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Meggendorfers humoristische Blätter: Zeitschr. für Humor u. Kunst — 39.1899 (Nr. 458-470)

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https://doi.org/10.11588/diglit.20267#0147
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Meggendorfers Humoristische Blätter.

s39


„Gernl" lächelte N)anda — „also ich bin in Berlin, um
einen Kursus im Lette-Verein durchzumachen —"

„Buchfiihrungl" unterbrach sie walter strahlend — „Lltern
und Geschwister haben Sie nicht —"

Wanda errötete und warf Malter einen sanften Blick zu.
„Ich komme aus einer klcinen Stadt ..." —
„Mesenburg," schaltete Walter ein —

„. . . und konnte mich nicht entschließen, im Restaurant zu
essen — weil ich mich vor den vielen tferren geniere." —
„Bravo!" sagte Malter.

„Also aß ich bei meiner köauswirtin. Sie war aber so
furchtbar empfindlich, wenn ich mal etwas nicht essen konnte,
daß ich nicht wagte, etwas stehen zu lassen, was mir widerlich
war. Ach Gott — was sie mir alles kochtel venken sie nur
Sauerbraten — der süß war, und Rosinen dazu — wasserrüben

— Bouletten, das „toller Iakob" hieß — ich bin fest überzeugt,
daß mal einer, der Iakob hieß, toll gcworden ist, weil er es
effen mußte — ksammelfleisch mit Rnoblauchl —

„Lmpörendl" murmelte Walter.

„Ich konnte es nicht essen — und stehen lassen durft'
ich's nicht — da hab' ich's eingexackt und es unterwegs einem
Ziehhund hingeworfen — oder, wenn keiner da war, hab' ich's
verloren."

„Stimmtl" lachte Leo.

„Ach Gott — was hat mir das für Müh' und Sorge ge-
macht. Ich glaube, ein Mörder kann eher sein Dxfer bei Seite
bringen, als ich meine wasferrüben und Frikandellen. Und
hatt' ich's glücklich verloren, da ist es mir nachgebracht worden

— dreimal manchmal — und sie wollten zuweilen auch noch
Finderlohn. Und wie hab' ich mich vor I^hnen geschämtl"
wandte sie sich an den seligen Walter.

„Und ich hab' Sie so . . ."

„Ach — und diese Nahrungssorgen!" unterbrach ihn Wanda
schnell — „diesen Lsunger, den ich so oft littl" —

„Fräuleinl" — schrie walter — „bitte bringen Sie sofort
Pastetchen — und Lrsmetörtchen — und Apfelkuchen mit
Schlagsahne — und. . ."

„Um Lsimmels willen l" wehrte wanda lachend ab.

„. . . und Sie sollen nie mehr ksunger haben — und ich liebe
Sie so sehr — und Wasserrüben sind meine ganze Aversion —
und ich bitte Sie tausendmal um verzeihung — und Frikandellen
mag ich auch nicht — und ich habe mein gutes Auskommen
und will Ihnen das Leben froh und hell machen — und —
achl versuchen Sie doch — mich ein bißchen lieb zu haben."

Nach dieser merkwürdigen, kulinarischen Liebeserklärung
saß Wanda ganz still — dann aber stahl sich leise ihr ksänd-
chen in Walters hingestreckte Rechte.

Das „Fräulein" erschien mit einer Riesentablette und ser-
vierte Apfelkuchen mit Schlagsahne, Lremetörtchen, Pastetchen.

Leo stand auf und griff nach seinem kfut. „Lmpfehl' mich den
kscrrschaften," sagte er lachend. „So ein süßer Anblick — und
so viel süßer Uuchen, das ertrage ich nicht am frühen Morgen.

Gratuliere aber herzlich und hoffe, das Leben ist euch immer so

süß — und das einzig Saure bleibe darin ein für allemal —
der Sauerbratenl"

Alodernes Alartert.

/Lchau Wand'rer hier am Blumenportal
Siehsi du sogar ein Radlermarterl.

Da fuhr ein Mann im Sammetrock
So unsanft gen den Rosenstock,

Vaß sein Gestcht zerrißen war,

Was seine Braut drauf ganz und gar
Auf Rechnung einer „andern" schrieb;

Drum kündete sie ihm die Lieb'.

So ward er durch die Radlerei

Aufs neu' von lfymens Banden frei —

Weshalb er auch aus Dankbarkeit

Dies schlichte Marterl hat geweiht. Fr. P.

--x-

Vorteilhafte Äefühle.

Lrster Soldati „Du schaust aber jetzt großartig ausl"
Zweiter Soldat: „Ia, das macht die Untreue — ich liebe
jetzt zwei!" _

Haißt 'ne Nrage.

Prinzipal: „kjerr Samuelsohn, in Ihrer Nota is e Rechen-
fehler — Se müssen se umschreiben."

Samuelsohn: „L Rechenfehler? Zu unsrem Nachteil oder
vorteil?"

Prinzipal: „kjaißt 'ne Fragel kjab' ich Ihnen nich gesagt,
Se sollen se umschreiben?!"

Abomiement-Ginladung anf die Meggendorfer Klätter.

Mik nächstrr Lummer brginnk rin nrues Simrknl (4V. Kn»d) und rrsuchrn wir unserr vrrehrlichcn
Nbonnrnkrn ihrr Vrstrllungrn stfork zu rrnrurrn, damik in drr rcgelm-istigrn Zusrudung krine Vrrzögerung
rinkrikk. — Prris xro Nuarkal (13 Nummrrn) Mk. 3.—., bri allrn Vuch- und Lunsthnndlungen, Zrikungs-
Exxrdikiourn und Postämkrrn.

Sei direkteu Instndung unter Kren>b»»d: Iu Drukschland 3 Wk. 25 Pfg., in Sesterreich-Ungarn
inkl. Skrmxrl Lr. 4.40, ohne Skrmxrl Lr. 4.—, ins Nusland 4 Franrs 50 Cks.— Emstlne Lummer 30 Pfrnnig.

Mpedttion der Meggelldor ftr DlöM.
 
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