Meggendorfers Hurnoristische BILtter.
80
Aokette: „Neulich ist mir beim
Anzünden einer Ligarette
ein Malheur xassiert."
kserr: „Schnurrbart ver-
, brannt?"
Kein Tric.
Humorerke von Ernft Jekelius.
ist vier Uhr nachmittags. In den bescheidenen
Redaktionsräumen der „Tagesxost" sitzt der
Praktikantz Lmil Aroner, und in der Thüre steht Fritz,
der Laufbursche, breitmaulig und mit einem schaden-
frohen Lächeln um die frechen Lippen: „Der kserr
Redakteur läßk deip Herrn Rroner sagen, daß er weg-
gegangen ist. Die Notiz von dem neuen Phonographen
war schon vor zwei Tagen i,n „Morgenblatt." Der
kserr Redakteur hat gesagt, der Herr Aroner sollten
besser auspassen, sonst sollten sich der kserr Uroner
anschauen . . ." Damit überreichte der Bengel dem
also Angesxrochenen die getadelte Notiz, einen Aus-
schnitt aus irgend einem hauptstädtischen Blatt, wie sie
alltäglich für die Tageschronik der provinzzeitungen be-
nützt werden. „Ist schon gut," brummte Kroner, indem
er den Ropf in ein großformatiges Iournal versenkte.
„Ia — aber," meinte Fritz, „wir brauchen jetzt noch
fünf Zeilen Stoff."
Der praktikant kramte ein wenig in seiner Schub-
lade und übergab dann dem Wartenden eine Notiz
über die Regenbogenfarben. Dann sah er noch wie
Fritz zur Thüre hinaus torkelte, dvrt in seiner bekann-
ten Tölpelhaftigkeit über den Laufteppich stolperte und
mit einem Fluch in die Druckerei verschwand; Aroner
war tief verletzt. Diese brutale Art und Weise seines
Lhefs, die Diener zur Ueberbringung von Nasen zu
verwenden, hatte ihn schon manchmal bis zu Thränen
erbittert. Und er — so sagte er sich, während er mit
zugeschnürter Aehle in dein schmalen Iimmer auf und
ab rannte — war sich treuer Pflichterfüllung voll be-
wußt. Ia, er hatte sogar eine schier aufregende Am-
bition, dem Aonkurrenzblatt, diesem inferioren „Morgen-
blatt," in seinem Ressort, dem „Allerlei", stets ein
Doubls vorzugeben. Und das war keineswegs leicht,
denn sein Rollege von der andern Zeitung war ein
älterer, mit allen ksunden gehetzter Iournalist, der eben
mit dieser mehr bunt als geschmackvoll zusammenge-
stellten Rubrik der ältern und vornehmern „Tagespost"
eine Uienge Abonnenten abspenstig gemacht hatte. Lr
war ihm abxr doch auf die Schliche gekommen. Als
er zu Beginn seiner kurzen Ieitungsthätigkeit mit un-
willigem Staunen entdeckt hatte, daß das „Morgenblatt"
sast täglich eine Anzahl von Miscellen brachte, die
in den großen Iournalen nicht zu finden waren, hatte
er sich mit echt journalistischer Findigkeit hinter einen
Seger des Aonkurrenzblattes gesteckt und diesen richtig
so weit bestochen, daß er ihm die Fundgrube des
Morgenblattallerlei verriet. Stern, der alte Fuchs, hatte
sich ein paar Bände einer großen Zeitung aus dem
Anfang der siebziger Iahre verschafft und druckte nun
lustig längstvergangene und vergessene Schnurrcn und
dergl. in seinem Blatte ab. Aroner lachte sich sröhlich
ins kleine Schnurrbärtchen. Dann kaufte er heimlich
Ieitungsmakulatur aus den sechziger Iahren und freute
sich diebisch, als er nun seinen Aonkurrenten mit einer
reichen Fülle von „neuen" Notizen übertrumpfen konn-
te, die auch in den großen Zeitungen nicht erschienen
waren. Auch die Regenbogennotiz war aus dieser
geheimen Sammlung älterer Neuigkeiten. Aber „der
Alte" sah freilich nicht etn, was er an Aroner hatte,
und ließ ihm nun durch den Tölpel, den Fritz, solche
Dinge sagenl Der hatte sicher in der Druckerei ge-
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Aokette: „Neulich ist mir beim
Anzünden einer Ligarette
ein Malheur xassiert."
kserr: „Schnurrbart ver-
, brannt?"
