22
rNeggendorfers Humoristische Blätter.
Meuer Mel.
A. : „Ls ist wirklich bewundernswert, mit welcher Ausdauer die Frau Rat ihre sechs Töchter zu Balle führtl"
B. : „Ia, die verdiente den Titel ksofballmutterl"
„lVarum soll gerade meine Frau das Gpfer sein?"
„Nun gut, damit wir gerecht vorgehen, losen wirl"
„So ist's recht. ksier zwei Streichhölzchen. Wer mit,Aopf'
zieht, dessen Frau bleibt Siegerin."
„lfollal Ich hab' das ksölzchen mit dem ,Aopfe'I"
„Du hast eben mehr Glückl" rief resigniert Glanzmeier.
„Docb es bleibt bei der Abrede. Ietzt aber nach Lfause, daß
wir zum Lssen nicht zu spat kommen."-
In seiner lvohnung angelangt, fand Sekretär Fingernagel,
seine Frau in der größten Aufregung.
„Ich sag' dir, lieber Fritz, wenn ich es nicht dir zu Gefallen
thäte — diese Glanzmeier -— es ist ja nicht mehr zum aus-
haltenl"
„Ahal" dachte der Sekretär, „jetzt geht es wieder los; das
ist wasser auf unsere Mühle." Laut setzte er hinzu: „was ist
denn geschehen, mein Rind?"
„Sie ist heute gerade in einem solchen Kleide auf der
jdromenade erschienen, wie mein neuestes ist — natürlich steht
es ihr gar nicht, dieser geschmacklosen Personl Aber meine ganze
Freude an dem Kleide ist hin, wenn sie ein gleiches hat — "
„Ich bitte dich, Pauline, reg dich nicht so aufl"
„Ivie sollte ich nichtl Dieses neidische Frauenzimmer, das
mir keine Freude gönnt, mir alles nachäfftl"
„Beruhige dich, komm her, Aind, und laß vernünftig mit
dir reden. — Ich hab' da eine köstliche Idee. Sag 'mal, du
haffest die Frau Glanzmeier wohl sehr?"
„Riesigl Ich könnte sie" —
„Na, na, nur nicht so hitzig l wenn ich dir nun ein Mittel
sagen würde, um deine Rivalin mit einem Schlage zu vernichten?"
„Du wolltest, lieber guter Fritz? — ach l sag schnell, wie kann
ich das?"
„Das geht nicht so schnell; erst mußt du mir versprechen,
feierlich versprechen, daß du meine Bedingungen erfüllen wirst."
„Alles, wenn du mir nur diese Befriedigung verschaffstl"
„Nun gut. Also vorerst, mein Aind, bekomme ick wieder den
Kasfaschlüssel"-
„Den Aassaschlüssel? Ia, zu was denn?"
„Bekomm' ich ihn, oder nicht?"
„Nun meinetwegen, aber" —
„Aein aber, bedingungslos! Also?"
„Du sollst ihn haben."
„Dann bekomme ich wöchentlich ohne weitere Lingaben
oder Bittgesuche oder gar nachträgliche Gardinenxredigten den
kfausschlüssel." —
„Ia, Mann, was hast du vor?"
„Nichts, ich stelle meine Bedingungen. Grfüllst du sie, so
schlägst du den Feind einmal gründlich aufs ksaupt, — erfüllst
du sie nicht, so behalte ich eben meinen Ariegsplan für
mich." —
„Du sollst auch den Lsausschlüssel haben." —
„Gut. Und drittens und letztens mußt du dich mit deiner
Rivalin, wenn sie gedemütigt am Boden liegt, versöhnen." —
„Das könnte ich nicht." —
„Dann sage ich nichts; diese Bedingung mußt du erfüllen." —
„Ls seil Auch zu dem willige ich einl"
„So höre denn!" Und nun entwickelte der Sekretär seinen
plan, wobei er natürlich verschwieg, mit wem und warum er
denselben vereinbart hatte.-
Nächsten Tags um die vierte Nachmittagsstunde war ein
stattliches Aaffeekränzchen bei der Frau Gerichtssekretär ver-
sammelt. Nur die Frau Glanzmeier sehlte noch. Den Gesprächs-
gegenstand bildete natürlich die Abwesende und der schöne, neue
Diwan, welcher am Tage vorher noch in der Auslage des
Möbelhändlers gestanden hatte und nun als neues Dekorations-
stück im Salon der Frau Gerichtssekretär xrangte.
Lndlich erschien die Lrwartete. Ihr erster Blick fiel aus
den Diwan.
„Aber Frau Gerichtssekretär, Sie haben ja schon wieder
eine- neuen Diwanl Das ist ja das Stück aus der Auslage
be.ui bsartmann, nicht wahr?"
„Ia, das ist er; direkt aus Wien angelangt. Ls soll ein
Unikuüi sein. Lr ist auf Bestellung nach dem Lntwurfe eines
berühmten Architekten gearbeitet, und dürfte kein gleiches Stück
zu haben sein. Gefällt er Ihnen?"-
rNeggendorfers Humoristische Blätter.
