seinem Bimbi und zog betriibt von dannen.

Der tVirt, dessen Feinde behauptetcn, daß er mit „Bimbi", dem Drang-Utang,
große Aehnlichkeit besitze, hatte mit demselben seine eigenen Absichten. Lr sperrte
ihn noch am selben Tage in einen schnell gezimmerten bsolzkäsig und stellte diesen in
die Gaststube, hosfend, daß die Aapriolen Bimbis seine Gäsie belustigen und ihm neue
Aunden zusiihren wiirden.

Bimbi fand seine enge Behausung sehr unbehaglich und als gegen Abend der
Aäfig vom Lehrjungen dcs benachbarten Anstreichermeisters griin gestrichen wurde,
da drehte er demselben verächtlich den Riicken zu. Diese Nichtachtung seiner Aunst
verdroß wieder den zu Schelmenstreichen stets aufgelegten Iungen und er bemalte
nicht nur die Rifte, sondern auch den Rücken und die Arme des Affen, so daß letzterer
aussah, als ob er eine grüne Iacke angezogen hätte und eher einem großen Laubfrosch
als einem Vrang-Utang glich.

Ts war schon etwas dämmerig in der um diese Zeit noch leeren lvirtsstube,
als Ianos ka,n, um den Aäsig anzusehen. Aaum hatte er aber einen Blick auf den
Asfen geworfen, so fuhr er entriistet zurück. „Teifel, wer hat vieh mein griines
Spenzer angezogen?" rief er, und ohne sich weiter zu besinnen, öffnete er hastig den
Aäfig, um dem Affen die vermeintliche Iacke auszuziehen. Bimbi sprang jcdoch mit
cinem Riesensatze aus dem Aäsig, verabreichte seinem neuen lherrn eine derbe Nlaul-
schelle und entfloh durchs offene Fenster in den zum ksaus gehörigen weitläufigen
Gbstgartcn.

Dor Wirt erhob nun ein großes Geschrei und im Oerein mit den herbeigeeilten
Dienstleuten, die sich mit Stöcken, Mistgabeln und Besen bewaffncten, begann die Iagd
nach dem Lntslohenen, allen voran der umsichtlgc Gberknecht, welcher zur Llendung
des Affen eine große Büchse voll fdaprika, des scharfen ungarischen Nationalgcwiirzes
mitnahm. Da es mittlerweile fast ganz sinster geworden war, mußten die Leute La-
ternen zu ksilfe nehmen und auch da wäre es ihncn schwcr gewesen, den Affen zu
entdecken, hätte derselbe nicht voll Uebcrmut und Bosheit, von einem Baum auf den
andern sxringend, ein Bombardement auf dieselben eröffnet. Die großen schöncn Tafel-
Aepfel und die schweren Birnen flogen den Leuten an den Aopf, daß ihnen lhören
und Sehen verging.

Bimbi war überall und nirgends. „Da ist erl Nein hier ist er!" riefen die Leute,
sprangen von Baum zu Baum und zerstreuten sich in ihrem Iagdeifer über den
ganzen Garten. Tben befand sich der U)irt mit seiner Laterne allein in einer Garten-
ecke und wischte sich den Schweiß von der Stirne, da tauchte xlötzlich aus dem Dunkel
der Vrang-Utang auf. Grinsend und zähnefletschend, einen riesigen Anittel schwingend,
schritt er, nach Menschenart aufgerichtet, auf ihn zu. Entsetzt ließ Ianos die Laterne
fallen und kletterte in seiner Angst auf den nächsten Baum, wobei der Affe auf den
verlockend sichtbar werdenden runden Aörxcrteil des NUrtes losschlug, daß es nur
so klatschte. „Zu ksilfe, zu kfilfe , da ist Aff'I" schrie Ianos und alle eilten in die Rich-
tung, wo das mörderische Geschrei herkam.

Bimbi hatte inzwischen das am Boden liegende lvirtskäppchen, sowie die Laterne
aufgegriffen und als die Dienstleute herankamen, stand er da mit dem Aäppchen auf
dem Aoxfe, die Laterne hochhaltend und wies mit langem Finger den Baum hinauf.

Droben hockte der Wirt und ganz perplex über die Lrscheinung des Affen,
der nun seinem Spiegelbilde dopxelt ähnlich sieht, glotzt er aus dem dunklen Laub-
dach herab. „Lljen! Da ist der Aff'I" schreit auf einmal unterm Baum der Gber-
knecht, mit seinen Augen dem ausgestrcckten Affenfinger folgend und wirft seinem
verkannten kserrn eine ksandvoll Paprika ins Gesicht.

„Bassama kutya, Du Trottell" kreischt Ianos vom Baum herab. „Aff' da
heroben bin ja ich, der Ianos Szabo l Istenan l Luder, das wirkliche Aff steht ja untenl"
Nun erst wenden sich die Leute dem Grang-Utang zu, der, die Laterne fortwerfend,
mit wilden Sxrüngen in der Finsternis verschwindet — auf Nimmerwiedersehen.

Am nächsten vormittag, gerade als eine Utenge Gäste in der lvirtsstube saßen
nnd der lvirt mit vom Paprika geröteten Augen sein gestriges Abenteuer unter
gräßlichen Flüchen auf dcn Drang-Utang erzählte, indes die Zuhörer heimlich lachten,
brachte ein kleiner Iunge aus dem Nachbardorf die von Bimbi mitgenommene lvirts-
kappc zurück. Lin Zettcl fiel aus der Aapxe und einer der Gäste bückte sich darnach
und las die lvorte, die darauf standcn, mit lauter Stimme vor:

„Ianos Szabo I Augenbrennen? —

Ioj l lvas hast am Baum zu schaffenl
lvirtshaus kannst Du schön benennen
Ietzt ,zum xaxricirten AffenO"

„Lljen l Ianos l" schrieen nun die Gäste, „das ist origineller Name I und von
heute an heißt Dein wirtshaus, ob Du willst oder nicht, ,zum papricirten Affen'I"

An die Reimlosen.

M)em Reim entsagt ihr, scheltet den sogar,
Der mit so ödem Alingklang seinc
verse leimt?

Nun dichtet, wie ihr wollt; das bleibt
schon wahr:

kvas ihr uns dichtet, das ist ungere imt.

Herrn Kchnackerls iZZad-Abenteuer.

„lfa, wie das erfrlschtl"

„lvo sind meine Stiesel?"

„Da sind sie nicht."
 
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