Kein Tric.
Humorerke von Ernft Jekelius.
ist vier Uhr nachmittags. In den bescheidenen
Redaktionsräumen der „Tagesxost" sitzt der
Praktikantz Lmil Aroner, und in der Thüre steht Fritz,
der Laufbursche, breitmaulig und mit einem schaden-
frohen Lächeln um die frechen Lippen: „Der kserr
Redakteur läßk deip Herrn Rroner sagen, daß er weg-
gegangen ist. Die Notiz von dem neuen Phonographen
war schon vor zwei Tagen i,n „Morgenblatt." Der
kserr Redakteur hat gesagt, der Herr Aroner sollten
besser auspassen, sonst sollten sich der kserr Uroner
anschauen . . ." Damit überreichte der Bengel dem
also Angesxrochenen die getadelte Notiz, einen Aus-
schnitt aus irgend einem hauptstädtischen Blatt, wie sie
alltäglich für die Tageschronik der provinzzeitungen be-
nützt werden. „Ist schon gut," brummte Kroner, indem
er den Ropf in ein großformatiges Iournal versenkte.
„Ia — aber," meinte Fritz, „wir brauchen jetzt noch
fünf Zeilen Stoff."
Der praktikant kramte ein wenig in seiner Schub-
lade und übergab dann dem Wartenden eine Notiz
über die Regenbogenfarben. Dann sah er noch wie
Fritz zur Thüre hinaus torkelte, dvrt in seiner bekann-
ten Tölpelhaftigkeit über den Laufteppich stolperte und
mit einem Fluch in die Druckerei verschwand; Aroner
war tief verletzt. Diese brutale Art und Weise seines
Lhefs, die Diener zur Ueberbringung von Nasen zu
verwenden, hatte ihn schon manchmal bis zu Thränen
erbittert. Und er — so sagte er sich, während er mit
zugeschnürter Aehle in dein schmalen Iimmer auf und
ab rannte — war sich treuer Pflichterfüllung voll be-
wußt. Ia, er hatte sogar eine schier aufregende Am-
bition, dem Aonkurrenzblatt, diesem inferioren „Morgen-
blatt," in seinem Ressort, dem „Allerlei", stets ein
Doubls vorzugeben. Und das war keineswegs leicht,
denn sein Rollege von der andern Zeitung war ein
älterer, mit allen ksunden gehetzter Iournalist, der eben
mit dieser mehr bunt als geschmackvoll zusammenge-
stellten Rubrik der ältern und vornehmern „Tagespost"
eine Uienge Abonnenten abspenstig gemacht hatte. Lr
war ihm abxr doch auf die Schliche gekommen. Als
er zu Beginn seiner kurzen Ieitungsthätigkeit mit un-
willigem Staunen entdeckt hatte, daß das „Morgenblatt"
sast täglich eine Anzahl von Miscellen brachte, die
in den großen Iournalen nicht zu finden waren, hatte
er sich mit echt journalistischer Findigkeit hinter einen
Seger des Aonkurrenzblattes gesteckt und diesen richtig
so weit bestochen, daß er ihm die Fundgrube des
Morgenblattallerlei verriet. Stern, der alte Fuchs, hatte
sich ein paar Bände einer großen Zeitung aus dem
Anfang der siebziger Iahre verschafft und druckte nun
lustig längstvergangene und vergessene Schnurrcn und
dergl. in seinem Blatte ab. Aroner lachte sich sröhlich
ins kleine Schnurrbärtchen. Dann kaufte er heimlich
Ieitungsmakulatur aus den sechziger Iahren und freute
sich diebisch, als er nun seinen Aonkurrenten mit einer
reichen Fülle von „neuen" Notizen übertrumpfen konn-
te, die auch in den großen Zeitungen nicht erschienen
waren. Auch die Regenbogennotiz war aus dieser
geheimen Sammlung älterer Neuigkeiten. Aber „der
Alte" sah freilich nicht etn, was er an Aroner hatte,
und ließ ihm nun durch den Tölpel, den Fritz, solche
Dinge sagenl Der hatte sicher in der Druckerei ge-