Meuer Mel.
A. : „Ls ist wirklich bewundernswert, mit welcher Ausdauer die Frau Rat ihre sechs Töchter zu Balle führtl"
B. : „Ia, die verdiente den Titel ksofballmutterl"
„lVarum soll gerade meine Frau das Gpfer sein?"
„Nun gut, damit wir gerecht vorgehen, losen wirl"
„So ist's recht. ksier zwei Streichhölzchen. Wer mit,Aopf'
zieht, dessen Frau bleibt Siegerin."
„lfollal Ich hab' das ksölzchen mit dem ,Aopfe'I"
„Du hast eben mehr Glückl" rief resigniert Glanzmeier.
„Docb es bleibt bei der Abrede. Ietzt aber nach Lfause, daß
wir zum Lssen nicht zu spat kommen."-
In seiner lvohnung angelangt, fand Sekretär Fingernagel,
seine Frau in der größten Aufregung.
„Ich sag' dir, lieber Fritz, wenn ich es nicht dir zu Gefallen
thäte — diese Glanzmeier -— es ist ja nicht mehr zum aus-
haltenl"
„Ahal" dachte der Sekretär, „jetzt geht es wieder los; das
ist wasser auf unsere Mühle." Laut setzte er hinzu: „was ist
denn geschehen, mein Rind?"
„Sie ist heute gerade in einem solchen Kleide auf der
jdromenade erschienen, wie mein neuestes ist — natürlich steht
es ihr gar nicht, dieser geschmacklosen Personl Aber meine ganze
Freude an dem Kleide ist hin, wenn sie ein gleiches hat — "
„Ich bitte dich, Pauline, reg dich nicht so aufl"
„Ivie sollte ich nichtl Dieses neidische Frauenzimmer, das
mir keine Freude gönnt, mir alles nachäfftl"
„Beruhige dich, komm her, Aind, und laß vernünftig mit
dir reden. — Ich hab' da eine köstliche Idee. Sag 'mal, du
haffest die Frau Glanzmeier wohl sehr?"
„Riesigl Ich könnte sie" —
„Na, na, nur nicht so hitzig l wenn ich dir nun ein Mittel
sagen würde, um deine Rivalin mit einem Schlage zu vernichten?"
„Du wolltest, lieber guter Fritz? — ach l sag schnell, wie kann
ich das?"
„Das geht nicht so schnell; erst mußt du mir versprechen,
feierlich versprechen, daß du meine Bedingungen erfüllen wirst."
„Alles, wenn du mir nur diese Befriedigung verschaffstl"
„Nun gut. Also vorerst, mein Aind, bekomme ick wieder den
Kasfaschlüssel"-
„Den Aassaschlüssel? Ia, zu was denn?"
„Bekomm' ich ihn, oder nicht?"
„Nun meinetwegen, aber" —
„Aein aber, bedingungslos! Also?"
„Du sollst ihn haben."
„Dann bekomme ich wöchentlich ohne weitere Lingaben
oder Bittgesuche oder gar nachträgliche Gardinenxredigten den
kfausschlüssel." —
„Ia, Mann, was hast du vor?"
„Nichts, ich stelle meine Bedingungen. Grfüllst du sie, so
schlägst du den Feind einmal gründlich aufs ksaupt, — erfüllst
du sie nicht, so behalte ich eben meinen Ariegsplan für
mich." —
„Du sollst auch den Lsausschlüssel haben." —
„Gut. Und drittens und letztens mußt du dich mit deiner
Rivalin, wenn sie gedemütigt am Boden liegt, versöhnen." —
„Das könnte ich nicht." —
„Dann sage ich nichts; diese Bedingung mußt du erfüllen." —
„Ls seil Auch zu dem willige ich einl"
„So höre denn!" Und nun entwickelte der Sekretär seinen
plan, wobei er natürlich verschwieg, mit wem und warum er
denselben vereinbart hatte.-
Nächsten Tags um die vierte Nachmittagsstunde war ein
stattliches Aaffeekränzchen bei der Frau Gerichtssekretär ver-
sammelt. Nur die Frau Glanzmeier sehlte noch. Den Gesprächs-
gegenstand bildete natürlich die Abwesende und der schöne, neue
Diwan, welcher am Tage vorher noch in der Auslage des
Möbelhändlers gestanden hatte und nun als neues Dekorations-
stück im Salon der Frau Gerichtssekretär xrangte.
Lndlich erschien die Lrwartete. Ihr erster Blick fiel aus
den Diwan.
„Aber Frau Gerichtssekretär, Sie haben ja schon wieder
eine- neuen Diwanl Das ist ja das Stück aus der Auslage
be.ui bsartmann, nicht wahr?"
„Ia, das ist er; direkt aus Wien angelangt. Ls soll ein
Unikuüi sein. Lr ist auf Bestellung nach dem Lntwurfe eines
berühmten Architekten gearbeitet, und dürfte kein gleiches Stück
zu haben sein. Gefällt er Ihnen?"-