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Meggendorfers humoristische Blätter: Zeitschr. für Humor u. Kunst — 42.1900 (Nr. 497-509)

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https://doi.org/10.11588/diglit.20909#0029
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Meggendorfers Humoristische Blätter.

2>

Der SelMschließer.

lserr: „waruni halten Sie denn die Thüre offen?"

Bauer: „Ha, da steht doch ,nicht zumachen', und dasjsLuder geht iminer wieder zul"

von dem ausgezeichneten ksasen-
braten, der angeblich heute zu Mit-
tag ihrem guten INanne so sehr
gemundet, zu erzählen wußte, und
die Frau Gerichtsadjunkt, um ihre
Rivalin wie gewöhnlich zu über-
trumxfen, den Fasan überschweng-
lich lobte, welcher zwar sehr teuer,
aber gar so gut gewesen, so wußte
eine von der anderen ganz gut,
daß dies nur leere Prahlerei war.

Denn wozu wäre sonst der Dienst-
botentratsch?

Geradezu unglücklich waren
aber der Gerichtssekretär und der
Gerichtsadjunkt, beide anerkannt
tüchtige und strenge Beamte, aber
sehr schwache Lhemänner. Beide
mußten, um das Geld für diesen
Wettkampf zu erschwingen, immer
mehr und mehr von den gewohnten
^iebhabereien und Genüssen wie
Tigarren, Tarock, Bier opfern. Lrst
wurde eine Ligarre täglich gestri-
chen, dann ein Schoppen Bier, dann
ein Ausgang in der lVoche, dann
ein zweiter, so daß den beiden
armen Teufeln zuletzt nichts mehr
blieb, als täglich einige Pfeifen
Tabak, die sie, weil der Rauch
den Gardinen schadete, noch dazu
im Bureau rauchen mußten, und
ein einmaliger Ausgang in der
woche am Sonntag zum Früh-
schoppen.

So saßen denn die beidon Dul-
der eines schönen Sonntags, wäh-
rend ihre Damen stch auf der jdro-
menade ergingen, in einem dunkeln
Winkel im „schwarzen Adler"
und klagten sich wie gewöhnlich
gegenseitig ihr Leid.

„So geht es nimmer weiter,"
meinte Glanzmeier, nachdem er
melancholisch auf den schäbigen
Rest in seinem Glase geschaut.

„Ich hätte solchen Appetit, mir heute noch einen Ganzen zu
genehmigen — ich darf nicht."

„Du hast gut reden, daß es so nicht weiter geht — was
aber thun?"

„Jch werde ein kategorisches wort mit meiner Frau redenl"

„So? Nun gut. Wenn du so viel Lourage hast, kannst
du auch gleich mit meiner Frau redcn — ich .hu's nichtl"

„Ls geht aber nicht mehr so weiterl Ist das nicht ein
ksundeleben? Linmal in der Woche Ausgang, und da noch die
Gläser ängstlich zählen zu müssen?!"

Der Gerichtssekretär blickte nachdenklich in sein ,s. Nach
einer langen Pause meinte er:

„Dein Bramarbasieren imponiert mir nicht und wie ich '' e,
deiner Frau auch nicht. wenn wir mit List nichts ausrit.,
mit Gewalt, mein lieber Freund, geht es unbedingt nicht, de-
stnd wir zu schwach. Sie fangen an zu weinen, und du und
ich geben wie gewöhnlich nach."

„Du sagst mit List, hast du vielleicht einen Plan?"

„Ich glaube, ich hätte einen. ksör mich an."

Und leise, daß ja nicht vielleicht eine Silbe durch verrat
an die lieben Gattinen gelange, setzte der kserr Gerichtssekretär
dem begierig aufhorchenden Adjunkt seinen Plan auseinander.

„Ausgezeichnetl" rief Glanzmeier, als sein Freund geendet;
„aber —"

„Was hast du für ,aber'?"

„Wenn der Plan gelingt, was mach' ich dann mit meinerFrau?
Wer wird dann ihren Zorn wegtragen? Natürlich ich! Dank schönl"

„Ueberleg dir das. Line muß doch ohnehin, wenn die Ge-
schichte so fortgeht, aus diesem Aampfe als Siegerin hervorgehen.
Nur ist der Unterschied der, daß in diesem Falle wir beide mit
zu Grunde gehen. Gelingt aber mein Plan, so wird bloß deine
Frau ein wenig geärgert, meine Frau wird sich freuen und wir
beide sind gerettet. Die Rechnung ist doch klar? Da kann dir
die wahl nicht schwer kallen?! Und dann muß sich meine Frau
i vorher verpflichten, deine Frau nach dem Siege unbedingt zu
> versöhnen — "
 
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