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Meggendorfers humoristische Blätter: Zeitschr. für Humor u. Kunst — 42.1900 (Nr. 497-509)

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https://doi.org/10.11588/diglit.20909#0028
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20

M c g g e n i) o r s e r s 12 u rn o r i st i s eb e B I ä l t e r.

^wischen Feld und Waldesgriine
Niinmt ein Doppelbuch den Gang,
Liegt inmitten eine Düne,

Acht Fuß breit und tausend lang;

Fst bewachsen gar so dicht,

Daß ein Pfad nur eben blieb,
bseimlich wie das Dämmerlicht
Und verschwiegen wie ein Dieb,

Und so schnial-wenn sich zwei lieben,

Schon den Zcheidungsbrief geschrieben
Und dort unverschens beaeqneni

lvird er sie unifangen iniissen,

Mird sie den Nersöhnten küssen,
lverden sie die Stätte segnen.

Ernst MueAeubach.

Der neue Diwan.

bumoreske von Jmanuel Mannnberg.

^<^rau Gerichtssekretär Fingernagel
war die tonangebende Daine in
^ deni kleinen Bezirksstädtchen.
Nachdeni der Norgesetzte ihres
Uiannes, der Bezirksrichter, Iung-
geselle war, fiel ihr als der Frau
des nächsthöchsten Beaniten die Rolle
der ersten Danie ini Grte von selbst
zu. Dieser Rang wurde ihr jedoch
von der Frau Gerichtsadjunkt Glanz-
ineier streitig zu inachen gesucht und
darob herrschte eine wenn auch stille,
aber um so heftigere Fehde zwischen
diesen beiden Frauen.

wurde heute die Frau Gerichtssekretär
init einein neuen ksute auf der j?>roinenade gesehen, so
konnte inan sicher darauf rechnen, daß morgen oder späte-
stens übermorgen die Frau Gerichtsadjunkt Glanzmeier
mit einem wenn nicht prächtigeren, so doch niindestens
gleichen Aopfaufputze sich dem Nolke zeigen werde. Lsatte
am Sonntag Frau Fingernagel die bsonoratioren zu einer
Abendgesellschaft versainmelt, so war cs ausgemacht, daß
am nächsten passenden Tage ein mindestens gleich glän-
zendes Fest bei der Rivalin gegeben rverden würde. wenn-
gleich diese sich so befehdenden und um die Norherrschaft
kämpfenden Damen sich selbstverstäridlich keineswegs sehr
freundschas-stch gesinnt waren, so brachte es doch die
dienstliche Stellung und die von der Universität herrühr-
ende Freundschaft der beiden Uiänner mit sich, daß
trotzdem ein leidlicher äußerer verkehr zwischen
den beiden Damen durch die Bemühungen der
Lhemänner ausrecht erhalten wurde.

Bei den immerhiii beschränkten Uiitteln, welche den
beiden Familien zu Gebote ftanden, konnte natürlich dieser
kostspielige lvettkampf auf die finanziellen verhältnifse
nicht ohne Linfluß bleiben. viele Genüsse, welche sonst
leirbl zu bestreiten gewesen wären, mußte man sich versagen,
auf manchen Sonntagsbraten mußte man verzichten, und
ivcnn auch die Frau Gerichtssekretär noch so wortreich
 
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