Meggendorfers Hurnoristische Blätter.
8s
Küchen-Zoologie.
lserr: „Was ist Ihnen?"
Dienstmädchen: „Die gnädige Frau hat mich ein 5chaf genannt!"
kferr: „Ilnd dariiber weinen 5ie? — 5ie sind ein Aamel, Anna!"
xlaudert und er war nun das Gespütt der 5etzerlehrlinge.
Alißmutig wars Aroner seinen Ueberzieher um und verließ die
Redaktion. Zwar hätte er von Rechts wegen noch die sertig
gedruckte Zeitung revidieren miissen, die in eincr halben 5tunde
herauskam. Aber hie und da schenkte man sich, nach dem Uluster
des Lhess diese eigentlich iiberfliissige Arbeit; denn der alte lcketteur
en pLZes war zwar ein 5chafskopf und arbeitete so mechanisch,
daß er ohne weiteres seine eigene Todesnachricht gesetzt und
eingeriickt HLtte, aber treu und zuverlässig war er; was man
ihm iibergab, das kam mit der 5icherheit eines Naturgesetzes
in der Zeitung.
Rroner begab sich also auf den Aorso der Hauptstraße
und vergaß gar bald an der 5eite von ein paar munteren
Backfischen seine 5orgen; die Ronkurrenz des „Ukorgenblattes",
die Grobheit des Thefs und die untergrabene Autorität beim
Tric.
5etzerpersonal. Abends nahm er sein Nachtmahl einsam in einer
beliebten weinstube des 5tädtchens ein. Lr hatte ein Röschcn
im Knopfloch, leuchtende Augeu und war iiberhaupt seelenver-
gnügt.
WLHrend er sein Brathuhn tranchierte, vernahm er plötzlich
am Nebentisch eine krästige Lache. Dort saßen ein paar Vffiziere
der Garnison und einer von ihnen — eben der so homerisch
aufgelacht hatte — war in die neueste Nummer der Tagespost
vertieft. Rroner schmunzelte vergniigt in sich hinein. Das konnte
nur die gelungene Pudelgeschichte sein, die er aus einer alten
Nummer der „Meggendorfer" herausgeschnitten hatte. Aber bald
wurde ihm unheimlich zu INute. Das Blatt ging von ksand zu
lsand; jeder lachte hellauf, und aus den dabei fallenden Aeußer-
ungen: „Nein, so was!" — „Das kann eben nur in der Provinz
passieren" und dergleichen, stieg ihm allmählich der Gedanke auf,
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Küchen-Zoologie.
lserr: „Was ist Ihnen?"
Dienstmädchen: „Die gnädige Frau hat mich ein 5chaf genannt!"
kferr: „Ilnd dariiber weinen 5ie? — 5ie sind ein Aamel, Anna!"
xlaudert und er war nun das Gespütt der 5etzerlehrlinge.
Alißmutig wars Aroner seinen Ueberzieher um und verließ die
Redaktion. Zwar hätte er von Rechts wegen noch die sertig
gedruckte Zeitung revidieren miissen, die in eincr halben 5tunde
herauskam. Aber hie und da schenkte man sich, nach dem Uluster
des Lhess diese eigentlich iiberfliissige Arbeit; denn der alte lcketteur
en pLZes war zwar ein 5chafskopf und arbeitete so mechanisch,
daß er ohne weiteres seine eigene Todesnachricht gesetzt und
eingeriickt HLtte, aber treu und zuverlässig war er; was man
ihm iibergab, das kam mit der 5icherheit eines Naturgesetzes
in der Zeitung.
Rroner begab sich also auf den Aorso der Hauptstraße
und vergaß gar bald an der 5eite von ein paar munteren
Backfischen seine 5orgen; die Ronkurrenz des „Ukorgenblattes",
die Grobheit des Thefs und die untergrabene Autorität beim
Tric.
5etzerpersonal. Abends nahm er sein Nachtmahl einsam in einer
beliebten weinstube des 5tädtchens ein. Lr hatte ein Röschcn
im Knopfloch, leuchtende Augeu und war iiberhaupt seelenver-
gnügt.
WLHrend er sein Brathuhn tranchierte, vernahm er plötzlich
am Nebentisch eine krästige Lache. Dort saßen ein paar Vffiziere
der Garnison und einer von ihnen — eben der so homerisch
aufgelacht hatte — war in die neueste Nummer der Tagespost
vertieft. Rroner schmunzelte vergniigt in sich hinein. Das konnte
nur die gelungene Pudelgeschichte sein, die er aus einer alten
Nummer der „Meggendorfer" herausgeschnitten hatte. Aber bald
wurde ihm unheimlich zu INute. Das Blatt ging von ksand zu
lsand; jeder lachte hellauf, und aus den dabei fallenden Aeußer-
ungen: „Nein, so was!" — „Das kann eben nur in der Provinz
passieren" und dergleichen, stieg ihm allmählich der Gedanke auf,