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Meggendorfers humoristische Blätter: Zeitschr. für Humor u. Kunst — 41.1900 (Nr. 484-496)

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https://doi.org/10.11588/diglit.20910#0095
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Meggendorfers Humoristische Blätter.

87

lKetrachimrg.

Ls ist halt dock ein seltsom Ding,
tVas sie schlechthin „die Liebe"

nennen, —

Wo Aönige drum betteln geh'n —
Und Bettler — es verschenken

können. —
Staus.

l-ex cheülsc cmf denr
Kalerrreirhof.

„Rerls, euer Parademarsch ist
geeignet, mein militärisches Scham-
gesiihl gröblich zu verletzenl"

An einen distinguierten herrn sind zwei elegant möblierte Zimmer zu vermieten.

setzt mn ksilfe. Doch ehc das Dienstmädchen herbeikam, war
der exaltierte Fremde durch die Thiire entschliipft, und mit ihm
ein zierliches Uettenarmband, welches er der jungen Frau vom
ksandgelenke gestreift hatte. Frau Llly begab sich sofort in die
Lxpedition, um die Annonce einstellen zu lassen.

Aaum war sie aber heimgekommen, so erschicn abcrmals
ein Mieter, und diesmal wahrhaftig der richtige.

Lin schöner, junger Aavalier mit herrlichen Augen stand
vor ihr. Mit einer eleganten verbeugung reichte er der schönen
Frau seine Aartel „ksofsekretär, Baron S. —"

Die Zimmer gesielen ihm sehr. Er sragte nach dem Preise.
„poffentlich kommen wir übercin," meinte er lächelnd; „aber
mehr als hundert Mark diirfte die wohnung nicht kosten."
„Ls sei," nickte die jungc Mitwe, und wieder umgaukelten sie
die lieblichsten Zukunftsbilder. Baron S. nahm im
Salon platz. Gerade lange genug, um bei Frau
Lll^ den allergünstigsten Lindruck zu hinterlassen.

„Aann die kvohnung Montag schon bezogen werden?"
fragte der junge Mann beim Abschiede. „Nach Be-
lieben l Sofort," lächelte verbindlich die Dame, und
er empsahl sich.

Akontag srüh erwartete die schöne kvirtin im
reizenden blauen lNorgenkleide, mit ihren goldig
schimmernden Löckchen den neuen Acieter.

Als es läutetc, öffnete sie sogar selbst die
Thüre. !ver aber stand vor ihr? — der
polternde, alte General.

„Guten Nkorgen, schöne Fraul" lachte
er höhnisch. „Da haben Sie Ihren neuen
Mieterl"

„lvieso?" stammelte Llly erschrocken
und bestürzt.

„Ganz einfach l" sagte der alte
lserr. „Ich schickte meinen jungen
Sohn. Ich wußte, ein xaar schöne
Augen richten sehr viel aus. —

Ich hatte mich in Jhre sreundlichcn
Zimmer verliebt und mußte die-
selbe haben. Natürlich um einen
vernünstigen Preisl lsat Ihnen
denn mein Sohn gesagt, daß er
selbst die lvohnung beziehen will?

Nein l Also, sehen Siei Sie such-
ten doch nur einen distinguierten
kserrn und ich — ich bin sehr
distinguiertl"

Kn der Acajorsecke.

Mn dichte Nebel hiillt sich das Gelände,

Der ksauptmann steht in stillem Selbstgespräch:
„ksier hat die Schlachtendenkerei ein Lnde;

Lin lvunder wär's, wenn man den ksals nicht bräch'.
lvie trübes Ahnen rauscht es durch die Blätter,

Die Silberraupe — spinnt sich leise ein . . .

,Zum „Abschiednehmen" just das rechte lvetter —
Behüt dich Gott, es hat nicht sollen seirlll"

Georg Kicslcr.

Asserdings.

Schauspielerin cenuiistet)^ „Das will ich Ihnen sagen, wenn Sie mir die Mäuse nicht
aus der lvohnung vertreiben können, zlehe ich ausl"

Ljauswirtin: „Ach, schämen Sie sich dochl Zm Theater spielen Sie die Zungsrau
von Mrleans und hier sind Sie vor einer Maus bang."
 
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